Quest
und wischte etwas von dem Blut ab. »Er scheint sich gebissen zu haben.
Haben Sie den Injektor gefunden?«
»Da drüben.« Er wies auf den Heilmitteltisch. Die gläserne Patrone war leer. Gut.
Vileena holte Reiniger, Klammerzange und Wundverschlu ss .
Der Edle Muntak machte sich zwar nichts aus Narben, wie alle Leute vom Clan der Rotbrauer, die sie kennengelernt hatte, aber sie würde seine Bi ss wunde trotzdem behandeln. Ein bi ss chen zumindest.
»Ist der Sprung eigentlich ge glückt?« fragte sie, während sie die Blutung stillte, Kleber auftrug und Klammern setzte. »Haben wir Insel 59 erreicht?«
Dawill gab ein knurrendes Geräusch von sich. »Das will ich doch schwer hoffen.«
»Wieso? Wie sieht es denn drau ss en aus?«
»Absolut öde. Wir sind in einer Randzone, soviel steht fest.
Aber so, wie ich mich fühle, könnten wir auch am anderen Ende des Universums gelandet sein.«
Nach und nach vervollständigte sich die Besatzung in der Zentrale. Die MEGATAO glitt ruhig und unbehelligt durch die sternenarme Randzone einer Ga laxis, bei der es sich, wie man anhand der Quasarmuster bald feststellte, tatsächlich um Insel 59 handelte. Felmori machte sich unverzüglich daran, das Koordinatensystem der Galaxis so zu rekonstruieren, wie der Yorse es aufgebaut hatte. Das war mittels der
Gesprächsaufzeichnung nicht weiter schwierig, zumal es ohnehin den in der Reichsflotte gebräuchlichen Konventionen für galaktische Navigation entsprach. Sobald die astronomische Station wieder besetzt war, machte sie sich auf Gehei ss des Ersten Navigators an eine Durchmusterung des sichtbaren Sternhimmels, und bald ergo ss sich ein Strom von Vermessungsdaten in die Rechner.
Die meisten der übrigen Edlen langweilten sich. Bleek hockte regungslos an der Steuerung und wartete, da ss Muntak beschlo ss , wieder gesund zu sein. Die Kommunikatoren hatten hier in dieser fremden Galaxis niemanden, mit dem sie hätten kommunizieren können. Die Raumüberwacher überwachten den Raum, fanden aber nichts und niemanden. Die einzigen, die noch etwas zu tun hatten, und nicht einmal wenig, waren die Maschinenführer. Das Austauchen hatte zahlreiche Schäden verursacht, von denen zwar keiner bedrohlich war, die jedoch in ihrer Gesamtheit die Einsatzbereitschaft des Raumschiffs gefährdeten und daher erst behoben werden mu ss ten, ehe es weitergehen konnte. So war in diesen Tagen das ständige Hintergrundgeräusch in der Zentrale Grennes derbe Stimme, wie er Reparaturgruppen zu geplatzten Leitungen, verdunkelten Gangabschnitten und ausgefallenen Versorgungseinheiten dirigierte oder mit den Maschinenverwesern über unruhig laufende Reaktoren und stotternde Triebwerke diskutierte.
Als der Kommandant die Zentrale zum ersten Mal seit der Ankunft in Insel 59 wieder betrat, waren drei arbeitsame Tage vergangen. Es hatte Gerüchte gegeben, Quest habe entsetzlich unter dem Austauchschmerz gelitten. Doch wie er durch die Tür trat, sah er aus wie das blühende Leben, voller Saft und Kraft und Autorität, und alles duckte sich unwillkürlich, bis auf
Dawill, der steif und ergeben neben seinem Sessel stand und die Befehle des Kommandanten erwartete.
»Edler Grenne, wie ist der Zustand des Schiffes?« fragte Quest als erstes.
Der untersetzte Maschinenführer starrte auf seine Instrumente hinab. »Es wird noch etwa zwei bis drei Tage dauern, bis wir klar Schiff sind.«
»Woran liegt es?«
»Oh, es… es sind einfach zu viele kleine Schäden. Gerade haben wir ziemliche Probleme mit den Geschützsteuerungen, und am Hyperkonverter mu ss ten wir einiges austauschen… Noch so ein Sprung, Erhabener Kommandant, und die MEGATAO
mu ss in die Werft.«
»Vorher wird sich das auch kaum machen lassen«, meinte Quest unbeeindruckt und lie ss sich in den Kommandantensessel sinken. »Edler Felmori, was könnt Ihr uns zeigen? Habt Ihr unser Ziel schon ausgemacht?«
Der Erste Navigator strich sich eine Strähne hellen Haars aus der Stirn. »Wir haben«, näselte er, »das Koordinatensystem von Insel 59 rekonstruiert und unsere eigene Position darin ermittelt.
Von jenen Koordinaten, die der Yorse für die Heimatwelt der Mem’taihi angegeben hat, trennen uns rund sechzigtausend Lichtjahre.«
Quest kniff die Augen zusammen und warf dem Ersten Maschinenführer einen Seitenblick zu. Grenne nickte zum Zeichen, da ss er verstanden hatte. Das war noch einmal eine enorme Strecke, die die MEGATAO bewältigen mu ss te.
»Allerdings…«, fuhr Felmori fort und hielt
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