Quest
eine rattenähnliche kleine Frau am Ende der Schlange den Aufseher, gerade als sie an Bailan vorbeikamen, und sah ihn dabei vielsagend an.
»Das hab’ ich doch vorhin erklärt«, knurrte der Aufseher.
»Kannst du eigentlich nie zuhören?«
»Schon gut«, maulte die Frau und warf Bailan noch einmal einen vielsagenden Blick zu.
Als sie zum Hangar hinaus waren, schlo ss sich das Schott wieder und verschluckte das Geräusch ihrer Schritte. Bailan stand ratlos da, starrte das lackierte Stahltor an und wu ss te nicht, was er tun sollte.
Eine Stimme, die aus unbestimmbarer Höhe plötzlich auf ihn niederhallte, lie ss ihn zusammenzucken. »Na, wenn das nicht der junge Bewahrer ist…?«
Bailan wandte sich um. Auf der Oberseite des Raumschiffs stand eine hagere Gestalt. »Ihr?« entfuhr es ihm, als er Smeeth erkannte. »Was macht Ihr denn…? Ich dachte, ich wäre allein.«
Smeeth war gerade dabei, ein schimmerndes Metallstück mit einem unansehnlichen grauen Lappen abzureiben. »Die Montageleute sind ein Gyr vor den Niederen gegangen. Um ihren Stand zu wahren, vermutlich, denn zu tun gäbe es noch jede Menge.«
»Ja, sieht ganz so aus«, sagte Bailan mit einem Blick auf den freigelegten Bauch des Schiffes.
»Willst du nicht heraufkommen? Es strengt an, bei einer Unterhaltung die ganze Zeit schreien zu müssen.« Smeeth deutete auf das Gerüst, das um das hintere Ende des dunklen Raumschiffes errichtet worden war. »Dort mu ss es eine Leiter geben, die heraufführt. Glaube ich zumindest.«
Bailan hatte eigentlich nicht den Eindruck gehabt, da ss sie bereits eine Unterhaltung führten, aber weil er nicht recht wu ss te, wie er sich schicklich davonmachen konnte, erklomm er eben die Leitern, die von Ebene zu Ebene durch das Gerüst hinaufführten. Oben angekommen, zögerte er, die dunkle, sanft abwärts gewölbte Hülle zu betreten. Smeeth stand mitten darauf, vor einer rechteckigen Öffnung in der Au ss enhaut, und es sah absolut halsbrecherisch aus.
»Solange du in der Mitte bleibst, rutscht du nicht ab«, sagte der Unsterbliche. »Aber du kannst gern auf dem Gerüst stehen bleiben, wenn es dich beruhigt. Auch das ist schon ein Fortschritt.«
Das wollte Bailan nicht auf sich sitzen lassen. Er tastete mit dem Fu ss auf die Hülle hinab, die wie schwarzes Eis schimmerte, und fand überraschend stabilen Halt..
»Vierhundert Jahre ungeschützt im freien Raum«, meinte Smeeth. »Partikelströme, Mikromaterie, Strahlung. Die Hülle ist so zerkratzt, da ss man Holz damit schmirgeln könnte. Und leider gibt es an Bord der MEGATAO keine Einrichtung, um sie abzuschleifen.« Er ging in die Hocke und deutete auf die klaffende Öffnung vor sich, wo zwei Paare seltsamer Aggregate hintereinander angeordnet waren, die wie längs durchgeschnittene Kegel aussahen und durchdringend blau schimmerten. »Ich bin dabei, vier kleine Hyperkonverter zu einem zusammenzuschlie ss en. Nicht ganz so einfach, wie ich gedacht habe. Sie verwenden heutzutage andere Gravitonanschlüsse, und dem Resonanzverhalten mu ss man auch ein bi ss chen auf die Sprünge helfen… Na ja. Ich hoffe, ich bekomme es hin.« Er schob den Metallstift in eine Halterung und nahm sich den nächsten vor. »Und du? Was führt dich hierher?«
»Ähm, also…« Bailan zögerte. Wie sollte er das erklären?
»Du hast jemanden gesucht, nicht wahr?« Der Unsterbliche lächelte beim Polieren. »Jemand von den Niederen. Ein Mädchen, vermute ich einfach mal.«
Bailan nickte. »Sie und ich, wir… ich meine, ich wei ss nicht, ob sie…« Er schüttelte seufzend den Kopf. »Ich wei ss nicht, wie ich es erklären soll.«
»Wer ist es denn?«
Und Bailan erzählte, erst zög ernd, dann aber, als bräche ein Damm, der Worte zurückgehalten hatte, die dringend gesagt werden wollten. Einzig die Umarmung erwähnte er nicht.
»Ah, die Tiganer«, nickte Smeeth bedächtig. »Dieses geplagte Menschengeschlecht. Die können einem wirklich leid tun. Tiga ist eine wunderschöne Welt, warm, freundlich, eine der gelungensten genetischen Anpassungen überhaupt. Leider sind die Tiganer selber so schön geworden, da ss es besser gewesen wäre, sie hätten niemals wieder Kontakt zur übrigen Menschheit gefunden.«
»Ist es wahr, da ss man Tiganer wegen ihrer Haut getötet hat?«
»Ja, und ich fürchte, man tut es noch immer. Es gab Zeiten, da hat man regelrecht Jagd auf sie gemacht, hat Sessel, Kissen und Mäntel mit ihrer Haut überzogen. Als beste Methode galt einmal, Tiganer über
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