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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Seine Hand tastete zuckend umher, Dinge fielen herab, da war etwas, ein Griff, ein Knopf, etwas, das man sich gegen die Haut drücken konnte, ein jäher Bi ss an der Stelle, und dann, endlich, erlösende Stille.

 
     
    3
     
    EIN SCHMERZ, ein Schlag. Dawill fuhr hoch, sa ss dann mit dumpf dröhnendem Kopf auf seiner Pritsche, und ihm war schlecht. Das Licht flackerte, legte verschwommene Ränder um alle Kanten. Das Austauchen, ja, genau. Kein böser Traum.
    Böse Realität. Die Innenseite seines Schädels brannte, da ss er hätte schreien können. Aber damit konnte er sich nicht aufhalten. Er mu ss te in die Zentrale. Der Erste Verweser durfte nicht nach allen anderen ankommen, auch wenn die Edlen weniger unter dem Austa uchschmerz litten und die kürze ren Wege hatten. Er stemmte sich hoch, tonnenschwer, und plötzlich wurde ihm so speiübel, da ss er es mit Mühe noch bis zum Wasserbecken schaffte.
    Kühles Wasser über das Gesicht, den Mund ausspülen. Er fühlte sich zum Sterben elend. Und wie er aussah! Er zup fte das Langhemd zurecht. Die Würdejacke hing noch über dem Stuhl, auf dem auch das Röhrchen mit Trank Grau lag. Er hatte vorsichtshalber nur die Hälfte genommen, um nicht zu spät aufzuwachen. Vielleicht war das ein Fehler gewesen. Nein, im Grunde war er sich sicher, da ss das ein Fehler gewesen war. Sein Schädel schien bei der kleinsten unachtsamen Bewegung platzen zu wollen, und man machte allerhand unachtsame Bewegungen, wenn man sich in eine Würdejacke zwängte.
    Er mu ss te in die Zentrale. Nur nicht in den Spiegel sehen.
    Noch ein Blick in die Runde, nichts vergessen. Die Pritsche zerwühlt -
    das hatte Zeit. Die kahlen, wei ss en Wände
    flimmerten; sicher eine Nachwirkung des Schmerzes oder des Tranks. Da, der Kommunikator noch auf dem Tisch. In die Tasche damit. Und jetzt aber los.
    Drau ss en der Gang verlassen. Ein Alarmlicht, aber nichts wichtiges. Der Boden schwankte ein wenig, Einbildung vielleicht oder doch eine Störung der künstlichen Schwerkraft.
    Man würde sich darum kümmern müssen, nachher. Kein Wachmann am unteren Schott, natürlich nicht. Aber die Automatik erkannte ihn und lie ss ihn ein. Die Wendeltreppe hoch war mörderisch, um ein Haar hätte er sich noch einmal übergeben müssen. Zweimal verschnaufen, den kalten Schwei ss von der Stirn wischen, dann weiter. In seinen Ohren dröhnte es.
    Zu seiner ma ss l osen Verblüffung war er nicht der letzte in der Zentrale, er war der erste. Die Dyaden standen verlassen, die Instrumententafeln glommen im Ruhemodus, durch die Sichtscheiben war ein lichter, bewegungsloser Sternenhimmel zu sehen. Abgesehen von dem Rauschen in seinen Ohren war es still. Er trat an die Dyade der Maschinenführer, zwang seine Konzentration auf die Anzeige des Schiffszustandes. Es hatte wohl einige Schäden beim Austauchen gegeben, aber nichts Dringendes, soweit er das erkennen konnte.
    Als er zur Raumüberwachungsdyade wollte, sah er ihn. Und erst da fiel seinem schmerzenden Hirn ein, da ss er ja unmöglich allein in der Zentrale hatte sein können. Muntak lag unter seinem Sessel, zusammengekrümmt wie ein Embryo. Und das, was da rot auf den Boden geschmiert war, konnte nur Blut sein.
    Es war wie ein Auftauchen durch einen Nebel, der immer heller und lichter wurde und schlie ss lich zu grauem Dunst zerstob. Und dem Blick das lüsterne Spiel toyokanischer Waldkobolde offenbarte.
    Das nervtötende Geräusch pa ss te nicht dazu. Vileena blinzelte und erkannte, da ss sie auf die Deckenmalerei im Schlafzimmer des Kommandanten starrte, der wie ein schnaufender Berg neben ihr lag. Und das Geräusch war ihr Alarmsummer.
    Sie setzte sich auf und schaltete den Alarm ab. Dann beugte sie sich zu Quest hinüber, fühlte seine Stirn, die kühl war, und seinen Puls, der schwach, aber normal schlug. Keine unmittelbare Gefahr also. Sie konnte es riskieren, ihn allein zu lassen. Sie hatte ihm eine höhere Dosis gegeben, also würde er wohl erst in einigen Gyr erwachen.
    Sie fühlte sich immer noch leicht benommen, als sie in der Heilstation ankam. Dawill war da, er sah bleich und elend aus, doch er hatte es irgendwie geschafft, den schlafenden Muntak, der aus einer üblen Wunde am Mund blutete, hierher zu bringen und auf die Liege zu wuchten.
    »Ihr entschuldigt, da ss ich das Oberdeck unaufgefordert betreten habe«, sagte der Erste Verweser rauh, »aber ich…«
    »Schon gut«, nickte Vileena und bereute die Kopfbewegung im selben Moment. Sie griff nach einem Tuch

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