Quest
Das konnte nur ein Test sein. Der einzig geeignete Anwärter war selbstverständlich er, Uboron.
»Und damit Sie nicht denken, Sie mü ss ten ihn schützen oder schlechtreden«, sagte Quest und klopfte auf die Schreibfolien und Papiere, die vor ihm lagen, »will ich nicht unerwähnt lassen, da ss ich bereits e tliche Meinungen über ihn einge holt habe. Es wäre nicht vorteilhaft, wenn Ihre Aussage allzu weit davon abweicht.«
»Ich verstehe«, sagte Uboron. Jetzt hie ss es, geschickt zu agieren. Die Wahrheit zu sagen, sie aber so klingen zu lassen, da ss der Kommandant nur zu einem einzigen Urteil kommen konnte.
Also beschrieb er die heilerischen Qualitäten Karsdaros, die für sich genommen unbestritten waren. Er schilderte einige Fälle, scheinbar, um Karsdaros Können zu preisen, tatsächlich aber, um zwischen den Worten aufscheinen zu lassen, da ss der Heiler dazu neigte, schlecht organisiert zu handeln, von Menschenführung nichts verstand und im Krisenfall zweifellos versagen würde. Er war versucht, mit einer dünnen, gezwungen klingenden Empfehlung für Karsdaro als Ersten Heiler zu schlie ss en, aber im letzten Moment war ihm das doch zu heikel, und er lie ss es bleiben.
»Verstehe«, nickte der Kommandant. »Danke. Eine andere Frage. Hat es Ihres Wissens einen Fall gegeben, in dem Heiler Karsdaro gegen Gesetze versto ss en hat?«
War das etwa ein ausschla ggebender Gesichtspunkt? Uboron runzelte die Stirn. Karsdaro war viel zu übergenau, als da ss in dieser Richtung etwas zu holen gewesen wäre. »Meines Wissens nicht«, mu ss te er widerwillig einräumen.
»Können Sie sich vorstellen, da ss er sich bestechen lassen würde, um, sagen wir, eine meldepflichtige Krankheit zu verschweigen?«
Karsdaro? Was für ein Gedanke! »Nein, Erhabener Kommandant«, sagte Uboron. »Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
Quest machte sich Notizen. »Gut. Ich danke Ihnen, Heiler Uboron. Sie können jetzt gehen.«
Während der nächsten Orientierungsphase kam Quest in die Zentrale. Er wirkte rastlos und ungeduldig. Er lie ss sich von allen Dyaden Bericht erstatten, nur Muntak, der kaum aufsah und mit vier Händen gleichzeitig zu schalten schien, wagte auch er nicht zu stören.
Der Einzige, der Bemerkenswertes zu berichten hatte, war Felmori. »Wir sehen jetzt etwas im Zielbereich«, verkündete er und legte die entsprechende Aufnahme des Teleskops auf den gro ss en Bildschirm. »Etwas absolut Ungewöhnliches. Offen gestanden habe ich keine Ahnung, womit wir es hier zu tun haben könnten.«
Der Schirm zeigte wieder die grobkörnigen Umrisse einiger weniger Sterne, fast deckungsgleich mit der letzten Aufnahme des Zielgebiets. Doch wo sich zuvor die zwei dünnen blauen Linien gekreuzt hatten, war nun ein nebelhafter Kreis zu sehen.
»Und Ihr seid sicher, da ss es kein Bildfehler ist?« knurrte Quest.
»Das war auch mein erster Gedanke, Erhabener
Kommandant«, sagte Felmori gelassen. »Ich habe die Aufnahme deshalb mehrfach wiederholen lassen. Immer dasselbe Bild.
Dort ist ganz ohne Zweifel etwas.«
»Was immer es ist, es mu ss riesig sein.«
»Wenigstens ein Lichtjahr im Durchmesser«, sagte der Erste Navigator.
Quest starrte eine Weile darauf, dann nickte er. »Behaltet es im Auge. Vielleicht sehen wir bei den nächsten Orientierungsphasen mehr.« Damit wandte er sich zum Gehen.
Die Männer in der Zentrale blickten ihm nach. Sie tauschten sich nicht über ihre Beobachtungen und Vermutungen aus.
Hätten sie es getan, sie wären einhellig zu dem Schlu ss gekommen, da ss Quest äu ss erst schlecht aussah. Der Tod der Ersten Heilerin schien ihm ziemlich nahe zu gehen. Vermutlich war doch etwas daran gewesen, an den Gerüchten um eine Verbindung zwischen den beiden.
Den Heilern konnte er sich nicht anvertrauen. Uborn war gefährlich ehrgeizig, und Karsdaro kam erst recht nicht in Frage.
Er mu ss te es selber tun. Und er mu ss te es rasch tun, ehe seine Hände zu taub und gefühllos wurden und er nicht mehr klar denken konnte vor Schmerzen.
Quest wählte die Nacht für sein Vorhaben. Die MEGATAO
war im Hyperraum, niemand würde etwas von ihm wollen, niemand würde bemerken, da ss er die Türen zu seinen Gemächern verriegelt hatte.
Er holte die Tasche mit den Heilmitteln aus dem Schrank, in dem er sie versteckt hatte, stellte sie nach einiger Überlegung auf den virijagischen Rundtisch und räumte alles andere ab. Er würde mit dem Rücken gegen die Steinskulptur sitzen, die Vileena so
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