Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
verabscheut hatte. Er legte die Unterlagen zurecht, das Blatt mit den Dosierungen, die Anleitung für die Pumpe, stellte die Gläser Sud Klar und Sud Blau auf. Die Pumpe selber, die Leitungen dazu, und die Nadeln. Wundverschlu ss . Er betrachtete das Arsenal an Fo lterwerkzeugen, fragte sich, ob sich seine Atmung von dem blo ss en Anblick verändert hatte oder ob der Schub voranging, und legte sicherheitshalber eine Rolle kräftiges Klebeband dazu. Dann setzte er sich.
    Nur nicht lange nachdenken. Einen Handgriff nach dem anderen. Es waren nur Nadeln, Vileena hatte ihn Hunderte von Malen damit gestochen, er würde es auch können. Er nahm eine aus dem Behälter, koppelte eine Leitung an, die er mit der Pumpe verband, und legte beides auf ein keimabweisendes Tuch. Dann ma ss er mit je einem Füllstab Sud Klar und Sud Blau in die Pumpbehälter ab. Nicht unbedingt die richtige Reihenfolge, überlegte er, während er die Dosierung mehrmals anhand Vileenas Notizen kontrollierte.
    Er ri ss einige lange Streifen Klebeband ab, vergewisserte sich noch einmal, da ss alles in Reichweite war, legte den linken Unterarm flach auf den Tisch und fixierte ihn mit den breiten, festen Streifen. Am schmerzvollsten, dachte er grimmig, würde es jedenfalls sein, die Klebstreifen wieder von seinem dicht behaarten Arm abzurei ss en.
    So. Jetzt. Wie hatte sie das immer gemacht? Die Oberseite seiner Hand massiert, bis die Venen deutlich hervortraten. Er mu ss te sich nicht nur stechen, er mu ss te auch treffen, das war die Herausforderung. Er rollte die weiche Haut seiner linken Hand mit tauben Fingern und entschied sich für eine Vene, die sich wie ein dunkelblauer Wurm vom Ringfinger Richtung Handgelenk schlängelte.
    Ah, er hatte den Keimabweiser vergessen. Damit hatte sie die Stelle immer eingerieben. Nun, es mu ss te auch so gehen. Mit einer Infektion würde er immer noch zu den Heilern gehen können. Er drückte die Taste, die die Zuleitung der Nadel mit Sud Blau füllte. Die Flie ss geschwindigkeit mu ss te er noch einstellen. Quest konsultierte das Protokollblatt, drehte die Rändelschraube auf den letzten Wert, den Vileena gewählt hatte.
    Dann nahm er die Nadel zwischen die Finger.
    Sie fühlte sich kalt an, als er sie sich auf die Haut setzte, genau auf die Gabelung der Vene. Er holte tief Luft und gab seinen Fingern einen Ruck. Mühelos glitt die metallene Spitze durch die Haut. Er betrachtete sein Werk. Das sah gut aus. Ein roter Schimmer - Blut - am oberen Ende der Nadel, dort, wo die Leitung angebracht war, verhie ss , da ss er es auf Anhieb geschafft hatte. Ein seltsames Triumphgefühl erfüllte ihn. War es also doch nicht so schwer, wie er befürchtet hatte. Er konnte es schaffen, zur Not ganz allein.
    Er pulte die Klammer um die Nadelhalterung zurück. Die zwei weichen Flügel entrollten sich und verklebten sich prickelnd mit der Haut. Puh, jetzt war ihm doch etwas schummrig. Er lehnte sich zurück, an den beruhigend kühlen Steinsockel, und schaltete die Pumpe ein.
    Wie ein Schlag durchzuckte ihn der Schmerz, ein Gefühl unerträglicher Hitze, das überall im Körper zugleich war. Das war falsch, das war ganz falsch. Mit Tränen in den Augen fand er den Schalter an der Pumpe und legte ihn zurück, sank über dem Tisch zusammen, schnappte nach Luft, bis es nachlie ss . Die Kühle an der Stirn tat gut. Der unnatürlich verdrehte linke Arm tat nicht gut, aber er wollte es nicht riskieren, ihn zu lösen.
    Blinzelnd kam er hoch, las die Zahlen in Vileenas Liste noch einmal durch. Kontrollierte die Einstellung an der Pumpe. Um den Faktor zehn zu hoch. Er hatte Schwierigkeiten, die kleinen Ziffern zu erkennen, das war es. Zurückdrehen, feststellen. Noch einmal und noch einmal prüfen.
    Diesmal fühlte es sich so an, wie er es kannte. Endlich. Er lehnte sich zurück, schlo ss die Augen. Nicht einschlafen, sagte er sich. Wach bleiben.
    Es kam ihm wie ein Wunder vor, da ss er am nächsten Morgen erwachte und immer noch lebte. Die Verankerung des Arms hatte irgendwann nachgegeben, v ermutlich, als er schlafend zur Seite gesunken war, die Nadel hatte gehalten, die Pumpe sich nach dem letzten Tropfen Sud Klar abgeschaltet, und das Kribbeln war verschwunden, restlos. Und ja, es brannte höllisch, sich Klebstreifen von der Haut zu rei ss en, die eigentlich für die Befestigung von Gravitonkabeln an Stahlwänden gedacht waren.
    Tatsächlich, er fühlte sich gut. Quest rappelte sich hoch, kramte den Löser aus der Tasche und gab ein paar

Weitere Kostenlose Bücher