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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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befahl den Start und wünschte gerufen zu werden, sobald der erste Etappenpunkt erreicht war. Das wü rden dann zehntausend Lichtjahre sein, ausreichend für parallaktische Bildaufnahmen, aus denen sich eine vorläufige Sternkarte von Insel 59 erstellen lie ss .
    »Und erinnern Sie Munta k daran«, meinte der Kommandant zum Schlu ss , »da ss es nach wie vor keinen Grund gibt, langsamer als mit maximaler Geschwindigkeit zu fliegen.«
    Da war es wieder, das Kribbeln unter der Haut, wie von Millionen winziger Insekten, die Gänge durch das Oberhautgewebe fra ss en, krabbelten und nagten und sich vermehrten, zum Wahnsinnigwerden.
    Quest lag auf dem Bett, die Hände in zwei Kristallschalen mit Eiswasser, von dem er sich ab und zu etwas über den Leib strich, mehr um sich durch einen anderen Reiz abzulenken, als da ss es irgend etwas geholfen hätte. Das Atmen fiel ihm schwer, seine Lunge rasselte und pfiff, und er fühlte sich elend, verraten von seinem zerfallenden Körper, im Stich gelassen von der Frau, der er sein Leben anvertraut hatte, dem Tod näher als je zuvor.
    Er stöhnte, weil er nicht schreien durfte, aber irgendein Laut mu ss te heraus. Fünfundfünfzigtausend Lichtjahre noch. Eine Ewigkeit. Früher eine unüberbrückbare Distanz, in jenen Zeiten, in denen die Legenden um den Planeten des Ursprungs entstanden waren. Die Alten, die den Quell allen Lebens zum ersten Mal besungen hatten, konnten nie hoffen, ihn einst zu finden. Welch ein Wunder, da ss all die Sagen über den Punkt des Anfangs nicht vergessen wurden. So viele Völker, so viele Welten, Kulturen, die unabhängig voneinander entstanden waren und nur das gedeutet hatten, was sie am Himmel sahen, alle hatten sie ein Wort geprägt für diese ferne, vergessene Welt.
    Tampsted, der Beginn der Zeit. Amdyra, der erste Samen.
    Gondwaina, die Welt aus Gold. Das stammte von Temur, von wo aus einst Toyokan besiedelt worden war. Sein Oheim hatte ihm die alten temurischen Märchen erzählt, vor langer Zeit, als er noch auf seinen Knien sitzen konnte. Selbst die Gheiro, jene schmächtigen, gro ss äugigen fremden Wesen, mit denen Temur eine Zeitlang Kontakt hatte - lange bevor der Kontakt zum Reich von Gheerh entstand, selbst diese Fremden hatten Legenden gekannt, hatten die sagenhafte Welt Eirado gehei ss en, das Herz des Seins. Und Hiden nannte sie der älteste Mythos von allen, die Sage von Lantis…
    Ein greller Schmerz, der sich quer durch seinen Schädel bohrte, lie ss Quest aufstöhnen. Obwohl er lag, wurde ihm speiübel, kaum weniger schlimm als nach dem Erwachen aus dem Austauchschlaf. Doch zugleich fiel ihm wieder etwas ein, etwas, das ihm unter dem unablässigen Ansturm der Schmerzen ganz entfallen war. Er wälzte sich herum, zog das Fach am Kopfende seines Bettes auf, tastete mit verschleiertem Blick darin herum, bis er eine gro ss e Dose zu fassen bekam. Er öffnete den Deckel, blinzelte, aber der Schleier wollte nicht weichen.
    Eine Mischung aus Korn Rot, Korn Gelb und Korn Braun, die Vileena ihm bereitet hatte; den Farben nach war es die richtige Packung. Er setzte an und kippte den halben Inhalt der Dose in seinen Mund, dann spülte er einen Schluck Eiswasser hinterher, und schaffte es gerade noch, den Deckel zuzudrehen, ehe seine Eingeweide verrückt spielten.
    Aber es half. Die Insekten verschwanden bis auf ein paar hartnäckige Widerstandsnester in den Händen und den Fu ss sohlen. Die Übelkeit lie ss nach, er atmete leichter. Er konnte sich sogar aufsetzen, und es fühlte sich an, als würde er bald aufstehen können und wie ein gesunder Mensch aussehen. Nur sein Blick wollte nicht klar werden.
    Uboron war bereit, alles zuzugeben, au ss er da ss es seine Schuld war, da ss die Edle Vileena sich derart aufgebracht auf den Weg ins Unterdeck gemacht hatte. Niemals. Wenn sie sich so sehr über die zumeist vorgetäuschten Wehwehchen uneinsichtiger, arbeitsscheuer Niederer hatte aufregen müssen, da ss sie keine Leiter mehr hinabklettern konnte, dann war ihr eben nicht zu helfen gewesen.
    So sa ss er grimmig da und beobachtete die im Halbdunkel kaum auszumachenden Umrisse der mächtigen Gestalt Quests.
    »Nach dem Tod der Edlen Vileena«, lie ss der Kommandant sich vernehmen, »stehe ich jetzt vor der Aufgabe, einen neuen Ersten Heiler zu benennen.«
    Uboron hob die Augenbrauen. Ja, richtig. Daran hatte er noch gar nicht gedacht.
    »Um mir ein Bild zu machen«, fuhr Quest fort, »möchte ich Ihre Meinung über Heiler Karsdaro hören.«
    Karsdaro?

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