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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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breitbeinig auf die Kante des Sessels, legte den nackten Unterarm vor sich auf das Pult, die Handfläche nach oben, so da ss die weiche Unterseite vor ihm lag, und fuhr mit den Fingern der anderen Hand der Länge nach darüber, in sanften, massierenden Bewegungen.
    »Ich verstehe immer noch nicht…«, begann Quest, doch Smeeth schnitt ihm erneut mit jener unbegreiflichen Autorität, die er die meiste Zeit zu verbergen wu ss te, das Wort ab.
    »Geduldet Euch.«
    Hastige, schwere Schritte auf der Treppe kündigten den Heiler an. Dessen Blick galt natürlich zuerst Quest, doch Smeeth sagte sofort: »Ich bin es, der Ihre Hilfe braucht, Heiler Uboron. Und es ist nichts Schlimmes.«
    »Ihr?« Der Hüne keuchte noch. »Meine Hilfe?«
    »Ich brauche ein Mittel, das die Durchblutung der Haut anregt.«
    »Ein Mittel, das… wie bitte?«
    »Ein Mittel, das die Durchblutung der Haut anregt.«
    Der Heiler starrte ihn an. »Wieso? Was ist mit Eurer Haut?«
    »Mit meiner Haut ist alles in bester Ordnung«, sagte Smeeth.
    »Ich glaube, ich habe mich unklar ausgedrückt. Das eben war keine Bitte, es war ein Befehl.«
    »Sehr wohl«, nickte Uboron bl inzelnd. »Ihr wollt die Tinktur Violett?«
    »Wie auch immer der Name ist.«
    Der Heiler griff in seinen ledernen Gürtelbeutel. »Tinktur Violett. Die habe ich stets bei mir.« Er zog eine kleine Phiole mit einer zartviolett gefärbten Flüssigkeit hervor und reichte sie Smeeth zögernd, als der die Hand danach ausstreckte. »Darf ich trot zdem fragen, wozu Ihr das brauc ht?«
    »Um etwas zu suchen, von dem ich nicht sicher bin, ob es noch da ist«, erwiderte Smeeth, nahm den Verschlu ss des Fläschchens ab und gab einige Tropfen auf seinen Unterarm. Er verrieb sie mit der Handkante, ohne die Phiole abzusetzen, und nickte zufrieden, als sich die Haut leicht rötete. Schwungvoll go ss er mehr von der zähen Flüssigkeit über seinen Arm, fast die halbe Flasche.
    »Nicht so viel, bei allen Ahnen!« rief Uboron aus. »Ihr brennt Euch ja aufs rohe Fleisch herunter…«
    Es brannte offenbar tatsächlich nicht wenig, denn Smeeth verzog das Gesicht, doch er massierte die Tinktur unverdrossen in die Haut ein, die sofort rot aufflammte, als würde sie gekocht.
    Und dann tauchten mitten in dem brennenden Rot nach und nach winzige helle Umrisse auf, knorpelige kleine Strichfiguren, zu Gruppen geordnet wie Familien seltsamer Insekten, die sich womöglich einst in das Fleisch des Unsterblichen gefressen hatten und seither dort begraben lagen.
    Bailan war, ebenso wie einige der Edlen, nähergekommen, um genau zu sehen, was geschah. Nun starrte er mit gro ss en Augen auf die Strichzeichen und wu ss te, da ss er so etwas schon einmal gesehen hatte.
    »Was um alles in der Welt macht Ihr da?« fragte Quest endlich.
    »Ich hatte einst eine Tätowierung«, sagte Smeeth. »Und ich habe sie immer noch, wie ich feststelle. Edler Iostera, ich sehe, Ihr habt da etwas zu schreiben. Würdet Ihr mir bitte… Danke.«
    Er nahm das Schreibbrett, das der Edle vom Zwirnweber-Clan ihm reichte, legte es neben sich und malte die Muster ab, die seine Haut zeigte. Alles sah ihm wie gebannt dabei zu. Dann, als er fertig war, gab er dem Heiler die Phiole zurück und sagte, Luft zwischen den geschlossenen Zähnen einsaugend: »Jetzt den Reiniger, bitte. Und schnell, wenn es geht.«
    Uboron nahm die Flasche, nestelte dann in seiner Gurttasche und reichte Smeeth hastig einen getränkten Wattebausch, mit dem dieser aufatmend von der Tinktur entfernte, was sich entfernen lie ss . Das Rot verschwand zwar nicht völlig, lie ss aber zumindest soweit nach, da ss man nicht mehr fürchten mu ss te, die Haut könnte aufplatzen und sich abschälen. Und die Zeichen verschwanden auch wieder.
    »Es sind Zahlzeichen«, erklärte der Unsterbliche, während er den Ärmel wieder schicklich zurückschlug. Auf seiner Stirn standen Schwei ss perlen.
    Genau, dachte Bailan. Er sah ein uraltes Dokument vor sich, das er einmal in Händen gehalten hatte. Rabasch-Zahlen, so hatten sie gehei ss en. Zehnerbasiert und älter als das Utak selbst.
    Smeeth schob Quest das Schreibbrett hin und deutete auf die Zeilen. »Die Beschreibung der Koordinatenbasis. Bipolar, etwas gewöhnungsbedürftig. Man könnte es auch skurril nennen. Hier die eigentlichen Raumkoordinaten, hier der Bewegungsvektor.
    Ich denke, der Computer sollte imstande sein, das in die heute gebräuchlichen Koordinaten umzurechnen, wenn ich die Ziffernsymbole übersetze.«
    »Man hat Euch

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