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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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zurückgelassen, weil sie keine Verwendung mehr dafür hatten?« An die andere Möglichkeit, da ss sie womöglich hatten fliehen müssen, wollte er lieber nicht denken. Er wollte auch nicht darüber nachdenken, was die Existenz einer derartigen Gefahr für sie, für die Menschen, bedeuten würde. »Und wenn sie fortgegangen sind, wohin? Nichts als Fragen. Das einzige, das wir mit einiger Sicherheit sagen können. Was auch immer geschehen ist, mu ss sich vor langer Zeit zugetragen haben, vor sehr langer Zeit. Die Mem’taihi haben sich bestimmt darauf verstanden, für die Ewigkeit zu bauen. Also mu ss diese Ewigkeit schon vorüber sein, nur deswegen konnte die Ringstadt zerfallen. Und wäre die Barriere nicht gewesen und die Zone völliger Ruhe in ihrem Inneren, hätte sich bereits viel früher irgendeine Störung ereignet, die den Zerfall in Gang gesetzt hätte.« Er wischte sich den Staub von den Fingern. »So mu ss te die Ringstadt warten, bis wir kamen.«
    Immer wieder diese Erinnerung, immer wieder dieser Augenblick, wie er ins Leere greift, seine Hand durch das, was wie massiver Stahl aussah, hindurchfährt wie durch Spinnweben. Er legte die gefalteten Hände vor sich auf die Tischplatte, starrte sie an, diese Hände, die das letzte Denkmal eines mächtigen Volkes vernichtet hatten.
    »Da ist noch eine Sache, die ich nicht begreife«, sagte er dumpf. »Als wir vor der Ringstadt standen und zu diesen riesenhaften Bauwerken hochblickten… Ich habe in dem Moment wirklich geglaubt, die Mem’taihi zu spüren, ihre Anwesenheit, da ss sie uns beobachten. Ich war mir so sicher, ich hätte meinen rechten Arm gewettet, da ss wir ihnen bald von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten würden. In Gedanken habe ich mir schon zurechtgelegt, was ich sagen wollte.« Er sah in eine unbestimmte Ferne, versuchte das Gefühl noch einmal zu erfassen. »Aber als die Stadt zerfallen war und nur noch Staubberge vor uns lagen, war nichts mehr da. Das Gefühl war verschwunden. Die Mem’taihi waren verschwunden. Als hätten sie nur in ihren Bauwerken existiert.«
    Er sah ho ch, in die Gesichter der anderen, und bemerkte, da ss eine andere, finstere Gewi ss heit von ihm Besitz ergriffen hatte, da ss die Mem’taihi, diese mächtigsten aller Lebewesen, nicht mehr existierten.
    Zum ersten Mal konnte er sich vorstellen, wirklich vorstellen, da ss auch Gheerh untergehen konnte.
    Bailan sah überrascht, da ss Quest die Zentrale ohne fremde Hilfe betrat. Er mu ss te sich zwar an der Wand stützen, seine Knie zitterten und seine Fü ss e w ollten ihm nicht recht gehorchen, aber davon abgesehen schien ihn eine tief im Inneren lodernde Wut aufrecht zu halten. Alles schwieg, voller Ehrfurcht vielleicht oder voller Scheu, während Eftalan Quest, ehemals Dritter Landmeister von Toyokan, ehemals Kommandant des Fernerkunders MEGATAO, doch immer noch Patriarch des Schwemmhölzner-Clans, sich schrittweise den Weg bis zu seinem Sessel erkämpfte.
    »Das mu ss doch ein vertrautes Erlebnis für Euch sein, Smeeth«, meinte er, während er sich in die Polster sinken lie ss .
    »Einen Mann zu sehen, der am Ende seines Weges angekommen ist. Der nichts mehr zu erhoffen hat als einen schmerzlosen Tod. Oder? Erlebt man das nicht oft als Unsterblicher?«
    Smeeth war hinter dem Kommandantensessel
    stehengeblieben, die Hand auf der Rückenlehne, das Gesicht unbewegt. »Ja«, sagte er und setzte sich. »Ich habe viele Leute sterben sehen.«
    »Sterben? Ich habe auch viele Leute sterben sehen. Viel zu viele.« Quest umklammerte die Armlehnen mit seinen prankenhaften Händen. »Zu sterben wird eine Erlösung sein.
    Aber ich werde unversöhnt sterben, versteht Ihr? Ich werde sterben mit einem Fluch auf den Lippen und einem Zorn im Herzen, wie er hei ss er nicht brennen kann. Ich werde im Tod die Sterne verfluchen und den, der sie geschaffen hat. Er mag allmächtig sein, wie es in den alten Lehren hei ss t, aber so mächtig, da ss er mir diesen Zorn nehmen kann, ist er nicht. Er kann mich demütigen, er kann mich vernichten, aber meinen Zorn und meine Verachtung kann er mir nicht nehmen.
    Tatsächlich hat er mich bereits gedemütigt und vernichten wird er mich auch bald. Mein Zorn ist alles, was mir bleibt.«
    Der Toyokaner sah in die Runde. »Ihr Edlen schaut mich so entsetzt an. Was ist? Was beunruhigt Euch? Da ss ich mein Schicksal nicht mit der Würde trage, die einem Patriarchen geziemt? Einem Landmeister? Einem Helden? Einem Mann, der an der Tafel des Pantap zu

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