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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Torsäule war bereits völlig zerfallen, nun wurde die breite Fläche des Tores selber matt und begann zu rieseln. Die ersten Löcher taten sich auf und gewährten Einblicke in eine Halle, einen gro ss en Raum voll sinnverwirrender Architektur. Doch noch ehe das Tor ganz verschwunden war, begann die Decke einzustürzen, grauer Staub häufte und häufte sich zu Bergen.
    Sie wichen zurück, sahen empor, sahen, wie kristallene Flächen stumpf wurden, wie gläserne Ebenen erblindeten, wie Türme aufhörten zu funkeln und zu strahlen und anfingen, zu zerfallen. Torbögen stürzten ein, Rampen lösten sich auf, Streben wurden zu grauem Pulver, das lautlos herabrieselte.
    Hätte der Planet eine Atmosphäre gehabt, sie wären längst orientierungslos inmitten einer undurchdringlichen Staubwolke gestanden, so aber sank das fahle Granulat nur sachte zu Boden und häufte sich zu aschfarbenen Hügeln.
    »Die Stadt zerfällt«, sagte Daw ill, obwohl es überflüssig war, das zu sagen, es war längst unübersehbar geworden. Als hätte sich eine verheerende Explosion ereignet, war ein riesiger Teil der pyramidenartigen Struktur verschwunden, und je weiter der Zerfall voranschritt, desto schneller ging alles, stürzten diamantene Dome in sich zusammen, zerrannen stolze Bögen, zerbröselten Gewölbe so weit wie der Himmel selbst. Es gab kein Halten, keine Rettung, nichts, was irgend jemand hätte tun können. Die Ringstadt der Mem’taihi zerfiel zu Staub. Und die drei Männer sahen hilflos zu und zeichneten alles mit ihrem Rekorder auf. Es dauerte kaum zwei Gyr, bis nichts mehr übrig war von der Stadt, die einst Mittelpunkt des Mittelpunkts gehei ss en hatte, nichts als weite, flache Berge grauen Pulvers.

 
     
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    »SO ALSO ENDET DIE SPUR«, sagte Eftalan Quest. Er beugte sich vor, griff in den Haufen aschegrauen Staubs, den Dawill mitten auf den Besprechungstisch geschüttet hatte, und lie ss etwas davon durch die Finger rieseln. »Im Staub. Wie passend.« Schwer sank er in den Stuhl zurück, der viel zu klein für ihn war.
    Der Staub roch alt und faulig, ein bedrückender Geruch, der an zugewehte Schlachtfelder denken lie ss , an niedergebrannte Städte und an die Keller der Totenhäuser. Auf Mittelpunkt hatten sie Raumanzüge getragen und nichts gerochen, zum Glück. Dawill fühlte sich, als hätte er in einen Abgrund geblickt, ein Blick, der der Seele eines Menschen unheilbaren Schaden zufügt.
    Der offizielle Expeditionsbericht vor dem Führungsstab war beendet. Man hatte die Rekorderaufzeichnungen gesichtet und kommentiert, Vorschläge für die weitere Vorgehensweise erörtert, den üblichen Eintrag ins Missionsprotokoll gemacht.
    Hiduu und die Edlen hatten den Besprechungsraum verlassen, nur sie vier sa ss en noch zusammen, Quest, Smeeth, Kuton und Dawill.
    »Was hat die Analyse ergeben?« fragte Smeeth ruhig.
    »Eine konfuse Mischung aus allem möglichen, mit Silizium und Kohlenstoff als Hauptbestandteilen«, erklärte Kuton.
    »Und es ist alles restlos zerfallen?«
    »Soweit wir das feststellen konnten.«
    »Es gab keine unterirdischen Anlagen?«
    Dawill sah auf und bemerkte, da ss Smeeth sich ihm zugewandt hatte. Er schüttelte den Kopf. »Keine, die wir hätten anmessen oder finden können. Wir sind den Innenbereich des Rings abgeflogen, weil wir dachten, da ss er vielleicht eine besondere Bedeutung hat. Aber es war einfach nur glatter, steiniger Boden.« Er hob die Schultern und fühlte sich müde. »Wir hatten ja nichts dabei, womit wir versuchsweise ein Loch hätten hineinsprengen können.«
    »Da die Barriere nach wie vor existiert«, warf Quest mit dumpfem Grollen ein, »mu ss es doch wohl noch Anlagen geben, die sie aufrechterhalten.«
    Der Erste Verweser nickte. »Ich will Euch nicht widersprechen. Aber wir haben sie jedenfalls nicht gefunden.«
    Smeeth wiegte den Kopf. »Wir wissen nicht, ob technische Anlagen in unserem Sinne erforderlich sind, um die Barriere aufrechtzuerhalten. Es könnte sein, da ss die Sonne in irgendeiner Weise manipuliert ist. Es könnte sich sogar um einen Imprint auf den Raum selbst handeln. Wer wei ss das schon?«
    Genau. Was wu ss ten sie schon? Nichts. Nicht einmal, wie diese Wesen ausgesehen hatten. Dawill beugte sich vor, nahm etwas von dem Staubgranulat und zerrieb es zwischen den Fingern.
    »Was also ist passiert?« fragte er leise. »Sind die Mem’taihi ausgestorben? Oder sind sie irgendwann einfach fortgegangen?
    Haben sie ihre Stadt, ihre Welt, ihre Technik

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