Quest
Koordinatensystem zu erläutern. Der Edle von Derley nickte mit gro ss en Augen und machte sich daran, das Problem für den Rechner aufzubereiten.
»Und Ihr seid nie wi eder zurückgekehrt?« fragte Que st den Unsterblichen anschlie ss end.
»Nein.«
»Warum?«
»Wie gesagt, es gab lange keine geeigneten Raumschiffe.«
»Aber inzwischen gibt es sie. Längst. Selbst mit Eurer Rrigg hättet Ihr den Planeten des Ursprungs erreichen können. Es hätte ein bi ss chen gedauert, aber Zeit ist ja kein Problem für Euch.«
»Es hat sich einfach nicht ergeben«, behauptete Smeeth, doch es klang nicht sehr überzeugend. Ein Gefühl von Falschheit lag in der Luft, von Unvollständigkeit. Es war mit Händen zu greifen, da ss in dieser Angelegenheit noch nicht alles gesagt war.
»Wie viele Tätowierungen habt Ihr au ss er dieser?« fragte Dawill.
Smeeth sah ihn an. »Keine.«
»Weil man einen unsterblichen Körper nicht derart zurichtet, nicht wahr?«
Smeeth zog die Augenbrauen zusammen, erwiderte aber nichts.
»Diese Koordinaten habt Ihr Euch eintätowiert«, nahm Quest den Gedanken des Ersten Verwesers auf. »Also mu ss es Euch wichtig gewesen sein.«
Smeeth blickte etwas leidend drein. Als schien er es nun zu bedauern, da ss er zu erzählen begonnen hatte. Er stand schief vor der Dyade, niedergedrückt von den Blicken, die auf ihm ruhten, ausgesaugt von dem Schweigen, das plötzlich herrschte.
»Ja«, flüsterte er. »Ja, es war mir wichtig. Aber ich wei ss nicht, ob Ihr das verstehen werdet. Es ist nicht so, wie Ihr denkt.
Es ist absolut nicht so.« Seine Blicke gingen hin und her, saugten sich fest an bedeutungslosen Details der Decke oder der Wände. Er wirkte wie ein in die Enge getriebenes Raubtier, das einen Ausweg sucht.
»Die Legende vom Planeten des Ursprungs war schon damals alt«, sagte er wie unter Qualen. »Ihr kennt die Sage von Lantis.
Hiden, der Wohnsitz Gottes. Das war es, was Shala und Kaussa angetrieben hat. Das ist es, was Euch antreibt. Ihr sagt das so leichthin, der Wohnsitz Gottes. Ich frage mich, ob Ihr überhaupt eine Ahnung habt, was Ihr da glaubt. Ob Ihr spürt, welche Wucht in den dürren Worten verborgen liegt, mit denen die Legende spricht. Der Schöpfer des Universums, die allmächtige Kraft, die Sterne und Galaxien, Zeit und Raum geschaffen hat, wählt sich einen seiner Planeten als Wohnsitz. Auf diesem Planeten lä ss t er sich nieder und befruchtet den Kosmos mit dem göttlichen Atem, dem Leben selbst. Ist Euch klar, was Ihr da sagt?«
Er ri ss sich von der Dyade los, schien nach vorne stürmen zu wollen zu den Sichtscheiben, blieb jedoch nach einem Schritt wieder stehen und drehte sich um. »Es vergeht kaum eine Nacht, in der ich nicht davon träume«, brach es aus ihm heraus. »Nach Tausenden von Jahren vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht daran denken mu ss . Wie ich den Planeten umkreise und umkreise und hinabblicke auf die Oberfläche und nicht wei ss , was ich tun soll. Wie er mich zieht und lockt und wie er mich zu Tode erschreckt. Ja, es ist wahr, ich hätte hinuntergehen können.
Mein Befehl lautete nicht, um jeden Preis zu bleiben. Die Kahaner dachten nicht so, dachten nicht in militärischen Kategorien von Sicherheit. Sie luden mich ein, mitzukommen, doch ich wollte nicht. Ich wu ss te vor ihnen, da ss dies der Planet des Ursprungs war, und ich spürte es mit jeder Faser meines Körpers. Sie haben es nicht verstanden, da ss ich nicht mitwollte.
Ich wei ss nicht, ob Ihr es verstehen werdet, aber sie konnten es nicht verstehen, denn sie wu ss ten nicht über mich, was Ihr wi ss t.
Da ss ich unsterblich bin.«
Noch eine Bewegung, als wolle er flüchten, und wieder im Ansatz gebremst. »Ich bin unsterblich. Ich bin ein Bastard der Schöpfung, der Inbegriff der Widernatürlichkeit. Ich hatte eine Kindheit und ich hatte eine Jugend, aber ich werde niemals ein Alter haben. Mein Leben ist kein Zyklus wie alles Leben sonst, sondern eine Asymptote, eine endlose Linie, die nur Gewalt beenden kann.« Seine Auge n schienen zu lodern. »Was wäre denn gewesen, wenn ich gelandet wäre? Wenn ich vor Gott getreten wäre? Wenn ich Antwort auf alle Fragen bekommen hätte, wenn alle meine Sehnsüchte gestillt worden wären, wenn ich Erlösung gefunden hätte, was hätte ich denn danach gemacht? Ich wu ss te, da ss noch ein unendliches Leben, unendliche Zeiträume vor mir lagen, womit hätte ich sie verbracht? Die Legende sagt, vor Gott zu treten hei ss t anzukommen, und dann? Ich
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