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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ein kleines Loch in den harten Boden grub, und blickte weg, als er Anstalten machte, die pelzene Überhose herabzulassen.
    Er warf dem anderen einen Blick zu. Der schien davon nichts zu bemerken. Die Hände fest um den Sattelknopf gekrallt, hockte er auf dem Rücken seines Jibnats und verrenkte sich beinahe den Hals bei der Betrachtung der Bergrücken, zwischen denen sie dahin pilgerten. Bailan fühlte Unbehagen, ihn dabei zu beobachten. Es war kein Staunen in diesem Blick, keine Ehrfurcht. Der Mann betrachtete die monumentalen Berge, als überlege er, wie man eine Brücke von einem zum anderen bauen könne.
    Bailan war nun schon einige Jahre Novize und hatte, wie es eine der Pflichten eines Novizen war, schon oft Sucher den Pfad von der Ebene hinauf zum Tempel geführt. Manche Sucher hatten es sich anders überlegt und waren wieder umgekehrt, andere waren im Pashkanarium geblieben, um gleichfalls ein Novizat anzutreten. Manche hatten Antworten auf ihre Fragen gefunden und waren glücklich heimgekehrt, andere hatten den Weg umsonst auf sich genommen. Das konnte man nie vorher wissen.
    Aber diese beiden Männer waren irgendwie anders. Sie hatten die samtbraune Haut der Zentralweltler, ihre für eine Welt wie Pashkan untaugliche Kleidung, ihre reichlich geziert wirkenden Umgangsformen. Aber woher sie tatsächlich stammten, war ihnen nicht zu entlocken gewesen. Es war Bailan auch nicht ganz klar, wie sie nach Pashkan gelangt waren; ein Landeboot habe sie abgesetzt, hatten die Leute am Raumhafen erzählt, das sofort wieder gestartet sei, mehr wu ss te man nicht. Und da waren sie dann gestanden und hatten einen Führer zum Pashkanarium gebucht. Seine Frage, ob sie von Geehrt kämen, hatten sie verneint, aber weiter nichts dazu gesagt.
    Der eine, der sich unentwegt die Berge ansah, hie ss Dawill oder so ähnlich. Er war etwas untersetzt, hatte dunkle Haare und schien derjenige der beiden zu sein, der das Sagen hatte. Der andere hatte sich mit dem Namen Kuton vorgestellt, aber Dawill nannte ihn Tennant, wenn sie miteinander sprachen. Tennant war gro ss und mager und unruhig. Man hatte das Gefühl, da ss ihm die Pilgerfahrt ein schlechtes Gewissen bereitete. Bailan hatte sogar überlegt, ob Tennant möglicherweise ein Anhänger des P hilosophen Phtar war, dessen Le hre jegliches Wissen als Quelle allen Unglücks verurteilte. Doch dann war ihm eingefallen, da ss die Anhänger Phtars in der dritten Generation nach dessen Ableben sogar das Lesen und Schreiben aufgegeben hatten und nicht mehr imstande gewesen waren, Phtars Lehre weiterzugeben, so da ss die Bewegung ausgestorben war. Das Pashkanarium war vermutlich der einzige Ort im Universum, an dem man Phtars Lehren noch kannte.
    »Wie weit ist es noch?« wollte Dawill unvermittelt wissen.
    Bailan schrak beinahe zusammen. »Wir haben den Schrein des fünften Gründers passiert«, erklärte er.
    »Den fünften?« Der Mann drehte sich mit gerunzelter Stirn im Sattel um und musterte den Weg, den sie gekommen waren.
    Diese grandiose fadendünne Linie durch die Einsamkeit. »Wir haben doch schon jede Menge Schreine passiert - mindestens… zehn oder noch mehr…?«
    »Sie werden in umgekehrter Reihenfolge gezählt. Wir werden noch vier Schreine passieren, ehe wir das Pashkanarium erreichen.«
    Der andere, Tennant, war fertig mit seinem Geschäft. Aus den Augenwinkeln sah Bailan ihn die Hose hochziehen und das Loch wieder sorgfältig Zuschaufeln. Einmal hatte er zu sehen geglaubt, wie Tennant einen kleinen Gegenstand in das Loch gelegt hatte, nachdem er seine Notdurft verrichtet hatte.
    Möglicherweise hatte er sich das aber auch eingebildet. So genau wollte er überhaupt nicht hinschauen.
    »Noch vier Schreine, hmm?« Dawill nickte nachdenklich, betrachtete wieder die Felswände. »Und wie lange wird das dauern?«
    Eine der Regeln der Bruderschaft besagte, da ss der Weg zum Tempel dazu diente, die Entschlossenheit des Suchers zu prüfen, und da ss man ihm deswegen keine Vorstellung von dessen zeitlicher Dauer geben durfte. »Das kann ich nicht sagen«, erklärte Bailan deshalb. »Aber wir müssen uns beeilen, um anzukommen, ehe es zu schneien beginnt.«
    Dawill nickte Tennant zu, der müde heran gestapft kam.
    Schon die wenigen Schritte bergauf hatten ihn völlig erschöpft.
    »Hast du gehört? Der Junge sagt, da ss es möglicherweise schneit.«
    Tennant war zu sehr au ss er Atem, um darauf zu antworten. Er blieb neben seinem Jibnat stehen, stützte sich auf den Sattel und rang

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