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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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wiederholte der Erste Verweser und machte eine Handbewegung, von der er hoffte, da ss sie der Mann als einladend interpretieren würde. »Wir haben Ihren Notruf aufgefangen und Sie schlie ss lich im Raum treibend gefunden. Was ist geschehen?«
    »Wir hatten eine Havarie. Unser Hyperkonverter ist detoniert.«
    »Warum?«
    »Ich wei ss es nicht.« Der düstere Mann, der sich Smeeth nannte, blickte sich um, musterte die Wände des Hangars, die Tankeinrichtungen, Abschirmprojektoren, Sensoren und Fangleinenwerfer. »Welches Jahr schreiben wir?«
    »Das Jahr 34 der Regentschaft des 191. Pantap«, sagte Dawill.
    »Nach der Zeitrechnung der Republik«, fügte Kuton hinzu,
    »wäre dies das Jahr 18012.«
    Smeeth stand reglos. Man hätte den Eindruck haben können, da ss er nichts davon gehört hatte, aber vielleicht war er auch mit Berechnungen beschäftigt. »397 Jahre«, sagte er schlie ss lich. »Es ist 397 Jahre her.«
    Das entsprach den Berechnungen und Schätzungen, die sie angestellt hatten. Dawills Blick musterte noch einmal das Schiff, ein Sendbote aus einer fernen Vergangenheit. »Darf ich fragen, wie viele Besatzungsmitglieder überlebt haben?«
    Smeeth sah ihn an, aus Augen, die leer zu sein schienen. Es war ein Blick, der Dawill bis auf den Grund seiner Seele erschreckte, ohne da ss er hätte sagen können, warum.
    »Niemand sonst«, sagte Smeeth. »Ich bin der Einzige. Alle anderen sind tot.«
    Zwei Bewaffnete begleitete n sie, die Gewehre im Anschlag, als lauerten überall Feinde. In den Räumen und Gängen der Rrigg hing ein eigenartiger Geruch, ranzig, an manchen Stellen beinahe bei ss end, ein Geruch nach Urin, nach Schwei ss , nach Ozon und Metall und nach Gewürzen fremder Welten. Heiler Uboron, ein gro ss er, muskulöser Mann mit schaufelartigen Händen, war der Einzige, der nicht die Nase rümpfte.
    Eine der Kälteschlafkammern stand offen, wei ss e Schwaden abdampfender Kälte verströmend. Smeeth blieb zurück, als sie den Raum betraten. Die Kammern waren in zwei Reihen angeordnet, sechs auf jeder Seite eines schmalen Gangs mit einem Boden aus Gitterrost. Die ersten beiden Kammern waren leer, niemals in Betrieb gewesen, die gläsernen Türen klar und durchsichtig. Die Abdeckungen der übrigen Kammern waren von der Kälte von innen beschlagen, aber nicht so sehr, da ss man nicht das makabre Grinsen der vertrockneten, mumifizierten Schädel dahinter gesehen hätte.

 
     
    2
     
    IN DEN HÄNDEN DES HEILERS sahen die Instrumente klein aus, wie Spielzeug. »Er ist epidemiologisch ohne Befund«, sagte Uboron halblaut zu Dawill, während er alles wieder in seiner Umhängetasche verstaute. »Keine Gefahr, ihn an Bord zu lassen.«
    »Wäre es nicht angebracht, ihn auch sonst zu untersuchen?«
    fragte Dawill. »Ich meine, er hat vierhundert Jahre in dieser Kältekammer überstanden, als einziger…«
    »Ja. Aber ich denke, das soll die Erste Heilerin machen.«
    »Wieso das?«
    Uboron blickte sich kurz nach dem Mann aus der Vergangenheit um, der wie eine verirrte Gestalt mitten im Hangar stand und das geborgene Schiff betrachtete, als habe er es noch nie gesehen. »Er ist der Kommandant des Schiffes«, sagte der Heiler. »Gemä ss Zeremoniell ist er damit ein Edler.«
    »Aber er stammt noch aus der Republik. Damals gab es keine Edlen.«
    Der Heiler wich seinem Blick aus. »Wie gesagt, ich denke, die Erste Heilerin sollte das übernehmen.«
    Dawill musterte den Hünen nachdenklich. Ob der Heiler ahnte, welchen Stich ihm das versetzte? Ganz bestimmt ahnte er das. »Na gut«, sagte er. »Benachrichtigen Sie sie.«
    Uboron nickte erleichtert. »Ich habe gehört, Erster Verweser, und folge.«
    »Ja, ja.« Dawill lie ss ihn stehen und ging hinüber zu dem Mann in Schwarz, quer durch den Hangar. Noch immer war die Abschirmung eingeschaltet und wirbelte ölig schillernde Muster um seine Schuhe, wo immer er auftrat.
    Der Mann, der sich Smeeth nannte, wandte den Kopf und sah ihm abwartend entgegen, ohne sich zu rühren.
    »Schönes Schiff«, sagte Dawill, als er ihn erreicht hatte.
    »Ja«, sagte der Mann.
    »Und Sie sind der Kommandant gewesen?«
    »Kommandant und Eigentümer, ja. Und ich bin es noc h.« Er sagte es in neutralem To n, ohne jeden Tadel und ohne
    Aggression. Er stellte es einfach fest. Seine Sprechweise klang zunehmend weniger fremd, weniger antiquiert. Er schien sehr schnell zu lernen.
    Dawill nickte. »Ich nehme an, Sie können das belegen.«
    »Sicher. Sobald ich wieder an Bord darf.« Smeeth sah zu

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