Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
meisterlicher Plan war am Ende doch noch aufgegangen. Jetzt schon schienen die beiden Clans einander näher zu sein. Er hatte geschafft, was einer langen Reihe an MacGil-Königen vor ihm nicht gelungen war: die beiden Seiten des Rings zu vereinen; sie, wenn schon nicht zu Freunden, dann zumindest zu friedlichen Nachbarn zu machen. Seine Tochter Luanda saß Arm in Arm da mit ihrem frischgebackenen Ehemann, dem McCloud-Prinzen, und sie wirkte zufrieden. Seine Schuldgefühle ließen nach. Er mochte sie zwar hergegeben haben—doch zumindest hatte er ihr ein Königinnentum verschaffen können.
MacGil dachte zurück an all die Planung, die diesem Ereignis vorangegangen war; erinnerte sich an die langen Tage der Debatten mit seinen Ratgebern. Er war gegen sämtliche Ratschläge seiner Berater gegangen, indem er diese Vereinigung arrangiert hatte. Es war kein ruhiger Frieden, und irgendwann würden die McClouds sich auf ihrer eigenen Seite der Hochlande wiederfinden, diese Hochzeit würde längst vergessen sein, und eines Tages würde sich wieder Unruhe ausbreiten. Er war nicht naiv. Aber nun bestanden zumindest Blutsbande zwischen den Clans—und besonders dann, wenn ein Kind geboren war, konnte das nicht so einfach ignoriert werden. Sollte dieses Kind florieren und eines Tages sogar herrschen, ein Kind von beiden Seiten des Rings geboren, dann konnte vielleicht eines Tages der gesamte Ring vereint sein, die Hochlande würden nicht länger eine Grenze des Unmutes darstellen, und das Land konnte in einer Hand aufblühen. Dies war sein Traum. Nicht für sich selbst, sondern für seine Nachfahren. Immerhin musste der Ring stark bleiben, vereint , um den Canyon zu verteidigen und die Horden aus der Welt dahinter fernzuhalten. Solange die beiden Clans uneins waren, stellten sie eine geschwächte Front gegen den Rest der Welt dar.
„Ein Trinkspruch“, rief MacGil und erhob sich.
Der Tisch wurde still, als hunderte Männer sich ebenfalls erhoben und ihre Kelche hoben.
„Auf die Hochzeit meines ältesten Kindes! Auf die Vereinigung der MacGils und McClouds! Auf Frieden im gesamten Ring!“
„HÖRT, HÖRT“, ertönte ein Chor von Rufen. Alle tranken, und der Saal füllte sich erneut mit dem Lärm von Gelächter und Schlemmerei.
MacGil setzte sich wieder und ließ seinen Blick durch den Saal schweifen, auf der Suche nach seinen anderen Kindern. Da saß natürlich Godfrey, mit beiden Fäusten trinkend, ein Mädchen an jeder Schulter, umringt von seinen nichtsnutzigen Freunden. Dies war wahrscheinlich das einzige königliche Ereignis, dem er je willentlich beigewohnt hatte. Dort saß Gareth, zu nahe an seinem Liebhaber Firth, dem er ins Ohr flüsterte; MacGil konnte an seinen umherirrenden, rastlosen Augen erkennen, dass er etwas im Schilde führte. Der Gedanke daran drehte ihm den Magen um, und er wandte seinen Blick ab. Dort, am anderen Ende des Saales, war sein jüngster Sohn Reece, der am Tisch der Knappen mit dem neuen Jungen, Thor, speiste. Schon jetzt fühlte er sich wie ein Sohn für ihn an, und er freute sich, dass sein Jüngster dick mit ihm befreundet war.
Er suchte unter den Gesichtern nach seiner jüngeren Tochter Gwendolyn und fand sie schließlich abseits sitzend, umringt von ihren Zofen und kichernd. Er folgte ihrem Blick und bemerkte, dass sie Thor beobachtete. Er betrachtete sie lange Zeit und erkannte, dass sie vernarrt war. Das hatte er nicht vorausgesehen. Er war sich nicht ganz sicher, was er davon halten sollte. Er spürte, das könnte Ärger geben. Besonders mit seiner Frau.
„Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen“, kam eine Stimme.
MacGil drehte sich um und fand Argon an seiner Seite sitzend vor, der den beiden Clans dabei zusah, wie sie gemeinsam speisten.
„Was machst du dir aus dem Ganzen?“, fragte MacGil. „Wird es Frieden in den Königreichen geben?“
„Friede ist niemals statisch“, sprach Argon. „Er wächst und schwindet wie die Gezeiten. Was Ihr vor Euch seht, ist eine Glasur aus Frieden. Ihr seht eine Seite der Oberfläche. Ihr versucht, Frieden auf eine uralte Rivalität zu gießen. Doch da sind hunderte Jahre von vergossenem Blut. Die Seelen schreien nach Rache. Und das kann nicht von einer einzelnen Hochzeit übertüncht werden.“
„Was willst du damit sagen?“, fragte MacGil und nahm einen weiteren Schluck von seinem Wein, nervös wie so oft in der Gegenwart von Argon.
Argon wandte sich ihm zu und starrte ihn mit einer Intensität an, die so stark war,
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