Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
sich stritten. Sie vermutete, dass es um Thor ging. Aber warum? Was kümmerte es ihre Mutter? Dutzende Leute lebten in der Burg.
Gwen konnte nicht einfach so weggehen, nicht mit ihrer Mutter in diesem Zustand. Sie musste sie trösten. Sie streckte die Hand aus und drückte sanft die Türe auf.
Sie knarrte, und ihre Mutter fuhr überrascht herum. Sie blickte sie erzürnt an.
„Kannst du nicht klopfen?“, fuhr sie sie an sie. Gwen konnte sehen, wie aufgewühlt sie war, und fühlte sich schrecklich.
„Was ist los, Mutter?“, fragte Gwen und ging sanft auf sie zu. „Ich möchte nicht aufdringlich sein, aber ich hörte dich und Vater streiten.“
„Du hast recht: du solltest dich nicht aufdrängen“, erwiderte ihre Mutter.
Gwen war überrascht: ihre Mutter war nicht immer einfach, aber kaum jemals so ungehalten. Die Stärke ihres Zornes brachte Gwen ein paar Fuß entfernt zum Stehen. Sie war verunsichert.
„Ist es wegen dem neuen Jungen? Thor?“, fragte sie.
Ihre Mutter wandte sich ab und wischte eine Träne weg.
„Ich verstehe nicht“, drängte Gwen. „Warum kümmert es dich, wo er wohnt?“
„Meine Angelegenheiten sollen nicht deine Sorge sein“, sagte sie kalt; sichtlich wollte sie nicht weiter über die Sache reden. „Was willst du? Warum bist du hergekommen?“
Jetzt wurde Gwen nervös. Sie war hier, weil sie von ihrer Mutter alles über Thor erfahren wollte, aber sie hätte sich keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können. Sie räusperte sich zögernd.
„Ich...wollte dir eigentlich einige Fragen über ihn stellen. Was weißt du über ihn?“
Ihre Mutter drehte sich zu ihr herum und kniff misstrauisch die Augen zusammen.
„Warum?“, fragte sie, todernst. Gwen konnte sehen, wie sie sie abschätzte, geradewegs durch sie hindurchblickte, und mit ihrer unheimlichen Beobachtungsgabe sehen konnte, dass Gwen ihn mochte. Sie versuchte, ihre Gefühle zu verbergen, aber sie wusste, es war zwecklos.
„Ich bin nur neugierig“, sagte sie nicht sehr überzeugend.
Auf einmal machte die Königin drei Schritte auf sie zu, packte sie grob am Arm und starrte ihr ins Gesicht.
„Hör mir gut zu“, zischte sie. „Ich werde es nur einmal sagen. Bleib von diesem Jungen weg. Hörst du mich? Ich will dich nirgendwo in seiner Nähe haben, unter keinen Umständen.“
Gwen war entsetzt.
„Aber warum? Er ist ein Held.“
„Er ist nicht einer von uns“, antwortete ihre Mutter. „Egal, was dein Vater vielleicht denkt. Ich möchte, dass du dich von ihm fernhältst. Verstehst du mich? Schwöre es mir. Schwöre es mir jetzt und hier.“
„Ich werde das nicht schwören“, sagte Gwen und riss ihren Arm aus der allzu heftigen Umklammerung ihrer Mutter.
„Er ist aus dem gemeinen Volk, und du bist eine Prinzessin“, schrie ihre Mutter. „Du bist eine Prinzessin . Verstehst du das? Falls du auch nur in seine Nähe kommst, werde ich ihn ins Exil schicken. Hast du mich verstanden?“
Gwen wusste kaum, wie sie darauf antworten sollte. Sie hatte ihre Mutter noch nie so erlebt.
„Sag mir nicht, was ich zu tun habe, Mutter“, sagte sie schließlich.
Gwen bemühte sich, mit tapferer Stimme zu sprechen, doch tief im Inneren war sie erschüttert. Sie war hierher gekommen, um alles zu erfahren; jetzt hatte sie schreckliche Angst. Sie verstand nicht, was gerade vor sich ging.
„Tu, was du willst“, sagte ihre Mutter. „Aber sein Schicksal liegt in deinen Händen. Vergiss das nicht.“
Mit diesen Worten drehte sich ihre Mutter um, stolzierte aus dem Raum, und schlug die Türe hinter sich zu. Gwen blieb alleine in der hallenden Stille zurück, ihre gute Stimmung in Scherben. Was konnte in ihrer Mutter und ihrem Vater nur so starke Reaktionen hervorrufen?
Wer war dieser Junge?
KAPITEL ZEHN
MacGil saß im Bankettsaal und betrachtete seine Untertanen, er am einen Ende der Tafel und König McCloud am anderen, und hunderte Männer aus beiden Clans dazwischen. Die Hochzeitsfeierlichkeiten liefen noch einige Stunden weiter, bevor die Anspannung zwischen den Clans nach dem Turnier des Tages endlich verflogen war. Wie MacGil vermutet hatte, brauchten die Männer nur ausreichend Wein und Fleisch—und Frauen—um sie ihre Differenzen vergessen zu lassen. Jetzt scharten sie sich alle um dieselbe Tafel, wie Waffenbrüder. Und wirklich: während er sie so betrachtete, konnte MacGil nicht länger wirklich erkennen, dass sie von zwei unterschiedlichen Clans stammten.
MacGil fühlte sich bestätigt: sein
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