Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
Geschichten von seiner vollendeten Form gehört. Es wurde gemunkelt, dass es aus einem Material gefertigt worden war, das niemand verstand, dass es eine magische Waffe sein solle. Thor musste sich fragen, was passieren würde, wenn das Schwert nicht da wäre, um sie zu beschützen. Würde die Armee des Königs dann vom Imperium vernichtet werden? Thor sah hinaus zu den Feuern, die am Horizont leuchteten. Sie schienen sich bis in die Ewigkeit zu ziehen.
„Wart Ihr jemals da draußen?“, fragte Thor Erec. „Weit draußen? Hinter dem Wald? In den Wildlanden?“
Die anderen drehten sich allesamt Erec zu, während Thor gespannt auf seine Antwort wartete. In der schweren Stille starrte Erec lange in die Flammen—so lange, dass Thor sich nicht mehr sicher war, ob er überhaupt antworten würde. Thor hoffte, dass er nicht zu neugierig gewesen war; er fühlte sich so dankbar und so tief in Erecs Schuld, und wollte ihn gewiss nicht verärgern. Thor war sich auch nicht sicher, ob er die Antwort überhaupt hören wollte.
Gerade, als Thor sich wünschte, er könnte seine Frage zurücknehmen, kam Erecs Antwort:
„Ja“, sagte er voll Ernst.
Das einzelne Wort hing viel zu lange in der Luft, und in ihm hörte Thor eine Last, die ihm alles verriet, was er wissen musste.
„Wie ist es da draußen?“, fragte O’Connor.
Thor war erleichtert, dass er nicht der Einzige war, der Fragen stellte.
„Das Ganze wird von einem einzigen, unbarmherzigen Imperium beherrscht“, sagte Erec. „Doch das Land ist weit und vielseitig. Es gibt das Land der wilden Völker. Das Land der Sklaven. Und das Land der Monster. Monster, die mit nichts zu vergleichen sind, was du dir vorstellen kannst. Und es gibt Wüsten und Berge und Hügel, so weit das Auge reicht. Es gibt die Sümpfe und Moore und den großen Ozean. Es gibt das Land der Druiden. Und das Land der Drachen.“
Thors Augen öffneten sich weit bei dieser Bemerkung.
„Drachen?“, fragte er überrascht. „Ich dachte, die gibt es nicht.“
Erec sah ihn todernst an.
„Ich versichere dir, es gibt sie. Und es ist ein Ort, an dem du niemals sein möchtest. Ein Ort, den sogar die Goralen fürchten.“
Bei dem Gedanken musste Thor schlucken. Er konnte sich kaum vorstellen, sich so tief in die Welt hinein zu wagen. Er fragte sich, wie Erec es je lebend zurückgeschafft hatte. Er machte sich eine geistige Notiz, ihn das ein andermal zu fragen.
Es gab so vieles, das Thor ihn fragen wollte—über das Wesen des bösen Imperiums, wer es regierte; warum sie angreifen wollten; wann Erec dorthin ausgezogen war; wann er zurückgekehrt war. Doch während Thor in die Flammen starrte, wurde es kälter und dunkler, und während all diese Fragen in seinem Kopf herumschwirrten, fühlte er seine Augen schwer werden. Dies war nicht der rechte Zeitpunkt, um zu fragen.
Stattdessen ließ er sich vom Schlaf davontragen. Er fühlte, wie seine Augen schwer wurden, und legte den Kopf auf den Boden. Bevor seine Augen sich endgültig schlossen, blickte er hinüber auf den fremden Boden und fragte sich, wann—oder ob—er jemals wieder nach Hause zurückkehren würde.
*
Thor öffnete verwirrt die Augen, verwundert, wo er war und wie er hier hergekommen war. Er blickte nach unten und sah dichten Nebel bis zu seinen Hüften, so dicht, dass er nicht einmal seine Füße sehen konnte. Er drehte sich um und sah, wie der Morgen über den Canyon vor ihm hereinbrach. Weit drüben auf der anderen Seite lag seine Heimat. Er war immer noch auf dieser Seite, der falschen Seite der Schlucht. Sein Herz schlug schneller.
Thor blickte auf die Brücke, doch merkwürdigerweise war sie nun frei von Soldaten. Tatsächlich wirkte die ganze Umgebung verlassen. Er konnte nicht verstehen, was gerade geschah. Während er die Brücke betrachtete, fielen ihre Holzplanken eine nach der anderen weg, wie Dominosteine. In wenigen Augenblicken war die Brücke zusammengebrochen, hinuntergestürzt in den Abgrund. Der Boden des Canyons lag so tief, dass er die Planken nie aufschlagen hörte.
Thor schluckte und blickte umher, suchte die anderen—doch sie waren nirgends zu sehen. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Nun steckte er fest. Alleine hier auf der anderen Seite des Canyon, ohne einen Weg zurück. Er konnte nicht verstehen, wo die anderen alle hin verschwunden waren.
Er hörte etwas und drehte sich zum Wald hinüber. Er sah, wie sich etwas bewegte. Er stand auf und ging dem Geräusch entgegen. Seine Füße sanken beim
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