Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
Gutes sein würde.
Thor folgte Erecs Blick zum fernen Horizont hinüber, in südliche Richtung. Ein schwaches Leuchten, eine endlose Linie, soweit das Auge reichte, erhellte die Nacht. Thor war verwundert.
„Was ist das?“, fragte er schließlich Erec. „Dieses Leuchten? Das, worauf Ihr die ganze Zeit starrt?“
Erec schwieg noch eine lange Weile, und das einzige Geräusch war das Peitschen des Windes. Schließlich, ohne sich umzudrehen, antwortete er: „Die Goralen.“
Thor tauschte mit den anderen einen Blick aus, die ihn alle ängstlich erwiderten. Thors Magen zog sich beim Gedanken daran zusammen. Die Goralen. So nahe. Zwischen ihnen und ihm stand nichts außer einem einfachen Wald und einer weiten Ebene. Hier gab es keinen Canyon mehr, der sie trennte und sie beschützte. Sein ganzes Leben lang hatte er Geschichten von diesen gewalttätigen wilden Völkern aus den Wildlanden gehört, die kein anderes Ziel im Leben hatten, als den Ring anzugreifen. Und nun stand nichts zwischen ihnen. Er konnte nicht glauben, wie viele von ihnen es gab. Es war eine gewaltige und wartende Armee.
„Habt Ihr keine Angst?“, fragte Thor Erec.
Erec schüttelte den Kopf.
„Die Goralen bewegen sich als Einheit. Ihre Armee lagert jede Nacht da draußen. Schon seit Jahren. Sie würden den Canyon nur angreifen, wenn sie die gesamte Armee mobilisieren und als Einheit angreifen könnten. Und sie würden es nicht wagen, das zu versuchen. Die Macht des Schwertes bildet ein Schild. Sie wissen, dass sie es nicht durchbrechen können.“
„Aber warum lagern sie dann da draußen?“, fragte Thor.
„Es ist ihre Art, einzuschüchtern. Und sich bereit zu halten. Im Laufe der Geschichte gab es viele Vorfälle, zu Zeiten unserer Vorväter, als sie angriffen und versuchten, den Canyon zu überwinden. Doch während meiner Zeit ist dies noch nicht vorgefallen.“
Thor blickte zum schwarzen Himmel hinauf, zu den gelben und blauen und orangen Sternen, die hoch über ihm funkelten, und grübelte. Diese Seite des Canyons war ein alptraumhafter Ort, und war es immer schon für ihn gewesen, schon seit er laufen konnte. Der Gedanke daran erfüllte ihn mit Angst, doch er schob ihn beiseite. Er war nun ein Legionär und musste sich entsprechend verhalten.
„Sorge dich nicht“, sagte Erec, als würde er seine Gedanken lesen. „Sie werden nicht angreifen, solange wir das Schicksalsschwert haben.“
„Habt ihr es je in Händen gehalten?“, fragte Thor Erec, plötzlich neugierig. „Das Schwert?“
„Natürlich nicht“, gab Erec scharf zurück. „Niemandem ist es erlaubt, es anzufassen, außer den Nachkommen des Königs.“
Thor blickte ihn verwirrt an.
„Ich verstehe nicht? Warum?“
Reece räusperte sich.
„Darf ich?“, warf er ein.
Erec nickte zurück.
„Es gibt eine Legende um das Schwert. Es ist in Wahrheit noch nie von irgendjemandem erhoben worden. Der Legende nach wird nur einer, der Auserwählte, in der Lage sein, es selbst zu heben. Nur dem König ist es gestattet, es zu versuchen, oder einem Nachkommen des Königs, sobald er zum König ernannt wurde. Und so liegt es da, unberührt.“
„Und wie sieht es mit unserem derzeitigen König aus? Deinem Vater?“, fragte Thor. „Kann er es nicht versuchen?“
Reece blickte zu Boden.
„Das hat er einmal. Am Tag seiner Krönung. So hat er es uns erzählt. Er konnte es nicht hochheben. Und so steht es für ihn da wie ein Symbol des Tadels. Er hasst es. Es lastet auf ihm wie ein lebendiges Wesen.“
„Wenn der Auserwählte erscheint“, fügte Reece hinzu, „wird er den Ring von seinen Feinden rundum befreien und uns in ein größeres Schicksal führen, als wir je kannten. Alle Kriege werden enden.“
„Märchen und Unsinn“, warf Elden ein. „Niemand wird dieses Schwert heben können. Es ist zu schwer. Es ist unmöglich. Und einen ‚Auserwählten‘ gibt es nicht. Es ist alles Quatsch. Diese Legende wurde nur erfunden, um das gemeine Volk am Boden zu halten und uns alle dazu zu bringen, auf den angeblichen ‚Auserwählten‘ zu warten. Um die Linie der MacGils zu stärken. Für sie ist es eine äußerst praktische Legende.“
„Halte deine Zunge, Junge“, fuhr Erec ihn an. „Du wirst stets respektvoll von deinem König sprechen.“
Elden blickte kleinlaut zu Boden.
Thor dachte über das alles nach und versuchte, es zu begreifen. Es gab so viel auf einmal zu verarbeiten. Sein ganzes Leben hatte er davon geträumt, das Schicksalsschwert zu sehen. Er hatte
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