Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
dass er zum zweiten Mal in ebensovielen Tagen einen Namen für ein Tier suchen musste. Er erinnerte sich an eine Geschichte aus seiner Kindheit, über einen Löwen, der ein Dorf terrorisierte.
„Krohn“, sagte Thor.
Die anderen nickten zustimmend.
„Wie die Legende“, sagte Reece.
„Mir gefällts“, sagte O’Connor.
„Krohn soll es sein“, sagte Erec.
Als Krohn seinen Kopf in Thors Brust vergrub, fühlte Thor eine stärkere Verbundenheit zu ihm als zu allem, das er je gehabt hatte. Er konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass er Krohn schon seit Lebzeiten kannte, während das Tier sich wand und quiekte.
Plötzlich kam ein unverkennbarer Laut; einer, der Thor die Haare im Nacken aufstellte und ihn ruckartig herumfahren und zum Himmel hinaufsehen ließ.
Da, hoch über ihnen, war Estopheles. Sie ging plötzlich in den Sturzflug, direkt auf Thors Kopf zu, kreischte dabei und schweifte in letzter Sekunde ab.
Zuerst fragte Thor sich, ob sie eifersüchtig auf Krohn war. Aber dann, in letzter Sekunde, wurde Thor klar: sein Falke wollte ihn warnen.
Einen Augenblick später ertönte ein klares Geräusch von der anderen Seite des Waldes. Es war ein Rascheln, gefolgt von einem Preschen—und alles ging blitzschnell.
Aufgrund der Warnung war Thor im Vorteil: er war vorbereitet und sprang gerade noch aus dem Weg, als ein riesiges Wildschwein direkt auf ihn zustürmte. Es verfehlte ihn um Haaresbreite.
In der Lichtung brach Chaos aus. Der Eber griff die anderen an, mit seinen Hauern wild um sich schwingend. Mit einem Schwung riss er O’Connors Arm auf und Blut schoss heraus, als er ihn sich schreiend hielt.
Es war wie ein Kampf mit einem Bullen, nur ohne die richtigen Waffen. Elden versuchte, ihn mit dem Langspeer zu stechen, doch der Eber drehte einfach nur seinen Kopf, biss mit seinem enormen Maul darauf und brach ihn damit sauber entzwei. Dann ging der Eber auf Elden los und traf ihn in die Rippen; zu Eldens Glück schrammte er knapp daran vorbei, von den Stoßzähnen zerrissen zu werden.
Dieser Eber war nicht aufzuhalten. Er lechzte nach Blut und würde sie sichtlich nicht in Ruhe lassen, bis er es hatte.
Die anderen sammelten sich und setzten sich in Bewegung. Erec und Kendrick zogen die Schwerter, wie auch Thor, Reece und die anderen.
Sie umkreisten ihn gemeinsam, doch es war schwierig, einen Treffer zu landen, besonders wegen der drei Fuß langen Stoßzähne, die sie davon abhielten, auch nur in seine Nähe zu gelangen. Er rannte und jagte sie im Kreis um die Lichtung herum. Reihum attackierten sie ihn, Erec landete einen direkten Treffer und verwundete ihn an seiner Seite; doch dieser Eber musste aus Stahl sein, denn er machte einfach weiter.
Das war der Moment, der alles änderte. Für einen kurzen Augenblick fiel Thor etwas ins Auge und er blickte angestrengt in den Wald. In der Ferne, zwischen den Bäumen versteckt, hätte er schwören können, einen Mann in einem schwarzen Umhang mit Kapuze gesehen zu haben; er sah, wie er Pfeil und Bogen hob und damit direkt in die Lichtung zielte. Er schien jedoch nicht auf den Eber zu zielen, sondern auf die Männer.
Thor fragte sich, ob er es sich einbildete. Konnte es sein, dass sie angegriffen wurden? Hier? Mitten im Nirgendwo? Von wem?
Thor ließ sich von seinen Instinkten leiten. Er fühlte, dass die anderen in Gefahr waren und rannte zu ihnen. Er sah, wie der Mann seinen Bogen auf Kendrick richtete.
Thor sprang auf Kendrick zu. Er verpasste ihm einen kräftigen Stoß, warf ihn zu Boden, und im gleichen Augenblick flog der Pfeil haarscharf an ihm vorbei.
Thor blickte sofort zurück in den Wald hinein, auf der Suche nach dem Angreifer. Doch er war verschwunden.
Aber zum Nachdenken war keine Zeit: der Eber raste immer noch wie von Sinnen über die Lichtung, nur wenige Fuß von ihnen entfernt. Nun wandte er sich in ihre Richtung, und Thor hatte keine Zeit, zu reagieren. Er bereitete sich auf den Treffer vor, als die langen, scharfen Stoßzähne direkt auf ihn zugeschossen kamen.
Einen Augenblick später ertönte ein schrilles Jaulen; Thor sah Erec, der auf den Rücken des Biests gesprungen war, sein Schwert mit beiden Händen hochgerissen und es ihm in den Nacken gestoßen hatte. Das Biest brüllte, und Blut schoss aus seinem Maul, während es in die Knie sank und dann zu Boden krachte, mit Erec auf seinem Rücken. Es kam nur wenige Fuß von Thor entfernt zu stehen.
Sie alle standen da, auf der Stelle erstarrt, und sahen einander an—und fragten
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