Quicksilver
fuhren irgendwohin.
»Ich stelle fest, dass Lord Gunfleet sich plötzlich stark für Fragen der Flotte interessiert«, sagte Wilkins.
»Da unsere Sicherheit vor den Holländern von unserer Flotte abhängt«, antwortete Pepys mit Bedacht, »und der größte Teil unserer Flotte vor der Kasbah von Algier steht, teilen viele Standespersonen Angleseys Neugier.«
Wilkins setzte bloß ein amüsiertes Gesicht auf. »Ich habe ihn Euch nicht nach Fregatten und Kanonen fragen hören«, sagte er, »sondern nach Wechseln und Zahlscheinen.«
Pepys räusperte sich ausgiebig und warf nervöse Blicke auf Daniel. »Wer für das Leeren des Flottensäckels verantwortlich ist, muss sich vor denen rechtfertigen, die für das Füllen desselben verantwortlich sind«, sagte er schließlich.
Sogar Daniel, ein einfältiger Cambridge-Gelehrter, hatte so viel Verstand, um zu begreifen, dass es sich bei dem hier erwähnten Säckelleerer um den Rüstungsfabrikanten John Comstock, Earl von Epsom, handelte – und dass der Säckelfüller Thomas More Anglesey, Herzog von Gunfleet und Vater von Louis Anglesey, dem Earl von Upnor, war.
»Womit C und A genannt wären«, sagte Wilkins. »Und was hat die zweite Silbe der CABAL zu den Angelegenheiten der Flotte zu sagen?«
»Von Bolstrood 19 kommt natürlich nichts Überraschendes.«
»Manche behaupten, Bolstrood sähe unsere Flotte gern in Afrika, damit die Holländer bei uns einmarschieren und ein kalvinistisches Land aus uns machen können.«
»Angesichts dessen, dass die V.O.C. 20 Dividenden von vierzig Prozent ausschüttet, glaube ich, dass es in der Threadneedle Street viele neue Kalvinisten gibt.«
»Gehört Apthorp auch dazu?«
»Diese Gerüchte sind Unsinn – Apthorp würde eher seine eigene Ostindienkompanie aufbauen als in die holländische zu investieren.«
»Daraus folgt also, dass Apthorp eine starke Flotte will, um unsere Handelsschiffe vor jenen holländischen Ostindienfahrern zu schützen, die vor lauter Kanonen ganz kopflastig sind.«
»Ja.«
»Was ist mit General Lewis?«
»Fragen wir doch unseren jungen Gelehrten«, sagte Pepys boshaft.
Einen Moment lang war Daniel – zur prustenden, jungenhaften Belustigung von Pepys und Wilkins – sprachlos.
Auch das Fernrohr schien ihn zu beobachten: Es lag ihm gegenüber in seinem Kasten, ein körperloses Sinnesorgan, das Isaac Newton gehörte und ihn mit mehr als menschlichem Scharfblick anstarrte. Er hörte Isaac fragen, was um alles in der Welt er, Daniel Waterhouse, sich dabei denke, in Samuel Pepys’ Kutsche durch London zu fahren – und den wichtigen Mann zu spielen!
»Ähm... eine schwache Flotte zwingt uns, ein starkes Heer zu unterhalten, um etwaige holländische Invasionsversuche abzuwehren«, sagte Daniel, der laut dachte.
»Aber mit einer starken Flotte können wir unsererseits bei den Holländern einmarschieren!«, wandte Wilkins ein. »Größerer Ruhm für General Lewis, den Herzog von Tweed!«
»Nicht ohne französische Hilfe«, sagte Daniel nach kurzer Überlegung, »und dafür ist Lord Tweed zu sehr Presbyterianer.«
»Sprechen wir von eben jenem guten Presbyterianer, der am Exilhof in St-Germain einen geheimen Earlstitel führte, während Cromwell das Land regierte?«
»Er ist Royalist, das ist alles«, widersprach Daniel.
Was hatte er in dieser Kutsche zu suchen und führte dieses Gespräch, bei dem er sich nur exponierte und zum Narren machte? Die eigentliche Antwort kannte nur John Wilkins, Lord Bischof von Chester, Autor sowohl des Cryptonomicon als auch der Philosophischen Sprache, der mit der linken Hand verschlüsselte und mit der rechten aller Welt Dinge bekannt machte. Der Daniel am Trinity College untergebracht – ihn während der Pest nach Epsom eingeladen – ihn für die Royal Society nominiert – und nun, wie es schien, etwas anderes für ihn im Sinn hatte. War Daniel als Lehrling hier, der zu Füßen des Meisters saß? So zu denken war entsetzlich dünkelhaft und ganz und gar unpuritanisch – aber ihm fiel keine andere Hypothese ein.
»Nun gut, es hat alles mit Mr. Oldenburgs Briefen ins Ausland zu tun...«, sagte Pepys, als eine Veränderung des Luftdrucks (oder sonst irgendetwas) anzeigte, dass es Zeit war, mit der Spiegelfechterei aufzuhören und sich ernsthaft zu unterhalten.
Wilkins: »Das habe ich vermutet. Mit welchem?«
»Spielt das eine Rolle? Sämtliche Briefe für GRUBENDOL werden abgefangen und gelesen, ehe er sie überhaupt zu Gesicht bekommt.«
»Ich habe mich immer
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