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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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hinzu.
    »Hmmm... sein Bruder hat die Stadt doch gewissermaßen erobert, nicht wahr?«, fragte Daniel. Er kannte die Antwort, durfte sich aber nicht anmaßen, Männer wie diese zu belehren.
    »Ja«, sagte Pepys gelehrt, »das geschah im Zuge vonYorks atlantischer Kampagne – zuerst hat er den Holländern mehrere guineische Häfen abgenommen, die reich an Gold und noch reicher an Sklaven waren, und dann ging es mit den Passatwinden geradewegs zu seiner nächsten Beute – New Amsterdam.«
    Daniel vollführte eine leichte Verbeugung in Richtung Pepys und fuhr dann fort: »Wenn Ihr seinen Vornamen James nicht verwenden könnt, dann vielleicht seinen Titel... immerhin ist York eine Stadt im Norden unserer Ostküste – dabei aber nicht zu weit im Norden...«
    »So weit waren wir auch schon«, sagte Pepys bedrückt. »Es gibt ein Yorktown in Virginia.«
    »Wie wäre es mit ›New York‹?«, fragte Daniel.
    »Nicht übel... aber zu offensichtlich an New Amsterdam angelehnt«, sagte Churchill.
    »Wenn wir sie ›New York‹ nennen, benennen wir sie nach der Stadt York... es kommt aber darauf an, sie nach dem Herzog vonYork zu benennen«, sagte Pepys verächtlich.
    Daniel sagte: »Ihr habt natürlich Recht -«
    »Ach was!«, bellte Wilkins und hieb mit der flachen Hand auf den Tisch, sodass Bier und Phospor in alle Richtungen spritzten. »Seid nicht so pedantisch, Mr. Pepys. Jeder wird verstehen, was das heißt.«
    »Jedenfalls jeder, der so gescheit ist, dass er eine Rolle spielt«, warf Wren ein.
    »Ähm... wie ich sehe, habt Ihr eine subtilere Vorgehensweise im Sinn«, murmelte Sir Winston Churchill.
    »Setzen wir es auf die Liste!«, schlug Wilkins vor. »Es kann nichts schaden, so viele Zusammensetzungen mit ›York‹ und ›James‹ aufzuführen, wie wir uns nur ausdenken können.«
    »Hört, hört!«, kollerte Churchill – vielleicht räusperte er sich aber auch nur – oder rief nach einer Schankkellnerin.
    »Wie Ihr wünscht – nichts für ungut«, sagte Daniel. »Ich nehme an, Mr. Roots Demonstration wurde günstig aufgenommen -?«
    Aus irgendeinem Grund sorgte dies dafür, dass ganz kurze Blicke in Richtung des Earl von Upnor huschten. »Sie verlief gut«, sagte Pepys und rückte näher an Daniel heran, »bis Mr. Root dem Earl Prügel androhte. Seht nicht hin, seht nicht hin«, fuhr Pepys, ohne die Stimme zu erheben, fort, nahm Daniel am Arm und drehte ihn von dem Earl weg. Der Zeitpunkt war unglücklich, denn Daniel war sicher, dass er Upnor gerade Isaac Newton namentlich hatte erwähnen hören, und wollte lauschen.
    Pepys führte ihn an Wilkins vorbei, der gerade einer Schankkellnerin einen gutmütigen Klaps auf den Hintern versetzte. Der Wirt läutete eine Glocke, und alles blies die Kerzen aus – von dem erneuerten Phosphor abgesehen, wurde es in der Schänke dunkel. Alles machte »Aaah!«, und Pepys bugsierte Daniel auf die Straße hinaus. »Ihr wisst, dass Mr. Root das Zeug aus Urin gewinnt?«
    »So geht das Gerücht«, sagte Daniel. »Mr. Newton versteht mehr von dieser Kunst als ich – er hat mir gesagt, Mr. Root sei nach einem alten Rezept vorgegangen, um aus Urin das philosophische Merkur zu extrahieren, sei stattdessen aber auf Phosphor gestoßen.«
    »Ja, und er erzählt eine ganze Geschichte darüber, wie er das Rezept in Babylonien gefunden habe.« Pepys verdrehte die Augen. »Die Höflinge waren entzückt. Wie auch immer – für die Demonstration dieses Abends hatte er Urin aus einer Abwasserrinne gesammelt, die Whitehall kanalisiert, und es auf einer Barke auf der Themse gekocht – und zwar endlos. Die übrigen Details erspare ich Euch – nur so viel sei gesagt: Als es vorbei war und man applaudiert hatte und sämtliche Höflinge nach einer Möglichkeit suchten, den strahlenden Glanz des Phosphors mit dem des Königs zu vergleichen -«
    »Ja, richtig, das dürfte wohl obligatorisch gewesen sein -?«
    Wilkins kam zur Schänkentür herausgepoltert, und das offenbar nur, um zuzusehen, wie Daniel die Geschichte erzählt wurde.
    »- machte der Earl von Upnor irgendeine Bemerkung des Sinnes, dies alles sei nur so zu erklären, dass der Leib des Königs von irgendeiner königlichen Essenz – einem königlichen Saft – durchdrungen sein müsse, der in seinem Urin ausgeschieden werde. Und als alle anderen Höflinge mit Applaudieren fertig waren und den philosophischen Scharfsinn des Earls gehörig bewundert hatten, sagte Enoch der Rote: ›In Wirklichkeit stammt dieser Urin zum größten Teil

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