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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Flagge auf dem Damrak gehisst, persönlich belohnen würde. Doch natürlich kam es anders. Seitdem hat Sluys ein Lagerhaus voller Blei, das er nicht offen zu verkaufen wagt, aus Furcht, es könne etwas durchsickern und der oranientreue Pöbel könne seine Lagerhäuser niederbrennen und ihn in Stücke reißen, wie er es auf so denkwürdige Weise mit den de Witt-Brüdern getan hatte. Doch jetzt muss Sluys es verkaufen.«
    »Warum?«
    »Das ist jetzt dreizehn Jahre her. Sein Lagerhaus ist, aufgrund des Bleigewichts, zweimal so schnell in den Amsterdamer Schlamm gesunken wie die Lager daneben. Die Nachbarn beschweren sich allmählich. Er zieht die ganze Nachbarschaft mit hinunter.«
    »Also müsste Mr. Sluys einen hervorragenden Preis bieten«, sagte Gomer Bolstrood. »Gott sei Dank! Der Kunde wird hocherfreut sein. Hat dieser Verräter auch Schießpulver aufgekauft? Streichhölzer?«
    »Alles durch die Feuchtigkeit vernichtet. Aber vor Texel erwartet man täglich eine Flotte von Ostindienfahrern – sie werden höchstwahrscheinlich bis obenhin mit Salpeter beladen sein – die Pulverpreise sinken bereits.«
    »Für unsere Zwecke sinken sie vermutlich nicht genug«, murrte Bolstrood. »Können wir Salpeter kaufen und selbst welches machen?«
    »Die Preise für Schwefel sind dank einiger zufälliger Vulkanausbrüche auf Java auch annehmbar«, antwortete Eliza, »aber ordentliche Holzkohle ist sehr teuer – der Herzog von Braunschweig-Lüneburg sitzt auf seinem Baumbestand wie ein Geizkragen auf seinen abgezählten Münzen.«
    »Vielleicht müssen wir in einem sehr frühen Stadium des Feldzugs ein Waffenlager erbeuten«, sagte Bolstrood, »so Gott will.«
    Die Erwähnung von Feldzügen und dem Erbeuten von Waffenlagern machte Eliza nervös, deshalb versuchte sie es mit einem Themenwechsel: »Wann werde ich wohl das Vergnügen haben, den Kunden kennen zu lernen?«
    »Sobald wir ihn bekleidet und nüchtern antreffen können«, antwortete Bolstrood sogleich.
    »Bei einem Barker dürfte das doch ein Leichtes sein.«
    »Damit hat der Kunde nichts zu tun!«, sagte Gomer Bolstrood höhnisch.
    »Äußerst sonderbar.«
    »Was ist daran sonderbar?«
    »Wie kam er dazu, gegen die Sklaverei zu sein, wenn nicht aus religiösen Gründen?«
    »Ihr seid auch dagegen, und Ihr seid keine Kalvinistin«, konterte Bolstrood.
    »Ich habe persönliche Gründe dafür, so zu empfinden, wie ich empfinde. Aber ich hatte die Vorstellung, dass der Kunde einer Eurer Religionsgenossen ist. Er ist doch gegen die Sklaverei, oder?«
    »Vielleicht sollten wir bloße Vorstellungen beiseite lassen und über Fakten reden.«
    »Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, Sir, dass meine Frage unbeantwortet geblieben ist.«
    »Ihr erschient an der Tür unserer Kirche in Amsterdam – so mancher empfand es wie eine Engelserscheinung – mit einer äußerst großzügigen Spende und botet an, Euch auf jede erdenkliche Weise nützlich zu machen, wenn es nur unseren Kampf gegen die Sklaverei beförderte. Und genau das tut Ihr.«
    »Wenn aber der Kunde nicht gegen die Sklaverei ist, wie befördert es die Sache dann, wenn wir ihm Pulver und Gewehrkugeln kaufen?«
    »Ihr wisst vielleicht nicht, dass mein Vater – Gott hab ihn selig – dem verstorbenen König als Minister diente, bevor er von den Papisten, die in England für Frankreich arbeiteten, ins Exil und schließlich in den Tod getrieben wurde. Er beugte sich dieser Erniedrigung, weil er wusste, dass aufrechte Männer sich um des großen Ganzen willen manchmal auf Leute wie Charles II. einlassen müssen. Genauso müssen wir, die wir gegen Sklaverei, gegen die Staatsreligion und insbesondere gegen all die Scheußlichkeiten und Eitelkeiten des römischen Glaubens sind, jeden Menschen unterstützen, der verhindern könnte, dass James, Herzog von York, lange auf dem Thron bleibt.«
    »James ist der rechtmäßige Erbe, oder?«
    »Wie diese Diplomaten uns mit ihrem kleinlichen Streit darüber, welcher ihrer Könige die älteren Rechte besitzt, soeben gezeigt haben«, sagte Bolstrood, »gibt es nichts, was nicht vernebelt werden kann – und Pulverdampf vernebelt die Dinge besonders gut. König Ludwig lässt auf jede seiner Kanonen Ultima Ratio Regum drucken …«
    »Das letzte Argument der Könige.«
    »Ihr könnt auch Latein -?«
    »Ich habe eine klassische Bildung genossen.«
    »In Qwghlm!?«
    »In Konstantinopel.«
    Der Comte d’Avaux bewegte sich über das Kanalnetz von Den Haag mit dem Schritt eines Mannes, der

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