Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
genügten schon Gerüchte über den Zustand der englisch-holländischen Beziehungen, um den Preis um zehn oder zwanzig Prozent zu drücken. Nachrichten über eine Invasion werden ihn durch den Fußboden jagen.«
    »Warum?«, fragte Monmouth.
    »England hat eine mächtige Kriegsmarine – wenn es Holland feindlich gesonnen ist, kann es dessen Schifffahrt ersticken, und die V.O.C. fällt wie ein Stein.«
    »Aber meine Politik wird den Holländern viel weiter entgegenkommen als die von König James!«, protestierte Monmouth.
    Bolstrood hatte inzwischen einen Gesichtsausdruck, als würde er von einer unsichtbaren Schnur erdrosselt.
    Eliza beruhigte sich wieder, atmete tief durch und lächelte Monmouth an – dann beugte sie sich vor und legte ihre Hand auf seinen Unterarm. »Wenn dann natürlich allgemein bekannt wird, dass Eure Rebellion erfolgreich sein wird, wird die V.O.C.-Aktie hochgehen wie eine Lerche am Morgen. Doch zunächst wird der Markt beherrscht sein von ignoranten Holzköpfen, die törichterweise davon ausgehen, dass König James sich durchsetzen – und dass er ausgesprochen verärgert über die Holländer sein wird, weil sie ihr Territorium als Sprungbrett für eine Invasion seines Landes hergegeben haben.«
    Bolstrood entspannte sich ein bisschen.
    »Am Anfang wird der Preis also hinuntergehen«, sagte Monmouth zerstreut.
    »Bis die wahre Situation allgemein bekannt wird«, sagte Eliza, tätschelte energisch seinen Arm und zog dann ihre Hand zurück. Gomer Bolstrood schien sich weiter zu entspannen. »Während dieses Intervalls«, fuhr Eliza fort, »wird unser Investor die Gelegenheit haben, einen gewaltigen Gewinn zu machen, indem er Leerverkäufe tätigt. Und als Gegenleistung für diese Gelegenheit wird er Euch gerne alles Blei und Pulver kaufen, das Ihr für Eure Invasion braucht.«
    »Aber dieser Investor ist nicht Mr. Sluys -?«
    »Bei jeder Leerverkaufstransaktion gibt es sowohl einen Verlierer als auch einen Gewinner «, erklärte Eliza. »Mr. Sluys wird der Verlierer sein.«
    »Warum ausgerechnet er?«, fragte Bolstrood. »Es könnte doch irgendein liefhebber sein.«
    »Leerverkäufe waren ein dreiviertel Jahrhundert lang ungesetzlich! Um sie zu verhindern sind verschiedene Erlasse herausgegeben worden – einer davon niedergeschrieben zur Zeit des Statthalters Friedrich Heinrich. Wenn nun ein Händler überrascht wird – das heißt, wenn er einen Vertrag unterschreibt, der ihm einen Geldverlust bringen wird -, kann er ›bei Friedrich Beschwerde einlegen‹.«
    »Aber Friedrich Heinrich ist vor Urzeiten gestorben«, protestierte Monmouth.
    »Es ist eine Redensart – ein Fachausdruck. Es bedeutet nichts anderes, als dass man den Vertrag für unverbindlich erklärt und die Zahlung verweigert. Laut Friedrich Heinrichs Erlass wird eine solche Erklärung vor Gericht immer bestätigt.«
    »Wenn es aber stimmt, dass es bei Leerverkäufen immer einen Verlierer gibt, muss doch Friedrich Heinrichs Erlass dieses Verfahren vollkommen unterdrückt haben!«
    »O nein, Euer Gnaden – in Amsterdam floriert der Leerverkauf! Viele Händler leben davon!«
    »Aber warum legen diese Verlierer nicht einfach alle ›bei Friedrich Beschwerde ein‹?«
    »Es hängt alles davon ab, wie die Verträge strukturiert sind. Wenn man schlau genug ist, kann man den Verlierer in eine Position bringen, wo er es nicht wagt, bei Friedrich Beschwerde einzulegen.«
    »Also ist es letzten Endes doch eine Art Erpressung«, sagte Bolstrood, während er durch das Fenster über ein verschneites Feld schaute – Eliza aber hart auf den Fersen blieb. »Wir sorgen dafür, dass Sluys der Verlierer ist – wenn er dann ›bei Friedrich Beschwerde einlegt‹, kommt die ganze Sache vor Gericht heraus – einschließlich des Lagerhauses voller Blei – und er ist als Verräter entlarvt. Deshalb wird er den Verlust klaglos schlucken.«
    »Aber – wenn ich das alles richtig verstehe – es kann nur funktionieren, wenn Sluys nichts von einem Plan zur Invasion Englands weiß «, sagte Monmouth. »Andernfalls wäre er ein Idiot, wenn er den Leerverkauf-Vertrag abschlösse.«
    »Das ist sicher richtig«, stimmte Eliza zu. »Wir wollen, dass er glaubt, die V.O.C.-Aktie würde steigen.«
    »Aber wenn er uns das Blei verkauft, wird er wissen, dass wir irgendetwas planen.«
    »Schon, aber er braucht ja nicht zu wissen, was geplant ist, noch wann . Wir brauchen nur seinen Geisteszustand so zu manipulieren, dass er Grund hat zu glauben, die

Weitere Kostenlose Bücher