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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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andere Dinge. Aber die Antwort ist, dass König Ludwig hofft, die Ehe zwischen Wilhelm und Mary zu zerrütten – was Wilhelms Macht in England vernichten und Mary für eine Ehe mit einem seiner französischen Bastarde verfügbar machen würde.«
    »Ich wusste, dass es ein Familienstreit irgendeiner Art sein musste – es ist so gemein, so kleinlich, so bösartig.«
    » Jetzt fangt Ihr an zu verstehen!«
    »Liebt Mary ihren Mann denn nicht?«
    »Wilhelm und Mary sind ein Paar, das gut zusammenpasst.«
    »Ihr sagt wenig, meint aber viel … was meint Ihr denn tatsächlich?«
    »Jetzt ist es an mir, geheimnisvoll zu sein«, sagte Monmouth, »da das der einzige Weg ist, Euch wiederzusehen.«
    In dem Stil machte er weiter, und Eliza wich ihm sorgfältig aus, dann trennten sich ihre Wege.
    Doch zwei Stunden später waren sie wieder zusammen. Diesmal war Gomer Bolstrood bei ihnen.
    Ein paar Meilen nördlich von Den Haag wurde das flache Polderland der holländischen Republik durch die Meeresküste abgeschnitten. Eine Dünenreihe bot einen mageren Wetterwall. In dessen Schutz verlief dahinter, parallel zur Küste, ein Streifen Land, der zum großen Teil bewaldet, aber keine Wildnis mehr war, denn er war mit Straßen und Kanälen aufgewertet worden. In diesem Grüngürtel waren verschiedene Güter gewachsen: die Landsitze von Adligen und Kaufleuten. Jedes hatte ein richtiges Haus mit einem formal angelegten Garten. Zu den größeren gehörten auch noch bewaldete Wildparks und Jagdhütten, in denen die Männer Zuflucht vor ihren Frauen suchen konnten.
    Eliza wusste immer noch wenig über Gomer Bolstrood und seinen Plan; es war aber offensichtlich, dass er mit irgendeinem Kaufmann im Bunde war, dem eines dieser Güter gehörte, und dass er die Erlaubnis erhalten hatte, die Jagdhütte als Zweitwohnung zu nutzen. Ein Kanal führte an einer Seite des Wildparks entlang und verband ihn – wenn man wusste, welche Abzweigungen man nehmen musste – mit dem Haagsche Bos, diesem ausgedehnten Park neben dem Binnenhof. Die Entfernung betrug mehrere Meilen, sodass die Reise im Sommer vielleicht einen ganzen Vor- oder Nachmittag in Anspruch genommen hätte. Befand sich jedoch Eis auf den Kanälen und ein Paar Schlittschuhe an den Füßen des Reisenden, war sie in kürzester Zeit zu bewältigen.
    So war Monmouth ohne Hilfe inkognito hergekommen. Er saß auf dem Stuhl, den Bolstrood den Thron eines Ungeheuers genannt hatte, während Eliza und Bolstrood auf den knarrenden Reisigstühlen saßen. Bolstrood hob an, den Kunden in aller Form vorzustellen, doch -
    »Aha«, sagte Eliza, »wie Ihr vor kurzem sagtet: Schlachten mit Musketen und Pulver zu schlagen ist eine überholte Praxis und …«
    »Es kommt meinen Zwecken entgegen, wenn die Leute denken, dass ich einen solchen Unsinn tatsächlich glaube «, sagte Monmouth, »und Frauen glauben es immer allzu bereitwillig.«
    »Warum – weil Frauen im Krieg zur Beute werden, und wir nicht gerne Beute sind?«
    »Das nehme ich an.«
    »Ich bin Beute gewesen. Das hat mir nicht gefallen. Deswegen fand ich Euren kleinen Vortrag über die Modernität in gewisser Weise inspirierend.«
    »Wie gesagt – Frauen glauben es allzu bereitwillig.«
    »Ihr beide kennt Euch -? -!«, presste Bolstrood schließlich hervor.
    »Wie mein verstorbener Vater so treffend demonstriert hat, müssen diejenigen unter uns, die dazu vorherbestimmt sind, in der Hölle zu schmoren, versuchen, wenigstens solange sie leben ein wenig Spaß zu haben«, sagte Monmouth. »Männer und Frauen – jedenfalls solche, die keine Puritaner sind – kennen einander auf jede erdenkliche Weise!« Dabei schaute er Eliza freundlich an. Eliza bedachte ihn mit einem Blick, der einem durch seinen Unterleib gestoßenen gigantischen Eiszapfen gleichkommen sollte – doch Monmouth reagierte darauf mit einem kleinen erotischen Beben.
    Eliza sagte: »Wenn Ihr dem Comte d’Avaux so leicht in die Hände spielt, indem Ihr Mary Eure Zuneigung entzieht – wozu werdet Ihr dann auf dem Thron von England gut sein?«
    Monmouth ließ die Schultern hängen und schaute Bolstrood an.
    »Ich hab ihr nichts Genaues erzählt«, protestierte Gomer Bolstrood, »ich habe ihr nur gesagt, welche Waren wir kaufen möchten.«
    »Was ausgereicht hat, um Euren Plan ziemlich offensichtlich werden zu lassen«, sagte Eliza.
    »Ich denke, das macht nichts«, sagte Monmouth. »Da wir die Käufe jedenfalls nicht tätigen können, ohne irgendeine zusätzliche Sicherheit zu bieten

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