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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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– und die ist in unserem Fall der Thron.«
    »Das ist nicht das, was mir gesagt worden ist«, sagte Eliza. »Ich bin davon ausgegangen, dass die Rechnung mit Gold beglichen würde.«
    »Und so wird es auch sein – danach .«
    »Nach was?«
    »Nachdem wir England erobert haben.«
    »Oh.«
    »Der größte Teil von England ist aber auf unserer Seite, daher … ein paar Monate höchstens.«
    »Hat der größte Teil von England denn Gewehre ?«
    »Es stimmt, was er sagt«, warf Gomer Bolstrood ein. »Überall, wo dieser Mann in England auftaucht, strömen die Leute auf die Straßen, zünden Freudenfeuer für ihn an und verbrennen den Papst symbolisch.«
    »Ihr braucht also, zusätzlich zum Kauf der gewünschten Waren , ein Überbrückungsdarlehen, und die Sicherheit dafür ist -«
    »Der Tower von London«, sagte Monmouth beruhigend.
    »Ich bin Händlerin, keine Aktionärin«, sagte Eliza. »Ich kann Euch nicht finanzieren.«
    »Wie könnt Ihr Handel betreiben, ohne Aktionärin zu sein?«
    »Ich handle mit Dukaten-Aktien, die ein Zehntel des Wertes richtiger V.O.C.-Aktien ausmachen und viel freier verfügbar sind. Ich halte sie – oder Optionen darauf – nur so lange, dass ich einen kleinen Gewinn daraus erzielen kann. Ihr werdet auf Euren Schlittschuhen ungefähr vierzig Meilen in diese Richtung fahren müssen, Euer Gnaden«, sagte Eliza und deutete nordostwärts, »und Kontakt mit Amsterdamer Geldverleihern aufnehmen. Es gibt bedeutende Männer unter ihnen, Herren über den Markt, die stapelweise V.O.C.-Aktien angesammelt haben und im Tausch dagegen Geld verleihen. Da Ihr aber den Tower von London nicht in Eure Tasche stecken und als Sicherheit für den Kredit auf den Tisch legen könnt, braucht Ihr etwas anderes.«
    »Das wissen wir«, sagte Bolstrood. »Wir wollen Euch lediglich wissen lassen, dass, wenn die Zeit für die Durchführung der Transaktion gekommen ist, auch die Zahlung kommen wird, nicht von uns, aber -«
    »Von einem leichtgläubigen Verleiher.«
    » So leichtgläubig nun auch wieder nicht. Wir haben bedeutende Männer unter uns.«
    »Darf ich wissen, wer diese Männer sind?«
    Ein Blick zwischen Bolstrood und Monmouth. »Nicht jetzt. Später, in Amsterdam«, sagte Bolstrood.
    »Das wird nie funktionieren – diese Amsterdamer haben mehr gute Investitionsmöglichkeiten, als sie nutzen können«, sagte Eliza. »Aber vielleicht gibt es einen anderen Weg, um an das Geld zu kommen.«
    »Woher wollt Ihr es bekommen, wenn nicht von den Amsterdamer Geldverleihern?«, fragte Monmouth. »Meine Mätresse hat bereits ihren gesamten Schmuck verpfändet – diese Quelle ist versiegt.«
    »Wir können es von Mr. Sluys bekommen«, sagte Eliza, nachdem sie ein paar lange Minuten ins Feuer gestarrt hatte. Sie drehte sich zu den anderen um. Die Luft in der Jagdhütte war plötzlich kühl auf ihrer Stirn.
    »Von dem, der vor dreizehn Jahren sein Land verraten hat?«, fragte Bolstrood argwöhnisch.
    »Genau der. Er hat viele Verbindungen zu französischen Investoren und ist sehr reich.«
    »Das heißst Ihr wollt ihn erpressen -?«, fragte Monmouth.
    »Nicht direkt. Zunächst werden wir einen anderen Investor finden und ihm von Eurem Plan einer Invasion Englands erzählen.«
    »Aber der Plan ist ein Geheimnis!«
    »Er wird allen Grund haben, ihn weiterhin geheim zu halten – denn sobald er davon erfährt, wird er anfangen, V.O.C.-Aktien leer zu verkaufen.«
    »Dieses ›Leer verkaufen‹ ist ein Spezialbegriff, mit dem ich Holländer und Juden habe um sich werfen hören, aber was er bedeutet, weiß ich nicht«, sagte Monmouth.
    »Es gibt zwei Fraktionen, die einander auf dem Markt bekämpfen: die liefhebberen oder Bullen, die die Aktie steigen, und die contremines oder Bären, die sie fallen sehen wollen. Eine Gruppe von Bären trifft sich häufig und zettelt Verschwörungen an – sie verbreiten Falschmeldungen über Piraten vor der Küste oder gehen in die Börse, wo sie lauthals Aktien zu sehr niedrigen Preisen verkaufen und so versuchen, eine Panik zu erzeugen und den Preis sinken zu lassen.«
    »Aber wie kommen sie so an Geld?«
    »Macht Euch keine Gedanken über Details – es gibt Möglichkeiten, Optionen so zu nutzen, dass man zu Geld kommt, wenn der Preis fällt. Das nennt man leer verkaufen. Unser Investor wird – wenn wir ihm erst einmal von Euren Invasionsplänen erzählt haben – anfangen zu wetten, dass die V.O.C.-Aktie bald sinken wird. Und seid unbesorgt, sie wird. Es ist erst wenige Jahre her, da

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