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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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königlicher Bastarde! Es wäre nicht anständig, den Überblick zu verlieren.«
    »… über Eure königlichen Bastarde?«
    »Ja.«
    »Dann sei Euch gesagt, dass aus dem, was wir gerade getan haben, keine königlichen Bastarde hervorgehen können.«
    Monmouth begab sich allmählich in eine weniger exotische Position, das heißt, er setzte sich auf und betrachtete gedankenverloren Elizas Brustwarzen. »Sagt mal, wäret Ihr gerne Herzogin oder so was?«
    Eliza wölbte den Rücken und lachte. Monmouth verlegte seine Aufmerksamkeit auf ihren schwingenden Bauchnabel und sah verletzt aus.
    »Was müsste ich dazu tun? Irgendeinen syphilitischen Herzog heiraten?
    »Natürlich nicht. Meine Mätresse sein – wenn ich König von England bin. Mein Vater hat alle seine Mätressen zu Herzoginnen gemacht.«
    »Warum?«
    Monmouth, empört: »Andernfalls wär es unschicklich!«
    »Ihr habt doch schon eine Mätresse.«
    »Der gemeine Mann hat eine … «
    »Und der adlige mehrere ?«
    »Wozu ist man König, wenn man nicht eine Menge Herzoginnen ficken kann?«
    »So ist es, Sir!«
    »Wobei ich nicht weiß, ob ›ficken‹ le mot juste für das ist, was wir getan haben.«
    »Was ich getan habe. Ihr habt nur herumgezappelt und gezittert.«
    »Es ist doch wie ein Modetanz, bei dem nur einer die Schritte kennt. Ihr müsst mir einfach den anderen Teil davon beibringen.«
    »Ich fühle mich geehrt, Euer Gnaden – heißt das, wir werden uns wiedersehen?«
    Darauf Monmouth, beleidigt und leicht aus der Fassung gebracht: »Ich habe es ehrlich damit gemeint, dass ich Euch zur Herzogin machen will.«
    »Erst müsst Ihr Euch zum König machen.«
    Der Herzog von Monmouth seufzte und ließ sich auf die Matratze zurückfallen, was eine Wolke aus Staub, kurzen Strohhalmen, Bettwanzen und Milbenkot freisetzte. Alles zusammen hing wunderschön in der strahlenden Luft, als wäre es von einem dieser Brueghels auf Leinwand gekleckst worden.
    »Ich weiß, es ist so wahnsinnig anstrengend«, sagte Eliza, während sie dem Herzog das Haar aus der Stirn strich und ordentlich hinter sein Ohr steckte. » Später werdet Ihr Euch auf grässlichen Schlachtfeldern tummeln. Heute Abend gehen wir in die Oper!«
    Monmouth schaute garstig drein. »Schlachtfelder nehme ich jederzeit.«
    »Wilhelm wird auch da sein.«
    »Ach du je, er wird doch nicht irgendein langweiliges Theaterstück zum Besten geben?«
    »Was, der Prinz von Oranien -?«
    »Nach dem Frieden von Breda hat er ein Ballett inszeniert, bei dem er selbst als Merkur auftrat, der die Neuigkeit vom angloholländischen rapprochement überbrachte. Peinlich , einen doch recht guten Kämpfer mit einem Paar Gänseflügeln an den Knöcheln umherstolzieren zu sehen.«
    »Das ist schon lange her – jetzt ist er ein erwachsener Mann, und das ist unter seiner Würde. Er wird nur von seiner Loge aus herunterspähen. So tun, als flüsterte er Mary Bonmots zu, die ihrerseits so tun wird, als verstünde sie sie.«
    »Wenn er kommt, können wir später hingehen«, sagte Monmouth. »Da müssen sie das Gebäude erst nach Bomben durchsuchen.«
    »Dann müssen wir früher gehen«, konterte Eliza, »umso mehr Zeit haben wir nämlich für Verschwörungen und Intrigen.«
     
    Wie jemandem, der über ein fremdes Land nur Bücher gelesen und Geschichten gehört hat und schließlich hinfährt und es in der Realität sieht – so erging es Eliza mit der Oper. Nicht so sehr, was den Ort betraf (der nur ein Gebäude war), als vielmehr die Leute , und nicht so sehr diejenigen mit Titeln und formalen Rangbezeichnungen (zum Beispiel der Ratspensionär oder verschiedene Regenten und Magistrate mit ihren dicken, juwelenbehängten Frauen) als vielmehr diejenigen, die die Macht besaßen, das Geschehen auf dem Aktienmarkt zu beeinflussen.
    Wie die meisten in der keifenden, klatschenden Menge, die zwischen Dam und der Börse hin- und herwanderte, besaß Eliza für das Geschäft mit richtigen V.O.C.-Aktien nicht genug Geld. Wenn sie gut bei Kasse war, kaufte und verkaufte sie Dukaten-Aktien, und wenn sie es nicht war, kaufte und verkaufte sie Optionen und Verträge, um sie zu kaufen oder zu verkaufen. Genau genommen existierten Dukatenaktien gar nicht. Sie waren Bruchstücke, Fragmente von richtigen V.O.C.-Aktien. Sie waren ein Kunstgebilde, das man erfunden hatte, damit auch weniger wohlhabende Leute am Marktgeschehen teilhaben konnten.
    Doch über der Ebene derer, die mit ganzen V.O.C.-Aktien handelten, gab es noch die Marktbeherrscher, die

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