Quicksilver
zeigen war ein Fehler!«, zischte der Herzog.
»Ganz im Gegenteil – er ist das Loch , in das der Schlüssel zu dem ganzen Rätsel passt«, gab Eliza zurück, wobei ihr Schleier sich unter dem t und dem p hinreißend kräuselte. Sie war jedoch gar nicht so zuversichtlich, wie sie klang, und so ließ sie ihren Blick, auch auf die Gefahr hin, dass jemand es bemerkte, in einer, wie sie hoffte, unschuldig erscheinenden Weise über das Halbrund der Opernlogen schweifen, bis sie die eine fand, in der der Comte d’Avaux (unter anderen Amsterdamern, die vor kurzem zum Großeinkauf in Paris gewesen waren) mit Mr. Sluys, dem verräterischen Bleihorter, saß.
D’Avaux ließ ein goldenes Opernglas sinken und starrte Eliza mehrere Sekunden lang an.
Dann verlagerte er seinen Blick auf Wilhelms Loge, die von den blau Uniformierten endlos gefilzt wurde.
Er schaute Eliza wieder an. Ihr Schleier verbarg ihr Lächeln, aber die Einladung in ihren Augen war deutlich genug.
»Es … funktioniert … nicht«, brummte Monmouth.
»Es funktioniert wie am Schnürchen «, sagte Eliza. D’Avaux war aufgestanden und entschuldigte sich gerade bei den anderen in seiner Loge: Sluys und einem Amsterdamer Regenten und irgendeinem jungen französischen Adligen, der von höherem Stand sein musste, denn d’Avaux bedachte ihn mit einer tiefen Verbeugung.
Ein paar Minuten später begrüßte er den Herzog von Monmouth mit der gleichen Verbeugung und küsste Eliza die Hand.
»Wenn Ihr die Oper das nächste Mal beehrt, Mademoiselle, werden die Blauen Garden Eure Loge ebenfalls durchsuchen müssen – denn Ihr könnt sicher sein, dass jede Dame in diesem Gebäude sich durch Euren Glanz beschämt fühlt. Das wird Euch keine von ihnen je verzeihen.« Doch während er diese Worte zu Eliza sagte, wanderte sein Blick auf der Suche nach Hinweisen neugierig an Monmouth auf und ab.
Der Herzog trug verschiedene Nadeln und Abzeichen, die man aus der Nähe betrachten musste, um sie richtig einordnen zu können: Eins trug das einfache rote Kreuz eines Kreuzfahrers und ein anderes das Wappen der Heiligen Allianz – des Bündnisses zwischen Polen, Österreich und Venedig, das gerade dem Rückzug der Überreste der türkischen Armee durch Ungarn nachhalf.
»Der Weg nach Osten ist gefährlich, Euer Gnaden.«
»Der Weg nach Westen ist für immer versperrt, mir jedenfalls«, erwiderte Monmouth, »und meine Anwesenheit in Holland gibt zu allerlei unschönen Gerüchten Anlass.«
»In Frankreich werdet Ihr immer einen Platz finden.«
»Das Einzige, wozu ich je zu gebrauchen war, ist das Kämpfen -«, begann Monmouth.
»Nicht das Einzige... Mylord«, sagte Eliza lasziv. D’Avaux zuckte zusammen und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Monmouth errötete leicht und fuhr fort: »Da mein Onkel 50 dem Christentum Frieden gebracht hat, muss ich meinen Ruhm in den Ländern der Heiden suchen.«
In Elizas Augenwinkel tat sich etwas: Wilhelm und Mary betraten ihre Loge. Alles erhob sich und applaudierte. Es war ein trockener, sparsamer Applaus, und er dauerte nicht lange. Der Comte d’Avaux trat vor und küsste den Herzog von Monmouth auf beide Wangen. Viele der Opernbesucher sahen die Geste nicht, aber manche schon. Genug jedenfalls, um im Publikum einen neuen Ton anzuschlagen: Eine heftige Erregung im Bariton wurde bald von den Eröffnungsklängen der Ouvertüre überdeckt.
Die vornehmen Damen und Herren von Amsterdam lehnten sich jetzt in ihren Sitzen zurück, doch ihre Diener und Lakaien standen immer noch im Schatten unter den Logen, und manche von ihnen bewegten sich jetzt, da ihre Herren sie zu sich winkten: Sie traten vor und neigten die Köpfe, um geflüsterten Vertraulichkeiten zu lauschen, oder streckten die Hände aus, um hingekritzelte Notizen entgegenzunehmen.
Der Markt war in Bewegung. Eliza hatte ihn mit ihrem Turban und ihrem Nabel in Bewegung gesetzt, und d’Avaux hatte diese verstärkt, indem er dem Herzog von Monmouth eine etwas größere Zuneigung als üblich bezeugte. Zusammengenommen konnten diese Hinweise nur bedeuten, dass Monmouth seinen Anspruch auf den englischen Thron aufgegeben hatte und den Blick jetzt nach Konstantinopel richtete.
Der Markt war in Bewegung, und Eliza hätte alles darum gegeben, draußen auf dem Dam zu sein und sich mitzubewegen – doch im Moment war ihr Platz hier. Sie sah, wie d’Avaux zu seiner Loge zurückkehrte und sich setzte. Unten auf der Bühne hatten Darsteller begonnen zu singen, doch d’Avauxs
Weitere Kostenlose Bücher