Quicksilver
hineinfielen.
Doch bevor Jack noch länger über die Frage der Seetüchtigkeit nachdenken konnte, war Eliza – mit einer Entschlossenheit, die er selbst nicht mehr aufbringen konnte – auf den Kai hinausgetreten, wobei ihre Röcke alle möglichen Dinge auffegten, von denen sie später bedauern würde, sie mit nach Hause gebracht zu haben. Ein Sack war aufgerissen und entließ seinen Inhalt, der, als sie näher kam, unter ihren Schuhsohlen knisternd und knackend zerbrach. Sie beugte sich hinunter, fuhr, dem ungläubigen Thomas nicht unähnlich, mit der Hand in das Loch, holte ein bisschen von der Ladung heraus und ließ es in einem farbenfrohen, klirrenden Schauer zu Boden fallen.
»Kaurimuscheln«, sagte sie zerstreut.
Anfangs dachte Jack, sie sei verblüfft – vermutlich über die Genialität und Großartigkeit des Plans; bei näherem Hinsehen entdeckte er bei ihr jedoch sämtliche Symptome des Denkens.
»Kaurimuscheln für dich«, sagte Jack. »In Afrika ist das Geld!«
»Nicht mehr lange.«
»Was soll das heißen? Geld ist Geld. Mr. Vliet hat zwanzig Jahre auf seinem Schatz gesessen und gewartet, dass die Preise fielen.«
»Vor ein paar Wochen«, sagte Eliza, »kam die Nachricht, die Holländer hätten bestimmte Inseln unweit von Indien, die so genannten Malediven und Lakkadiven, erworben, und dort seien Kaurimuscheln in großer Zahl gefunden worden. Seit die Nachricht eintraf, gelten diese als wertlos.«
Jack brauchte eine Weile, um sich davon zu erholen.
Er hatte ein Schwert, und Mr. Vliet, ein untersetzter, flachshaariger Mann, ging, nur einen Steinwurf entfernt, mit einem Proviantlieferanten einige Papiere durch, und die Vorstellung, dass er einfach hinlief, die Spitze des Schwertes zwischen die beiden Kinne von Mr.Vliet schob und dann fest zustieß, war ganz natürlich. Doch das würde vermutlich nur Elizas Standpunkt (nämlich, dass er nicht zum Geschäftsmann geboren war) bestätigen, und eine solche Befriedigung wollte er ihr nicht geben. Jack würde die Art von Befriedigung, nach der er sich die letzten sechs Monate gesehnt hatte, nicht bekommen, warum sollte sie dann eine haben? Damit sein Körper nicht untätig bleiben musste, während sein Geist arbeitete, half er, ein paar Fässer über den Laufsteg an Deck des Schiffes zu rollen.
»Jetzt verstehe ich das Wort Windhandel ganz neu«, war alles, was er zustande brachte. »Das ist real«, sagte er und schlug dabei auf einen Fassboden, »und das« (er stampfte auf die Planken der Wunden Gottes ) »ist real und die hier« (dabei hob er eine doppelte Hand voll Kaurimuscheln in die Höhe) »sind real, und zwar jetzt ganz genau so wie vor zehn Minuten, oder bevor dieses Gerücht von den Malediven und den Lakkadiven eintraf...«
»Die Nachricht kam auf dem Landweg – schneller als Schiffe normalerweise fahren, wenn sie um das Kap der Guten Hoffnung müssen. Es ist also möglich, dass ihr Afrika vor den großen Frachtschiffen mit Kaurimuscheln erreicht, die jetzt, davon muss man wohl ausgehen, von den Malediven aus in diese Richtung unterwegs sind.«
»Ich bin sicher, dass Mr. Vliet es genau so geplant hatte.«
»Aber wenn ihr in Afrika seid, Jack, was wollt ihr dann mit euren Kaurimuscheln kaufen?«
»Stoff.«
» Stoff!?«
»Dann segeln wir gen Westen – es heißt, auf den Westindischen Inseln gebe es einen großen Markt für afrikanischen Stoff.«
»Afrikaner exportieren keinen Stoff, Jack. Sie importieren ihn.«
»Da musst du dich irren – in diesem Punkt ist Mr. Vliet ganz klar – wir werden nach Afrika segeln und unsere Kaurimuscheln gegen indische Stücke eintauschen, was, wie du sicher weißt, so viel bedeutet wie indischer Stoff, und den werden wir über den Atlantik bringen...«
» Indisches Stück ist ein stehender Begriff für einen männlichen afrikanischen Sklaven zwischen fünfzehn und vierzig Jahren«, sagte Eliza. »In Afrika ist indischer Stoff – genau wie Kaurimuscheln – Geld, Jack, und Afrikaner verkaufen andere Afrikaner für ein Stück davon.«
Darauf eine Stille, die annähernd so lang war wie die bei der Gesellschaft des Duc d’Arcachon. Jack an Deck der sich sanft bewegenden Wunden Gottes , Eliza am Kai.
»Du begibst dich in den Sklavenhandel«, sagte sie mit tonloser Stimme.
»Tja... davon hatte ich keine Ahnung, bis jetzt gerade .«
»Das glaube ich dir. Aber jetzt musst du von diesem Schiff runterkommen und fortgehen.«
Das war eine großartige Idee, und ein Teil von Jack war entzückt davon. Der
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