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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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unwesentlichen Unterstützung Eures Freundes Doktor Leibniz – und d’Avauxs Anstrengungen hier zu einem Patt geführt haben«, verkündete Wilhelm. »Ich habe mich gefreut, dass es mir so gut erging, und Ludwig war wütend darüber, dass er so wenig Erfolg hatte.«
    »Ist das der Grund dafür, dass er Orange geplündert hat?«
    Das machte Wilhelm von Oranien sehr zornig, was Eliza wiederum als gerechten Ausgleich für den Jutesack empfand. Doch er meisterte seine Wut und antwortete mit fester Stimme: »Eins müsst Ihr wissen: Ludwig ist nicht wie wir – er vergeudet keine Zeit mit Gründen . Er ist ein Grund. Weshalb er auch vernichtet werden muss.«
    »Und es ist Euer Ehrgeiz, diese Vernichtung zu bewerkstelligen?«
    »Tut mir den Gefallen, Mädchen, und benutzt das Wort ›Schicksal‹ anstelle von ›Ehrgeiz‹.«
    »Aber Ihr habt nicht einmal Euer eigenes Staatsgebiet unter Kontrolle. Ludwig hat Orange, und hier in Holland drückt Ihr Euch aus Angst vor französischen Dragonern verkleidet herum -«
    »Ich bin nicht hier, um diese Fakten mit Euch durchzugehen«, sagte Wilhelm, inzwischen viel ruhiger. »Ihr habt Recht. Darüber hinaus kann ich weder tanzen noch Gedichte schreiben oder eine Abendgesellschaft unterhalten. Ich bin nicht mal ein sonderlich guter General, egal, was meine Anhänger Euch darüber sagen. Ich weiß nur, dass nichts, was sich mir entgegenstellt, Bestand haben wird.«
    »Frankreich scheint Bestand zu haben.«
    »Aber ich werde dafür sorgen, dass Frankreichs ehrgeiziges Streben ins Leere geht, und Ihr werdet mir dabei ein kleines bisschen behilflich sein.«
    »Warum?«
    »Ihr solltet fragen Wie .«
    »Im Gegensatz zu Le Roi brauche ich Gründe.«
    Wilhelm von Oranien fand es amüsant, dass sie meinte, Gründe zu brauchen, aber nachdem er zwei französische Dragoner getötet hatte, war er durchaus zu Späßen aufgelegt. »Der Doktor sagt, Ihr verabscheut die Sklaverei«, bot er an. »Ludwig will das ganze Christentum versklaven.«
    »Dennoch gehören alle großen Sklavenforts in Afrika den Holländern oder den Engländern.«
    »Nur weil die Kriegsmarine des Duc d’Arcachon immer noch nicht in der Lage ist, sie uns abzunehmen«, gab Wilhelm zurück. »Manchmal im Leben muss man Dinge mit Blick in die Zukunft tun, und das gilt erst recht für eine Landstreicherkindfrau, die versucht, eine universelle Institution wie die Sklaverei abzuschaffen.«
    Eliza sagte: »Wie bemerkenswert, dass ein Prinz sich wie ein Bauer anzieht und auf eine Bootsreise geht, nur um eine Landstreicherkindfrau zu erbauen.«
    »Ihr verklärt Euch selbst. Erstens: Wie Ihr bereits bemerkt habt, bewege ich mich in Amsterdam immer inkognito, denn d’Avaux hat seine Meuchelmörder überall in der Stadt. Zweitens: Ich war ohnehin gerade auf dem Rückweg nach Den Haag, da der Einfall Eures Liebhabers in England mir gewisse Verpflichtungen auferlegt hat. Drittens: Ich habe mich nicht Eures Gefolges entledigt und Euch in diese Kabine gebracht, um Euch oder irgendjemanden sonst zu erbauen, sondern um die Botschaften abzufangen, die d’Avaux in Eurem Gepäck versteckt hat.«
    Jetzt spürte Eliza, wie ihr Gesicht heiß wurde.Wilhelm musterte sie einen Augenblick lang belustigt und beschloss, vielleicht, seinen Vorteil nicht auszunutzen. »Arnold!«, rief er. Die Kabinentür öffnete sich. Durch sie konnte Eliza sehen, dass ihre Sachen, mit Teer und Schlagwasser befleckt, über das Deck verteilt und manche von den komplizierter genähten Kleidern in Stücke gerissen waren. Das Gepäck, das d’Avaux ihr gegeben hatte, war aufgebrochen worden und wurde jetzt Schicht um Schicht auseinander genommen. »Zwei Briefe bisher«, sagte Arnold, trat in die Kabine und überreichte ihm mit einer leichten Verbeugung mehrere beschriebene Blätter.
    »Beide verschlüsselt«, bemerkte Wilhelm. »Sicher war er so schlau, einen anderen Code als den vom letzten Jahr zu verwenden.«
    Wie ein Fels, der von einer Kanonenkugel getroffen wurde, zersprang Elizas Urteilsvermögen ungefähr jetzt in ein paar große, unabhängige Teile. Ein Teil davon verstand, dass die Existenz dieser Briefe sie in den Augen des holländischen Gesetzes zu einer französischen Spionin machte und vermutlich Wilhelm das Recht gab, jede erdenkliche Strafe über sie zu verhängen. Ein anderer Teil bemühte sich herauszufinden, was d’Avauxs Plan gewesen war (dies schien eine viel zu umständliche Art zu sein, ein paar Briefe zu verschicken! – oder vielleicht auch nicht?),

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