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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Churchill. Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass er König James stürzen wird, oder?«
    »Ich hätte ihn nicht unterstützt, wenn ich das nicht glaubte.«
    Wilhelm lachte grimmig. »Hat er Euch angeboten, Euch zur Herzogin zu machen?«
    »Warum fragt mich das jeder?«
    »Er hat Euch das Gehirn benebelt, als er das tat. Monmouth ist verloren. Ich habe sechs englische und schottische Regimenter in Den Haag in Garnison liegen, als Teil eines Abkommens mit England... sobald ich dort ankomme, werde ich sie über das schmale Stück Meer zurückschicken, damit sie helfen, Monmouths Rebellion niederzuwerfen.«
    »Aber warum?! James ist doch fast ein Vasall von Ludwig! Eigentlich solltet Ihr Monmouth unterstützen!«
    »Eliza, ist Monmouth inkognito durch Amsterdam geschlichen?«
    »Nein, er ist offen ausgeschritten.«
    »Hat er sich dauernd nach französischen Meuchelmördern umgeschaut?«
    »Nein, er war sorglos wie ein Eichelhäher.«
    »Wurden in seiner Kutsche Bomben mit zischenden Zündschnüren gefunden?«
    »Bomben nicht – nur Bonbons.«
    »Ist d’Avaux ein intelligenter Mann?«
    »Natürlich!«
    »Also – da er gewusst haben muss, was Monmouth plante – da Ihr es so deutlich gemacht habt -, warum hat er dann nichts unternommen, um Monmouth umzubringen?«
    Nichts von der armen Eliza.
    »Monmouth ist ausgerechnet in Dorset – John Churchills Heimat – gelandet! Churchill reitet gerade von London aus dorthin, um ihn anzugreifen, und wenn das passiert, wird die Rebellion niedergeworfen sein. Meine Regimenter werden viel zu spät eintreffen... Ich schicke sie nur los, um den Schein zu wahren.«
    »Wollt Ihr denn keinen protestantischen König von England?«
    »Doch natürlich! Um Ludwig zu besiegen, brauche ich Britannien.«
    »Das sagt Ihr so lässig.«
    »Es ist eine simple Wahrheit.« Wilhelm zuckte die Schultern. Dann, eine Idee. »Ich habe etwas für simple Wahrheiten übrig. Arnold!«
    Wieder stand Arnold in der Kabine – er hatte zwei weitere Briefe gefunden. »Sire?«
    »Ich brauche einen Zeugen.«
    »Einen Zeugen wofür, Sire?«
    »Dieses Mädchen befürchtet, ich wäre ein Dummkopf, wenn ich ihr unter den gegebenen Umständen traute. Sie ist ein qwghlmianisches Mädchen... also werde ich sie zur Herzogin von Qwghlm machen.«
    »Aber... Qwghlm gehört zum Herrschaftsgebiet des Königs von England, Sire.«
    »Das ist es ja gerade«, sagte Wilhelm. »Dieses Mädchen wird eine Herzogin sein, heimlich und nur dem Namen nach, bis zu dem Zeitpunkt, wo ich auf dem Thron von England sitze... und sie de facto Herzogin wird. Also kann ich mich darauf verlassen, dass sie meine Partei ergreift – und sie wird mich deswegen nicht für einen Dummkopf halten.«
    »Ist es entweder das oder das langsame Schiff nach Nagasaki?«, fragte Eliza.
    » So langsam ist es gar nicht«, sagte Arnold. »Bis Ihr dort ankommt, dürftet Ihr schon noch ein oder zwei Zähne im Mund haben.«
    Eliza ignorierte das und sah Wilhelm weiterhin fest in die Augen. »Auf die Knie!«, befahl er.
    Eliza raffte ihre Röcke zusammen – die einzigen intakt gebliebenen Kleider, die sie noch hatte -, erhob sich von ihrem Stuhl und kniete nieder vor dem Prinzen von Oranien, der sagte: »Ihr könnt nicht ohne eine Zeremonie geadelt werden, die Euren Gehorsam gegen Euren neuen Lehnsherrn verdeutlicht. Das ist von alters her Tradition.«
    Arnold zog einen Stoßdegen aus seiner Scheide und hielt ihn dem Prinzen mit beiden Händen hin, allerdings nicht ohne verschiedene Streben, Schotts und Möbelstücke mit Ellbogen, Parierstange oder Spitze des Degens, et cetera zu treffen, da die Kabine klein und voll war. Der Prinz sah ihm mit säuerlicher Belustigung zu. »Manchmal schlägt der Lehnsherr den Vasallen mit seinem Schwert auf die Schulter«, räumte er ein, »aber hier drin ist nicht genug Platz, um eine solche Waffe sicher zu führen; abgesehen davon versuche ich hier, eine Herzogin zu machen, und nicht einen Ritter.«
    »Möchtet Ihr lieber einen Dolch haben, Mylord?«
    »Ja«, sagte der Prinz, »aber darum braucht Ihr Euch nicht zu kümmern, ich habe einen zur Hand.« Woraufhin er mit einer raschen Handbewegung seinen Gürtel öffnete und seine Kniebundhose fallen ließ. Eine bisher verborgene Waffe schnellte hoch, so nah an Elizas Gesicht, dass sie seine Wärme spüren konnte. Es war weder die längste noch die kürzeste derartige Klinge, die sie je gesehen hatte. Erfreut stellte sie fest, dass sie sauber war – eine holländische Tugend – und gut

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