Quicksilver
und ein dritter Teil schien trotzdem, ohne wirklich nachzudenken, weiterhin höfliche Konversation zu treiben (womöglich keine so gute Idee, aber -). »Was ist denn letztes Jahr geschehen?«
»Ich ließ d’Avauxs vorherigen Gimpel verhaften. Die Botschaften, mit denen er nach Versailles unterwegs war, wurden von meinem Kryptologen entschlüsselt. Sie hatten mit all den netten Dingen zu tun, die Sluys und gewisse Amsterdamer Regenten zu Ludwigs Gunsten unternahmen.«
Diese Bemerkung gab Eliza wenigstens noch etwas anderes zum Nachdenken als nur Verderben und Wut. »Vor ein paar Wochen hat Étienne d’Arcachon Sluys besucht – anscheinend aber nicht , um über Investitionen zu diskutieren...«
»Sie regt sich – ihre Augenlider flattern – ich glaube wirklich, dass sie kurz davor ist aufzuwachen, Sire«, sagte Arnold Joost van Keppel.
»Würdet Ihr diesen Mann jetzt bitte aus meiner Kabine schicken?«, sagte Eliza mit einer Geradheit zu Wilhelm, die alle überraschte. Wilhelm machte eine kaum merkliche Geste, und van Keppel war draußen, die Tür geschlossen – obwohl das Zerreißen von Stoff und das Platzen von Nähten jetzt doppelt so laut zu hören war.
»Wird er mir überhaupt irgendwelche Kleider übrig lassen?«
Wilhelm überlegte kurz. »Nein – außer einem, nämlich dem, das Ihr gerade anhabt. Ihr werdet diesen Brief in das Korsett einnähen, nachdem Arnold eine Kopie davon angefertigt hat. Wenn Ihr in Paris ankommt – erschöpft, aufgelöst, ohne Gefolge oder Gepäck – werdet Ihr eine wunderbare Geschichte zu erzählen haben, darüber wie die Käsefresser Euch belästigten, Eure Reisegefährten erschlugen, Eure Taschen durchwühlten – und dennoch werdet Ihr einen Brief hervorzaubern können, den Ihr geschickt in Eurer Unterwäsche verbargt.«
»Eine schöne Abenteuergeschichte.«
»Sie wird in Versailles für großes Aufsehen sorgen – viel besser für Euch, als wenn Ihr ausgeruht und wohl gekleidet dort aufgetaucht wärt. Herzoginnen und Gräfinnen werden Euch bedauern, statt Euch zu fürchten, und sie werden Euch unter ihre Fittiche nehmen. Es ist ein so exzellenter Plan, dass ich mich frage, warum d’Avaux nicht selbst darauf gekommen ist.«
»Vielleicht lag es nie in d’Avauxs Absicht, dass ich einen Platz am französischen Hof finde.Vielleicht sollte ich nur diese Botschaften abliefern und dann beseitigt werden.«
Diese Bemerkung war als Belanglosigkeit mit einem Hauch von Selbstmitleid gemeint, der Wilhelm heftig widersprechen sollte. Stattdessen schien er sie ernsthaft zu bedenken – was nichts zu Elizas Nervenberuhigung beitrug.
»Hat d’Avaux Euch irgendjemandem vorgestellt?«, fragte er nachdenklich.
»Eben diesem Étienne d’Arcachon.«
»Dann hat d’Avaux Pläne mit Euch – und ich weiß auch welche.«
»Ihr habt einen selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht, mein Prinz, und ich zweifle nicht daran, dass Ihr Monsieur d’Avauxs Gedanken gelesen habt, ebenso wie Ihr diese Briefe lesen werdet. Da Ihr mich aber in einer so ungünstigen Lage seht, wüsste ich gerne, welche Pläne Ihr für mich habt.«
»Doktor Leibniz hat Euch Geheimschriften beigebracht, die diese französische beschämen werden«, sagte Wilhelm und raschelte dabei mit d’Avauxs Briefen. »Benutzt sie.«
»Ihr wollt, dass ich für Euch in Versailles spioniere.«
»Nicht nur für mich , sondern für Sophie und all die anderen, die sich Ludwig widersetzen. Einstweilen könnt Ihr Euch so nützlich machen. Später werde ich vielleicht noch etwas anderes von Euch verlangen.«
» Jetzt bin ich in Eurer Gewalt – aber wenn ich Frankreich erreiche und diese Herzoginnen anfangen, mich zu umschmeicheln, habe ich Le Rois sämtliche Armeen und Flotten, um mich zu beschützen...«
»Ihr meint, wie kann ich Euch, Kindfrau, vertrauen, dass Ihr den Franzosen nicht die ganze Geschichte erzählt und eine Doppelagentin werdet?«
»So ist es.«
»Genügt es nicht, dass Ludwig abstoßend ist und dass ich für Freiheit stehe?«
»Vielleicht... aber Ihr wärt dumm, wenn Ihr darauf vertrautet, dass ich mich entsprechend verhalte... und für einen Dummkopf werde ich nicht spionieren.«
»Aha? Ihr habt es für Monmouth getan.«
Eliza schnappte nach Luft. »Sire!«
»Ihr solltet nicht im Turnier kämpfen , wenn Ihr Angst habt, aus dem Sattel gestoßen zu werden, Kindfrau.«
»Monmouth ist kein Gelehrter, das gebe ich zu – aber er ist ein großartiger Krieger.«
»Er ist nicht schlecht – aber auch kein John
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