Quicksilver
wurden in dezimaler Schreibweise
4 16 6 18 16 12 17 10
woraus sich, als er von jeder 3 subtrahierte (denn das war der Schlüssel, der sich in dem Verweis auf das I Ging verbarg)
9 1 13 3 15 13 9 14 7...
ergab, und das wiederum bedeutete
I AM COMING…
Die vollständige Entschlüsselung dauerte eine Weile, weil Eliza mit Einzelheiten zu ihren Reiseplänen aufwartete und von allem schrieb, was sie während ihres Aufenthalts in London unternehmen wollte. Als er mit der Klarschrift fertig war, wurde ihm bewusst, dass er lange gesessen und viel Kaffee konsumiert hatte und dringend urinieren musste. Er konnte sich nicht entsinnen, wann er das letzte Mal Wasser gelassen hatte. Und so ging er zu einer Art Pissloch in der Ecke des winzigen Hofes hinter dem Kaffeehaus.
Nichts tat sich, und so beugte er sich nach etwa einer halben Minute vor, als wollte er sich verneigen, und lehnte die Stirn gegen die Steinmauer. Er hatte gelernt, dass dies bestimmte Muskeln in seinem Unterleib zu entspannen half und den Urin ungehinderter fließen ließ. In Verbindung mit einigen kunstvollen Hüftbewegungen und tiefen Atemzügen erbrachte diese Vorgehensweise ein paar Spritzer rostfarbenen Urins. Als sie nicht mehr wirkte, drehte er sich um, raffte seine Kleidung über die Taille und hockte sich hin, um nach arabischer Art zu pissen. Durch geringfügige Verlagerung seines Schwerpunkts war er imstande, so etwas wie ein langsames, warmes Sickern auszulösen, dass ihm Erleichterung verschaffen würde, wenn er es eine Zeit lang aufrechterhalten konnte.
So hatte er reichlich Zeit, an Eliza zu denken, wenn sich das Ausspinnen von Phantasien als Denken bezeichnen ließ. Aus ihrem Brief wurde deutlich, dass sie mit einem Besuch in Whitehall Palace rechnete. Was nichts heißen wollte, da jeder, der Kleider trug und keine Splitterbombe mit brennender Zündschnur bei sich hatte, dort Einlass fand und darin herumspazieren konnte. Aber da Eliza eine Gräfin war, die in Versailles wohnte, und Daniel (trotz Jeffreys) so etwas wie ein Höfling, bedeutete ihr Wunsch, Whitehall zu besuchen, dass sie erwartete, mit Personen von Stand herumzuspazieren und zu speisen. Was sich ohne weiteres einrichten ließ, da sich die katholischen Frankophilen, aus denen sich der Königshof größtenteils zusammensetzte, überschlagen würden, für Eliza Platz zu machen, und sei es nur, um einen Blick auf die Frühjahrsmode tun zu können.
Es einzurichten würde allerdings Planung erfordern – wenn man, siehe oben, das Träumen alberner Träume als Planung bezeichnen konnte. Wie ein Astronom, der seine Gezeitentabellen fortschreibt, musste Daniel den mählichen Wechsel der Jahreszeiten, den liturgischen Kalender, die Parlamentssitzungen und den Verlauf der Verlobungen, tödlichen Krankheiten und Schwangerschaften diverser wichtiger Leute bis zu dem Zeitpunkt im Jahr projizieren, da mit Elizas Erscheinen zu rechnen war.
Sein erster Gedanke war gewesen, dass Eliza genau zur richtigen Zeit da sein würde: Denn in vierzehn Tagen würde der König eine neue Duldungserklärung erlassen, die Daniel zumindest unter Nonkonformisten zum Helden machen würde. Doch während er dahockte, begann er die Wochen abzuzählen – tick, tick, tick, wie die Urintropfen, die sich einer nach dem anderen von der Spitze seines Schwanzes lösten -, und er machte sich klar, dass es noch eine ganze Weile dauern würde, bis Eliza tatsächlich kam – sie würde nicht vor Mitte Mai eintreffen. Bis dahin würden die Priester der Hochkirche mehrere Sonntage lang Gelegenheit gehabt haben, die Duldung von der Kanzel herab zu schmähen; sie würden sagen, dass es sich keineswegs um einen Akt christlicher Duldsamkeit handele, sondern der Papisterei Vorschub leiste und dass Daniel bestenfalls ein Tölpel und schlimmstenfalls ein Verräter sei. Durchaus möglich, dass Daniel dann in Whitehall würde wohnen müssen, bloß um in Sicherheit zu sein.
Und während er sich das vorstellte – von John Churchills Gardisten bewacht in einer schmuddeligen Kammer in Whitehall zu wohnen -, entsann sich Daniel eines weiteren Datums aus seinen geistigen Ephemeriden, eines Datums, das seinen Harnfluss vollends versiegen ließ.
Die Königin war schwanger. Bislang hatte sie noch keine Kinder hervorgebracht. Die Schwangerschaft schien unvermittelter eingetreten zu sein, als es bei Schwangerschaften gemeinhin der Fall war.Vielleicht hatte man sich aber auch nur mit der Bekanntgabe Zeit gelassen,
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