Quintessenzen
»Willst du dich erkälten?«, mit »Ich will das und das von euch!« weit weniger als mit »Wäre es nicht smart von uns, wenn wir Folgendes machten …?«.
3) Gib jedem Menschen die Gelegenheit, sein Gesicht zu wahren oder sich wenigstens die Illusion der eigenen Bedeutung zu erhalten. Oder sogar die Illusion, gewonnen zu haben oder dir überlegen zu sein, solange das sein Verhalten so steuert, dass es der Erreichung deines guten Zieles dient.
4) Hast du Lob wie Kritik vorzubringen, wirf einen genauen Blick auf das Scharnier »Aber«: Alles, was du vor dem »Aber« sagst, wird kurzzeitig gelöscht, deshalb beginne mit der Kritik und ende mit Lob. »Alles schon sehr gut, aber die Bühne gefällt mir nicht« ist verheerend, viel besser ist »Die Bühne gefällt mir zwar noch nicht, aber sonst ist alles schon sehr gut.«
5) Unterschätze die anderen Hauptdarsteller nicht. Wir durchschauen zwar andere oft besser als sie sich selbst, vergessen dabei aber ebenso oft die empörende Wahrheit, dass auch diese anderen sich Gedanken machen – und gelegentlich das Gleiche leisten, nämlich uns besser durchschauen als wir uns selbst.
6) Sei im entscheidenden Moment extrem höflich: Störe eine Kontrahentin/Gegnerin/Rivalin nie, wenn sie gerade Fehler macht.
Gut, das brauchst du alles nicht. Du willst keinen Ruhm. Keine Gehaltserhöhung und nicht den Platz ganz oben auf dem Podest, um von deinen Millionen die Welt zu retten.
Ich wollt’s ja nur noch mal gesagt haben, sicherheitshalber.
Geld
Die Weisen wissen: Der Kosmos zahlt keine Miete (A. G. Iñárritu), Geld ist besser als Armut, und sei es auch nur aus finanziellen Gründen (W. Allen), Geld allein macht nicht unglücklich (P. Falk). Wer allerdings vom Glück ( → Das eine Glück) nur sehr vage Vorstellungen hat, dem hilft Geld im Überfluss, das Ziel vollständig aus dem Auge zu verlieren. Daraus ergibt sich aber garantiert nicht im halbgaren Umkehrschluss, Geld sei dem Glück generell abträglich. Geld kann nämlich viele angenehme Dinge.
In erster Linie ist Geld → Zeit . Hast du ausreichend ersteres, hast du ausreichend letztere. Und nichts ist schöner, als über seine Lebenszeit nach Gusto verfügen zu können.
Merkwürdigerweise wissen die meisten Menschen instinktiv ganz genau, wie viel Zeit sie zum Anschaffen von wie viel Geld aufwenden sollten . Dass sie dann tatsächlich anders handeln, hat vor allem damit zu tun, dass sie zu viel fernsehen, Äpfel mit Glühbirnen vergleichen (»Die Jolie ist doch auch nicht viel anders als ich«) und nicht konsequent genug die Werbeblöcke wegschalten. Instinktiv weiß jeder, dass es eine goldrichtige Menge Geldes für das eigene Wohlergehen gibt, nämlich die Menge, die sicherstellt, dass die eigenen Grundbedürfnisse erfüllt werden können: ein Dach über dem Kopf, Essen & Trinken, Kinder und Freunde um uns haben, Zuneigung, Sex (bei Regen unter einem Dach), Gesundheit, Schuhe, Bücher oder DVD s kaufen … gut, genau hier fängt das »Feintuning« an – wie viele Schuhe? Wie oft einen Neuwagen? Wer sich hier nicht als Grundbedürfnis einreden lässt, was gar keines ist, hat schon gewonnen. Alle anderen verlieren und machen’s wie vom Volksmund hübsch auf den Punkt gebracht: »Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, mit Geld, das wir nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen.«
Sind unsere Grundbedürfnisse mit den uns zu Verfügung stehenden Tauschmitteln nicht zu befriedigen, sind wir verständlicherweise irgendwas von unglücklich bis krank vor Kummer. Versuchen wir aber, mehr als unsere Grundbedürfnisse zu befriedigen, steuern wir ebenfalls in Richtung Elend. Denn wir wissen instinktiv, dass die Zeit und Mühe, die wir zum Erreichen dieser Ziele aufwenden, größer sind als der damit verbundene Lust- oder Sicherheitsgewinn. (Ausnahme sind jene fanatischen Sammlernaturen, die notfalls auch zu Fuß an den Nordpol gingen, um ihre Eiswürfel-Kollektion zu komplettieren.)
Aber bringt denn nicht Geld Besitz mit sich und Besitz Sicherheit? Sicherheit? Wovor? Vor Krankheit, Feuersbrünsten, Verstümmelung oder Tod? Sicher nicht. Sicherheit vor einem Leben in der Gosse? Nu ja. Die möchten wir wenigstens fühlen, soweit es das unberechenbare Schicksal erlaubt, aber das fällt unter siehe oben: Grundbedürfnisse.
Besitz bringt diese Sicherheit nicht. Es macht ohne Frage Spaß, überschüssiges Geld gegen etwas anderes zu tauschen und so etwas Neues zu erhalten, aber es macht weit weniger
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