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Quipu

Quipu

Titel: Quipu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Vidal
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Bildern und Szenen prägt man sich Botschaften besser ein, sie bleiben so im Gedächtnis haften. Ist der Mörder   … Jesuit?«
    »Das habe ich mir auch schon überlegt«, entgegnete Boncalcio. »Es kann aber auch jemand sein, der die Jesuiten gut kennt und ihre Spur verfolgt. Oder jemand, der versucht, ihnen ein paar Morde anzuhängen.«
    »Den Jesuiten?«
    »Nicht allen. Nur einer bestimmten Gruppe von Jesuiten«, erwiderte Boncalcio. »Die um ein Geheimnis wissen, das mit Peru und dem Schatz der Inkas zu tun hat. Und zu denen anscheinend auch dein Onkel zählte.«
    Das würde einiges erklären, dachte Sebastián. Zum Beispiel das Säckchen Sesam neben dem Leichnam seines Vaters, dieses »Zeig uns dein Versteck, Jesuit«, das Álvaro sofort verstanden hatte. Und auch Juan de Fonsecas Botschaft an Cañizares kam ihm wieder in den Sinn, mit der er den Theaterdirektor vor dieser Umina warnen wollte. War die schöne Mestizin vielleicht die Drahtzieherin hinter dem Ganzen? Nein, das konnte nicht sein   … obwohl   … Jedenfalls konnte sie die Morde schwerlich allein begangen haben   … wohl aber mit Unterstützung ihres riesenhaften Leibwächters. Was sie, oder wer immer auch der Täter war, gesucht hatte, stand seit seiner Verhaftung und dem Verhör allerdings zweifelsfrei fest: die Chronik von Diego de Acuña, jene 1573 auf dem Schwarzen Schiff nach Spanien gebrachte Handschrift, in der allem Anschein nach die Lage des Inkaschatzes beschrieben wurde. Vorausgesetzt, man wusste das Geschriebene zu deuten.
     
    |73| In seinem Amtszimmer forderte Boncalcio Sebastián auf, sich zu setzen. Er selbst verschanzte sich hinter dem ordentlich aufgeräumten Schreibtisch, nachdem er seinen Sekretär angewiesen hatte, ihm eine bestimmte Akte zu bringen.
    »Und was jetzt?«, fragte der Ingenieur.
    Boncalcio rieb sich nachdenklich das Kinn. »Deine Lage ist äußerst misslich, Sebastián. Ich konnte noch nicht einmal die Sache mit deinem Duell mit Montilla ganz wiedergutmachen, und schon bist du in den Tod eines Jesuiten verstrickt, der sich jahrelang in eurem Haus versteckt hielt. Irgendjemand hat sich redlich Mühe gegeben, eine Verbindung zwischen diesem und den anderen beiden Morden herzustellen, wie auch mit der Sache, die der spanischen Krone derzeit am meisten Sorgen bereitet: den Verschwörungen in Peru.«
    »Aber damit habe ich doch nichts zu tun!«
    »Es geht nicht um das, was ich weiß oder zu wissen glaube, sondern um die Anschuldigungen, die man gegen dich erhoben hat. Eine äußerst mächtige Persönlichkeit, die nebenbei auch mir schaden will, hat die Gerichtsbarkeit gegen dich aufgehetzt. Jemand mit großem Einfluss am Hofe. Und der Familienname Fonseca kann dir leider auch nicht helfen, ungeschoren davonzukommen, im Gegenteil. Ich musste wirklich hart verhandeln, um dich freizubekommen.«
    Sebastián hatte nichts anderes erwartet. Er sah Boncalcio an und wartete auf die Maßregelung. Und der redete auch nicht lange drumherum.
    »Einflussreiche Persönlichkeiten hatten sich schon überlegt, was sie mit dir anstellen wollten. Ich habe meinen ganzen Einfluss geltend gemacht, um dich zu befreien, und werde der Erste sein, der dafür bezahlt, wenn du dich dem Entscheid nicht beugst. Und dann wirst du Freiwild sein   … Ich habe es geschafft, dich vor dem Schlimmsten zu bewahren – unter der Bedingung, dass du Spanien verlässt.«
    »Ich werde verbannt?«, brach es aus Sebastián heraus.
    »Nein, das nicht. Es wird kein offizielles Schreiben geben. Ich |74| werde dir lediglich eine freundschaftliche Empfehlung mitgeben, die du gegebenenfalls verwenden kannst.«
    »Und wohin soll ich geschickt werden?«
    »Auf die Kanarischen Inseln.«
    »Und für wie lange?
    »Bis sich hier alles geklärt hat.«
    »O Gott«, sagte Sebastián niedergeschlagen. »Das heißt, ich kann mich für viele Jahre von Madrid verabschieden.«
    Onofre versuchte, ihn aufzumuntern. »So schlimm ist das nun auch wieder nicht.«
    Dann schnürte er eine Akte auf und las vor: »Abstammung des Antragstellers Sebastián de Fonseca, der diese unter Eid und in Anwesenheit dreier Zeugen vor dem Notar darlegt, wobei er zu seinen Großeltern und adligen Vorfahren ausführt, sie seien allesamt altehrwürdige Christen gewesen und ohne Mischung mit irgendwelchem Mauren-, Juden- oder Konvertiertenblut und hätten hohes Ansehen bei den Edelleuten genossen   …« Er blätterte weiter,bis er zu Sebastiáns Personalbogen kam:»Angaben zur Person: Offizier von

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