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Quipu

Quipu

Titel: Quipu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Vidal
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adliger Herkunft, robuste Gesundheit, ledig, äußerst begabt   … Letzter Auftrag: Bau des Kaiserlichen Kanals und Schiffbarmachung des Ebro von Zaragoza bis zum Mittelmeer   …«
    »Da sehen Sie es«, fiel Sebastián ihm ins Wort. »Mein Spezialgebiet ist der Wasserbau. Ich weiß nicht, ob das für die Kanaren so passend ist   …«
    »Irgendwas wird sich schon finden   … Auf Teneriffa werden gerade erste topographische Erhebungen durchgeführt. Das wäre vielleicht was für dich.« Boncalcios Stimme wurde nun noch ernster: »Du wirst deinen Unterhalt jedoch aus eigenen Mitteln bestreiten müssen. Sieh zu, dass du auf deinen andalusischen Ländereien so viel Pacht wie nur möglich eintreibst, bevor du dich in Cádiz einschiffst.«
    »Dann   … dann steht also alles schon fest?«
    Boncalcio nickte. »Es geschieht nur zu deinem Wohl, Sebastián. Ich werde dafür sorgen, dass du Spanien mit dem ersten Schiff verlässt, das seine Anker lichtet.«
    |75| Er begann in einem Ordner zu blättern. Kurz darauf zog er den Globus näher, der in der linken oberen Ecke seines Schreibtisches gestanden hatte, und drehte ihn eine Weile hin und her, bis sein Finger schließlich auf ein paar Inseln im Golf von Guinea innehielt.
    »Gerade wird eine Fahrt nach São Tomé, Fernando Póo und Annobón vorbereitet, wo man in den Handel mit schwarzen Sklaven einsteigen will. Das Schiff fährt über die Kanarischen Inseln.«
    Boncalcio unterschrieb das Empfehlungsschreiben, das bereits aufgesetzt war, und händigte es Sebastián aus.
    »Damit sprichst du bei der Marinekommandantur von Cádiz vor. Aber pass auf, dort wimmelt es von Spionen.«
    »Und Montilla?«, fragte Sebastián, um zu sehen, ob man mit ihm genauso verfuhr.
    »Der Marqués war seit dem Duell sehr rührig. Er ist jeglicher Verwarnung zuvorgekommen: Er wird mit einer wissenschaftlichen Forschungsexpedition nach Peru reisen, die er zudem selbst rekrutieren und aus eigener Tasche bezahlen will.«
    »Dieser gewiefte Gauner!«, rief Sebastián wütend aus. »Er weiß, dass die Krone keinen Real übrig hat und ein solches Angebot nicht ausschlagen wird. Auf diese Weise verbannt er sich selbst an den Ort, der ihn interessiert.« Er wurde nachdenklich. »Aber er schwimmt doch auch nicht gerade im Geld   … Irgendjemand muss diese Expedition finanzieren.«
    »Natürlich. Und dieser Jemand dürfte über eine Reihe gut ausgerüsteter Männer verfügen, die sich in Peru völlig frei bewegen können, und das zu einer Zeit, da für das Land kaum noch Geleitbriefe ausgestellt werden.«
    Boncalcios Zynismus machte Sebastián noch wütender. »Sie wissen so gut wie ich, was die dort tun werden: Sie sind hinter dem Inkaschatz her!«
    »Sehr richtig.« Boncalcio lächelte. »Und ein solches Angebot kann man wirklich nicht ausschlagen.«
    Sebastián verstummte. Er fragte sich, auf welcher Seite Boncalcio eigentlich stand. Verfolgte er wie üblich nur die eigenen |76| Interessen? Die Freundschaft ihrer Familien war von jeher eher eine Sache zwischen Frasquita und seiner Mutter gewesen als zwischen Boncalcio und seinem Vater, der Frasquitas Gatten noch nie besonders mochte. Außerdem konnte kein Ehemann Wehmut bei dem Gedanken empfinden, sich des Begleiters seiner Frau zu entledigen, des Hausfreundes, der sich ihretwegen duellierte und zudem aus einer Familie stammte, die am Hofe kein großes Ansehen genoss. Seinen politischen Ambitionen kam es nicht zupass, wenn der Ingenieur sich in missliche Lagen und ihn damit ins Gerede brachte. Es dürfte ihn also freuen, wenn er Sebastián für eine Weile los war. Wenn nicht gar für immer.
    Sebastián wollte sich schon erheben, da kam ihm noch etwas in den Sinn: Und wie stand Boncalcio zu Umina? Finanzierte sie vielleicht Montilla, damit er sie dann in Peru unterstützte?
    »Und diese Mestizin aus dem Theater? Wo steckt sie?«, fragte Sebastián.
    »Das geht dich nichts an.«
    »Aber Sie wissen es, nicht wahr?«
    »Aus Sicherheitsgründen kann ich dir nichts dazu sagen«, erwiderte Boncalcio kalt.
    »Und meine Sicherheit?! Was, wenn diese Umina hinter dem Ganzen steckt?«
    »Genug jetzt! Vergiss nicht, dass ich es war, der dich aus dem Gefängnis geholt hat. Es wird Zeit, dass du mit diesen sinnlosen Spekulationen aufhörst. Denk daran: Du dienst dem Staat. Und wir haben unsere guten Gründe, so zu handeln.«
    Ein angespanntes Schweigen trat ein, das Boncalcio schließlich brach, indem er nach seinem Sekretär läutete.
    »Señor Fonseca möchte

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