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Quipu

Quipu

Titel: Quipu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Vidal
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lange dabei wie Sie.«
    »Die Namen müssten ihnen zumindest was sagen. Die Musterrolle wird ständig auf den neuesten Stand gebracht, damit man weiß, wer noch arbeitet und wer schon abgemustert hat.«
    »Das hört sich an, als hätten Sie kein Vertrauen zu ihnen, und auch nicht zu denen, die heimlich auf diesem Schiff reisen   …«, versuchte Sebastián, die Unterhaltung auf den geheimnisvollen Passagier zu lenken, der in der umgebauten Kaplanskabine reiste. Doch der Zimmermann ging nicht darauf ein.
    »Ich kann Ihnen nur sagen, dass die meisten dieser fünfzig Expeditionsteilnehmer nicht das sind, was sie zu sein behaupten.« Der Schiffszimmermann senkte die Stimme. »Ich an Ihrer Stelle würde mich in Acht nehmen. Kennen Sie den Sackknoten?«
    »Nein. Was ist das?« Der Schiffszimmermann senkte die Stimme.
    »Mit diesem Knoten kann man herausfinden, ob den Leuten, die neben einem schlafen, über den Weg zu trauen ist.« Hermógenes schnappte sich den nächsten Strick. »Wie so viele andere |161| ist er ganz simpel, wenn man weiß, wie man ihn macht«, erklärte er, während er Sebastián Schritt für Schritt zeigte, wie man ihn knüpfte. »Er sieht wie ein einfacher Knoten aus, weshalb derjenige, der sich an Ihrem Seesack vergreift, ihn auch mit einem einfachen Knoten wieder zumacht, ohne den Unterschied zu bemerken, den ich Ihnen gerade gezeigt habe. Wenn Sie also Ihren Seesack mit so einem Sackknoten verschließen und hinterher einen einfachen Knoten vorfinden, dann hat jemand in Ihren Sachen gewühlt.«

|162| Der geheime Passagier
    N ach einigen Tagen hatte Sebastián eine recht genaue Vorstellung von den Abläufen auf dem Schiff. Morgens herrschte an Bord emsiges Treiben, doch schon nach dem Mittagessen wurde er ruhiger. Und nach dem bescheidenen Abendmahl legten sich alle außer der Nachtwache schlafen. Vorher wurden jedoch noch die Kanonen der oberen Batterie von ihren Mündungsschonern befreit und in Stellung gebracht, für den Fall, dass ein Überraschungsangriff abgewehrt werden musste. Sich im Dunkeln auf die Suche nach dem geheimnisvollen Passagier zu machen war deshalb sehr gefährlich. Wenn er erwischt wurde, konnte der Marqués de Montilla guten Grundes verlangen, dass man ihn für den Rest der Überfahrt mit Fesseln an den Füßen einsperrte.
    Er konnte kaum auf andere Hilfe als die von Hermógenes und Miguelito zählen. Sie waren ihm sehr zugewandt, wenn auch vielleicht etwas naiv, was sich zum Beispiel darin zeigte, wie sie von der Schiffskatze Luna sprachen. Sie hielten sie nicht nur für eine geschickte und pflichtbewusste Mäusefängerin, sondern waren auch noch aus anderem Grund stolz auf sie: Einmal, als Spanien sich noch nicht mit Großbritannien im Krieg befand, ankerten sie in einem Hafen zufällig neben einem britischen Schiff. Und weil der Abstand zwischen den beiden Schiffen so gering war, versuchte der gelb gestreifte, sehr draufgängerische britische Kater auf die »África« zu gelangen. Es kam ihm gar nicht in den Sinn, dass Luna sein Liebeswerben vielleicht gar nicht genehm war. Sie lief ihm auf dem Brett entgegen, das man zwischen die beiden Decks gelegt hatte, um ihnen das Liebesabenteuer zu vereinfachen, und wehrte |163| mit heftigen Hieben seine Annäherungsversuche ab, sodass der englische Kater eingezogenen Schwanzes dorthin zurückkehren musste, von wo er gekommen war. Der Vorfall war für Miguel und Hermógenes Beispiel für die gelungene Abwehr eines britischen Enterversuchs. Die Katze war ihnen treu geblieben, statt sie mit dem jahrhundertealten Feind zu betrügen.
     
    Hermógenes hatte Sebastián an diesem Tag mit den Toreros bekannt gemacht, die nach Lima zu den Feierlichkeiten anlässlich des Empfangs des neuen Vizekönigs geladen waren. Obwohl kein Anhänger des Stierkampfs, musste Sebastián doch anerkennen, dass die Matadore tapfere Männer waren. Insbesondere Manuel Romero,
el Jerezano,
der das Sagen zu haben schien.
    »Gibt es wirklich Stierkampfarenen in Lima?«, hatte der Ingenieur verwundert gefragt.
    »Und was für prächtige! Die von Acho zum Beispiel. Sie hat einen Durchmesser von gut fünfundachtzig Ellen und fasst zehntausend Zuschauer. In ganz Spanien findet man keine bessere.«
    »Und die Stiere dort, sind die wild?«
    »Sehen Sie sich diese Narbe an. Sie ist eine Erinnerung an Rompeponchos, einen schwarzbraunen Stier aus Bujama, der mich fast aufgespießt hätte. Vor dem Kampf habe ich mir gesagt: Gib acht, Manuel, dieser Stier hat zwar links ein

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