Quipu
Offiziere den Raum und vermeldete in strammer Haltung: »Herr Kapitän, zwei Kampfschiffe in Sicht.«
»Luv- oder leewärts?«
»Leewärts. Aber auf der Luvseite braut sich zudem noch ein Sturm zusammen.«
»Machen Sie das Schiff klar zum Gefecht«, sagte Montilla.
»Hier befehle ich, Marqués«, antwortete Valdés deutlich verärgert und wandte sich wieder an den diensthabenden Offizier. »Hat die Flottille irgendeine Flagge gehisst?«
»Nein, Herr Kapitän.«
»Lassen Sie eine rote Fahne im Topp des Fockmasts und einen weißen Wimpel am Großmast über unserer Flagge hissen. Und geben Sie mir augenblicklich Bescheid, wenn eine Antwort erfolgt.«
»Und wie soll die aussehen, Herr Kapitän?«
»Wenn sie zu uns gehören, werden sie einen weißen Wimpel am Großmast und einen blauen am Fockmast setzen.«
Kurz darauf kam der Offizier zurück und erklärte: »Sie antworten nicht.«
»Sehen Sie«, sagte Montilla, »Sie hätten sie längst ins Visier nehmen sollen.«
Valdés ignorierte erneut seine Worte und wandte sich an den Offizier: »Wir sollten sichergehen, dass es kein Sichtproblem gibt. Überprüfen Sie das mit den Kanonen. Schießen Sie von Luv aus. Wenn sie nicht mit drei Kanonenschüssen in einminütigem Abstand auf Lee antworten, machen Sie klar zum Gefecht.«
|197| Kurz darauf war der Schuss der »África« zu vernehmen, doch keiner der sich stetig nähernden Flottille.
»Herr Kapitän«, sagte der Offizier kurz darauf, »sie haben die Geschützpforten geöffnet. Und gerade haben sie die englische Flagge gehisst.«
»Was für eine Artillerie haben sie an Bord?«
»Sechsundzwanzig Achtzehnpfünder-Kanonen auf dem Oberdeck, je zwanzig Achtpfünder auf dem Achterdeck und der Back sowie zwei Zwölfpfünder neben dem Bugspriet.«
»Das sind englische Fregatten, ohne Zweifel. Machen Sie klar zum Gefecht, aber lassen Sie die Segel gesetzt. Wir halten den Kurs.«
»Herr Kapitän«, warf der Offizier erschrocken ein, »so begeben wir uns geradewegs in den Sturm.«
»Genau darum geht es.«
In diesem Augenblick ließ der Kanonenschuss einer der feindlichen Fregatten unweit des Hecks eine Wasserfontäne aufspritzen.
»Sie wollen flüchten, ohne diesen Prahlhänsen etwas entgegenzusetzen?«, warf Montilla ihm vor.
»Unterschätzen Sie nicht die Engländer, Marqués«, erwiderte der Kommandant. »Das sind großartige Seeleute. Diese Kanonenkugel war nur eine Warnung. Wenn wir den Wind nicht nutzen, der zu unseren Gunsten bläst, haben sie uns bald eingeholt.«
Valdés wusste nur zu gut, dass sie gegen zwei so gut bestückte und wendige Fregatten nichts ausrichten konnten. Sein einziger Vorteil gegenüber den Engländern war, dass die »África« im offenen Sturm sicherer segeln konnte. Die Feinde hatten mehr zu verlieren und würden es nicht wagen, sie zu verfolgen. Außerdem lautete sein Befehl, sich nicht in Kampfhandlungen zu verstricken, ehe er nicht seine Passagiere in Panama abgesetzt hätte.
»Und was machen wir mit den beiden?«, fragte der Obermaat und deutete auf Sebastián und Miguel.
»Sperren Sie sie in die untere Heckkabine«, befahl Valdés.
Das war der Raum unter dem Kartenraum. Sebastián versuchte |198| Miguelito zu beruhigen, der wieder in Tränen ausgebrochen war. Als Besen- und Pulverjunge müsse er in einem solchen Augenblick doch die Kartuschen zu seiner Kanone, der
Manolón
, bringen, schluchzte er.
Während man Sebastián und den Jungen abführte, legte die »África« an Geschwindigkeit zu. Sie bot einen majestätischen Anblick, wie sie in die Wellen eintauchte und diese durchschnitt. Indessen erklangen die Trommeln, und das Schiff wurde gefechtsklar gemacht. Die Hängematten waren in den Netzen des Oberdecks verstaut worden. Sie sollten den Soldaten als Brustwehre dienen. Auf den Decks wurde Sand gestreut, damit niemand ausrutschte, und jeder, vom ersten Offizier bis zum Schiffsjungen, bekam seinen Platz zugewiesen.
Der Zugang zur Pulverkammer wurde von sämtlichen Hindernissen befreit. Dann wurden die Geschützpforten der Kanonen geöffnet, doch nur die der beiden oberen Batterien, da das Meer sehr kabbelig war und die erste Batterie zu dicht an der Wasserlinie lag. Anschließend wurden Kartuschen und Kugeln auf die Kanonen verteilt und die Lunten überprüft. Und am Bug wurde der Schmirgelstein aufgebaut, mit dem die Lanzen, Krummsäbel, Enteräxte, Offizierssäbel und Bajonette der Marineinfanteristen geschliffen wurden.
Als Sebastián und Miguelito die
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