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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Kroton würde Dich auch dann zu schützen wissen, wenn zehn wie Ursus das Mädchen verteidigten. Laß Dich von Chilon nicht ausplündern, aber spare das Geld nicht bei Kroton. Von allen Ratschlägen, die ich Dir geben kann, ist dies der beste.
    Hier hat alles aufgehört, von der jungen Augusta zu sprechen oder davon, ob sie einem Zauber zum Opfer gefallen ist. Poppäa erwähnt sie noch zuweilen, aber des Cäsars Geist ist mit anderem beschäftigt, und wenn es wahr ist, daß die göttliche Augusta sich wieder in einem gewissen Zustand befindet, so wird die Erinnerung an dieses Kind bald spurlos verweht sein. Wir waren einige Tage in Neapel, eigentlich in Bajae. Wenn Du noch eines Gedankens fähig bist, so muß ein Echo unseres Lebens an Dein Ohr dringen; denn gewiß wird in Rom von nichts anderem als davon gesprochen. Wir begaben uns direkt nach Bajae, wo uns zuerst Erinnerungen an die Mutter und Gewissensbisse befielen. Aber weißt du, wie weit der Feuerbart schon gegangen ist? So weit, daß für ihn selbst der Mord an seiner Mutter zu dichterischem Stoff und zur Veranlassung tragikomischer Szenen geworden ist. Früher machte er sich noch Vorwürfe, da er ein Feigling ist; jetzt, nachdem er sich überzeugt hat, daß die Erde unter seinen Füßen nicht wankt und kein Gott Rache nimmt, heuchelt er sie nur, um das Volk mit seinem Geschick zu rühren. Manchmal des Nachts springt er auf im Wahn, die Furien verfolgten ihn; auch uns jagt er auf, schaut um sich, nimmt die Haltung eines Schauspielers, und dazu noch eines schlechten, in der Rolle des Orestes an, deklamiert griechische Verse und gibt acht, ob wir ihn bewundern. Anscheinend geschieht dies auch; und anstatt zu sagen: ‚Lege dich schlafen, du Possenreißer!‘, wimmern wir mit und beschützen den großen Künstler vor den Furien. Bei Kastor! Diese Nachricht wenigstens muß Dir zugekommen sein, daß er in Neapel öffentlich auftrat. Alle griechischen Taugenichtse dieser Stadt und der Umgebung wurden zusammengeholt und erfüllten die Arena mit Schweiß- und Knoblauchgeruch, so daß ich den Göttern danke, nicht mit dem Gefolge der Augusta in den ersten Reihen, sondern beim Feuerbart hinter der Szene gewesen zu sein. Und, wirst Du es glauben, er fürchtete sich! Er nahm meine Hand und legte sie auf sein Herz, dessen Schläge sich vermehrt hatten; der Atem war kurz, die Stirn mit Schweißtropfen bedeckt. Im Augenblick, da er aufzutreten hatte, wurde er bleich wie Pergament, obschon er sah, daß in jeder Sitzreihe mit Knütteln bewaffnete Prätorianer sich befanden, um damit die Begeisterung anzufeuern, falls es nötig werden sollte. Aber diese Notwendigkeit trat nicht ein. Keine Affenherde aus der Gegend um Karthago könnte Beifall heulen wie dieser Pöbel. Ich sage Dir, der Knoblauchgeruch drang bis zur Bühne; aber Nero verbeugte sich, preßte die Hand aufs Herz, warf Küsse umher und vergoß Tränen. Dann stürzte er wie ein Trunkener auf uns zu, die wir ihn hinter den Kulissen erwarteten, und rief: ‚Was waren die Triumphe des Julius, verglichen mit meinen?‘ Die Meute heulte und applaudierte noch; sie wußte, daß es dafür Geschenke, Gastmähler, Lotterielose und eine neue Schaustellung des kaiserlichen Possenreißers gab. Mich wunderte nicht, daß sie klatschten; denn solch ein Anblick hatte sich ihnen bis zu diesem Abend nie geboten. Und jeden Augenblick wiederholte der Cäsar: ‚Seht, das sind die Griechen! Seht, das sind meine Griechen!‘ Seitdem scheint mir sein Haß gegen Rom zu wachsen. Inzwischen wurden dorthin Eilboten abgesandt, um den Triumph zu verkünden, und wir erwarten demnächst den Dank des Senats dafür. Unmittelbar nach Neros erstem Auftreten ereignete sich indes ein eigentümlicher Vorfall. Das Theater brach plötzlich zusammen, doch erst nachdem die Zuhörer es verlassen hatten. Ich war am Platze – auch nicht ein Körper lag unter den Trümmern begraben. Viele, selbst unter den Griechen, sahen in diesem Ereignis den Zorn der Götter wegen der Erniedrigung der Cäsarenwürde; Nero dagegen erblickte hierin einen Gunstbeweis, die Götter hätten seinen Sang und jene, die ihm lauschten, augenfällig beschützt. Darum fanden in allen Tempeln Opfer und Danksagungen statt. Nero fühlte sich sehr ermutigt dazu, die Reise nach Achaia zu unternehmen. Vor einigen Tagen fragte er mich jedoch, was wohl das römische Volk dazu sagen werde, ob es nicht aus Liebe zu ihm und weil infolge seiner Abwesenheit Getreideverteilung und Spiele ausfielen,

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