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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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brennenden Rom oder vom Tageslicht erzeugt war. Vinicius erreichte endlich die Höhe, und ein schrecklicher Anblick bot sich seinen Augen.
    Die ganze tiefer gelegene Region war mit Rauch bedeckt, der eine einzige nahe der Erde sich lagernde Riesenwolke bildete. Sie umhüllte Städte, Aquädukte, Villen, Bäume, und am Ende dieser grauen, geisterhaften Ebene lag die brennende Stadt auf den Hügeln.
    Das Feuer stieg nicht säulenartig empor, wie dies beim Brande eines einzelnen, wenn auch noch so umfangreichen Gebäudes der Fall ist; es glich eher einem langgezogenen Gürtel, ähnlich den Streifen der Morgenröte. Darüber erhob sich eine Rauchmasse, stellenweise tiefschwarz, stellenweise rosig, dann wieder rot wie Blut, in sich selbst unheimliches Leben zeigend, hier aufgebläht, dort zusammengeballt, gekrümmt wie eine sich windende und dehnende Schlange. Diese ungeheure Rauchmasse schien zuweilen den Feuerstreifen überdecken zu wollen, der dann schmal wurde wie ein Band; später aber beleuchtete das Feuer von unten her den Rauch und verwandelte dessen niedriger liegende Wolken in Feuerwogen. Beide Erscheinungen reichten von einer Seite des Horizonts bis zur anderen und machten dessen unteren Teil unsichtbar, wie zuweilen ein ausgedehnter Wald eine Strecke Landes unsichtbar macht. Von den Sabiner Bergen war keine Spur zu erblicken.
    Vinicius schien es einen Augenblick, als brenne nicht nur die Stadt, sondern die Welt, und es könne kein lebendes Wesen sich aus diesem Rauch- und Flammenmeer retten.
    Der Wind wehte mit zunehmender Macht aus der Region des Feuers, brachte den Geruch verbrannter Gegenstände und so viel Rauch mit sich, daß er selbst hier das Naheliegende verhüllte. Es war Tag geworden, und die Sonne beleuchtete die den Albaner See umgebenden Spitzen. Aber ihre glänzend goldenen Morgenstrahlen erschienen heute rötlich, wie überzogen vom Rauche. Vinicius ritt nach Albanum hinab, was für ihn soviel bedeutete, als in ein Gebiet immer dichteren und undurchsichtigeren Rauches zu gelangen. Die Stadt Albanum selbst war vollständig darin begraben. Die geängstigten Bürger hatten sich auf die Straßen begeben. Wie schrecklich war der Gedanke an das Innere Roms, wenn man schon in Albanum schwer nach Atem ringen mußte.
    Verzweiflung ergriff Vinicius aufs neue, und sein Haar sträubte sich; aber er versuchte, stark zu sein.
    „Es ist unmöglich“, dachte er, „daß eine Stadt an allen Seiten zugleich brennt. Der Wind kommt von Norden und treibt deshalb den Rauch nur nach der einen Richtung, auf der anderen Seite ist keiner. Jedenfalls wird es Ursus Arbeit kosten, mit Lygia durch das Tor beim Janiculum zu gelangen, um sich und sie zu retten. Es ist ebenso unmöglich, daß eine ganze Bevölkerung zugrunde geht und die weltbeherrschende Stadt samt ihren Bewohnern vom Angesichte der Erde verschwindet. Selbst in eroberten Städten, in denen Brand und Metzeleien zusammen wüten, entkommen immer einige Personen, warum sollte es also gewiß sein, daß Lygia zugrunde ginge? Nein, Gott wacht über sie, er, der selbst den Tod besiegt hat.“
    Während er sich diese Gründe einredete, fing er an zu beten und machte, seiner festgewurzelten Gewohnheit gemäß, Christus die feierlichsten Versprechungen, auch Geschenke und Opfer wollte er ihm bringen. Erst als er Albanum, dessen Bewohner von den Dächern und Bäumen aus nach Rom sahen, hinter sich hatte, wurde er etwas zuversichtlicher und gewann wieder ruhiges Blut. Jetzt fiel ihm auch ein, daß Lygia nicht nur von Ursus und Linus, sondern auch vom Apostel Petrus beschützt wurde. Diese einfache Erinnerung gab seinem Herzen Trost. Petrus war für ihn ein unbegreifbares, fast übermenschliches Wesen. Der wunderbare Eindruck, den der Apostel durch seine Rede im Ostrianum auf ihn gemacht hatte, war geblieben, davon hatte er auch bei Beginn seines Aufenthaltes in Antium an Lygia geschrieben; jedes Wort dieses Greises mußte wahr sein, oder es würde seine Wahrheit später beweisen. Die nähere Bekanntschaft mit dem Apostel während seiner Krankheit hatte diesen Eindruck bei Vinicius nur erhöht und ihn in festen Glauben umgewandelt. Weil Petrus seine Liebe gesegnet und ihm Lygia versprochen hatte, darum konnte diese nicht in den Flammen untergehen. Die Stadt mochte zusammenbrechen, aber kein Funke würde auch nur auf ihre Kleider fallen. Der Einfluß einer schlaflosen Nacht, eines tollen Rittes, die ganze innere Erschütterung versetzte den jungen Krieger in einen Zustand

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