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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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gerade nach dieser Richtung gesandt wurde.“
    „Ich weiß es, gegen die Christen.“
    „Ja, Herr.“
    „Hat ihre Verfolgung schon lange begonnen?“
    „Einige Abteilungen wurden noch vor Mittag über den Tiber gesandt.“
    Als der Zenturio dies gesagt hatte, schüttete er zu Ehren des Mars etwas Wein aus dem Becher; dann leerte er ihn und sagte:
    „Mögen die Götter dir alles gewähren, was du wünschst. Herr!“
    „Behalte den Becher“, sagte Petronius.
    Dann gab er dem Anthemios ein Zeichen, die Hymne auf Apollon fortzusetzen.
    „Der Feuerbart beginnt mit mir und Vinicius zu spielen“, dachte er, während die Harfen aufs neue ertönten. „Ich errate seinen Plan. Er wollte mich schrecken, indem er mir die Einladung durch einen Zenturio schickte. Man wird diesen am Abend fragen, wie ich ihn empfing. Nein, nein! Du wirst darüber nicht zu vergnügt sein, du boshafter Popanz! Ich weiß, daß du die Beleidigung nicht vergessen kannst, ich weiß, daß mein Untergang unausbleiblich ist, aber wenn du meinst, ich solle bittend in dein Auge sehen oder du könntest Furcht und Selbsterniedrigung in meinen Zügen entdecken, so täuschst du dich.“
    „Der Cäsar hat geschrieben und dich eingeladen“, sagte Eunike. „Willst du hingehen?“
    „Ich bin bei ausgezeichneter Gesundheit und will seine Verse hören“, antwortete Petronius; „deshalb werde ich gehen, um so mehr, als Vinicius zu gehen verhindert ist.“
    Nachdem die Tafel aufgehoben war, machte er den gewohnten Spaziergang, überließ sich dann den Haarkünstlern und Sklaven, die seine Kleider ordneten, und gab eine Stunde später, schön wie ein Gott, den Sänftenträgern Befehl, ihn nach dem Palatin zu tragen.
    Es war spät, der Abend warm und ruhig; der Mond schien so hell, daß die vor der Sänfte hergehenden Lampadarii die Fackeln auslöschten. Auf den Straßen und zwischen den Trümmern trieben sich Volksmassen umher, vom Weine betrunken, bekränzt mit Efeu und Geißblatt, in den Händen Myrten- und Lorbeerzweige, die sie aus den Gärten des Cäsars genommen hatten. Überfluß an Getreide und Hoffnung auf große Spiele erfüllten die Herzen aller mit Freude. Zuweilen vernahm man Gesänge, die die „göttliche Macht“ und die Liebe verherrlichten, auf einigen Plätzen wurde beim Mondlicht getanzt, und die Sklaven waren wiederholt genötigt, „Platz für die Sänfte des edlen Petronius!“ zu verlangen, worauf die Menge zur Seite wich und ihren Liebling mit Jubelrufen ehrte.
    Er jedoch dachte an Vinicius und wunderte sich, daß er keine Nachricht von ihm erhalten habe. Er war Epikuräer und Egoist, aber sein Umgang mit Paulus von Tarsus und Vinicius sowie das, was er täglich über die Christen hörte, hatte ihn, ohne daß er es selber merkte, etwas geändert. Ein von ihnen ausgehender Hauch hatte ihn gestreift und neuen Samen in seine Seele getragen. Es beschäftigte ihn jetzt neben seiner eigenen Person auch das Schicksal anderer! Dazu war er Vinicius stets zugetan gewesen, denn er hatte auch dessen Mutter, seine Schwester, innig geliebt. Jetzt, nachdem er sich in Vinicius’ Angelegenheiten gemischt, widmete er sich ihnen mit der Anteilnahme, die er einer Tragödie zugewandt hätte. Petronius verlor die Hoffnung nicht, daß Vinicius den Prätorianern zuvorgekommen und mit Lygia geflohen sei, im schlimmsten Falle aber sie befreit hätte. In der Voraussicht, daß verschiedene Fragen an ihn gestellt würden und es dann besser wäre, darauf vorbereitet zu sein, hätte er gern Gewißheit gehabt.
    Vor dem Hause des Tiberius verließ er die Sänfte und betrat kurz darauf das Atrium, das schon mit Augustianern gefüllt war. Die gestern noch zu seinen Freunden gezählt hatten, zogen sich zurück, obwohl seine Einladung sie in Erstaunen setzte. Er jedoch bewegte sich unter ihnen schön, frei, unberührt, so selbstbewußt, als ob es in seiner Macht gestanden hätte, Gunstbezeigungen auszuteilen. Einige beunruhigten sich deshalb innerlich darüber, daß sie ihm vielleicht ihre Gleichgültigkeit zu früh gezeigt hätten.
    Der Cäsar, in einem Gespräche begriffen, schien ihn nicht zu bemerken und ignorierte seinen Gruß.
    Tigellinus aber näherte sich Petronius und sagte:
    „Guten Abend, Arbiter elegantiarum! Behauptest du auch heute noch, daß es nicht die Christen waren, die Rom verbrannten?“
    Petronius zuckte die Achseln, und indem er Tigellinus auf den Rücken klopfte, wie er es etwa einem Freigelassenen getan hätte, antwortete er:
    „Du weißt so

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