R4ge Inside
ihr.
»Habt ihr den Jungen gefunden, nach dem ihr sucht?«, fragte Raj, während er versuchte, sich mit dem Hemdsärmel das Blut aus dem Gesicht zu wischen.
»Noch nicht«, sagte Clementine. »Aber vielleicht hatte Aries mehr Glück.« Sie sah auf die Uhr. »So oder so, in den nächsten zehn Minuten müssen wir von hier verschwinden.«
»Ich habe versucht, Grahams Tochter ausfindig zu machen«, berichtete Joy. »Kein Glück. Aber ich habe gehört, dass sie eine Gruppe Kinder durch den Zaun gebracht haben. Ich hab keine Ahnung, wo die Hetzer die hinbringen, die sie wieder einfangen. Ich kann überhaupt nichts mehr sehen. Ãberall ist Rauch.«
»Ja«, stimmte Raj ihr zu. »Mir gehtâs genauso. Ich kann nichts mehr erkennen. Irgend so ein Idiot zündet alles an.«
Clementines Prusten ging sofort in ein Husten über.
»Ist doch toll, oder?«, sagte Joy. »Wir haben unsere Sache gut gemacht. Hier sind so viele Leute. Wir haben es geschafft, wenigstens ein paar von ihnen zu retten. Und seht euch an, wie sie kämpfen. Das hätten wir von Anfang an tun sollen.«
»Ryder hat die ganze Zeit von kämpfen geredet«, meinte Raj. »Er hat gesagt, dass wir aufstehen und die Stadt zurückerobern sollen. Aber wir haben nie etwas unternommen. Es fühlt sich groÃartig an. Total beängstigend, aber gut.«
Schüsse peitschten durch das Camp. Clementine spürte, wie etwas dicht an ihrem Ohr vorbeiflog. Sie duckte sich. Als sie sich umdrehte, sah sie, wie Joy aufschrie und zu Boden stürzte. Clementine rief den Namen ihrer Freundin und kroch zu ihr.
»Ich bin in Ordnung. Nur ein Streifschuss am Arm.« Joy legte ihren unverletzten Arm schützend auf ihren Bauch. »Aber mach dich darauf gefasst, dass ich mich gleich übergebe. Mir ist schlecht. Das muss der Rauch sein.«
»Wir müssen von hier verschwinden!«, rief Raj. »Solange wir noch können. Wie war das noch mal? Manchmal ist weglaufen besser als kämpfen.«
»Ganz deiner Meinung«, sagte Clementine. »Also los.«
Raj half Joy beim Aufstehen, dann schleppten sie das Mädchen hinter das nächste Zelt. Im Schutz des dichten Rauchs kämpften sie sich zum Zaun vor.
Lieber Heath, wir sind da an etwas dran. Ein Krieg beginnt und irgendwie hab ich es geschafft, mittendrin zu sein. Und weiÃt du was? Es fühlt sich gut an. Wir müssen kämpfen und als Gruppe zusammenstehen. Es wird noch mehr Tote geben, doch ich glaube, darauf sind wir gefasst. Jedenfalls haben wir den Hetzern gerade den Krieg erklärt und die erste Runde gewonnen. Hoffentlich bleiben wir lange genug am Leben, um unseren Sieg feiern zu können.
Als sie durch den Zaun geschlüpft waren, blieb sie stehen und sah sich noch einmal um. Das Camp war jetzt so gut wie leer. Die meisten Gefangenen waren entweder geflohen oder tot. Hinter dem Zaun kämpften noch einige Leute um ihr Leben.
Plötzlich entdeckte sie Mason, drüben beim Casino. Er sah sie nicht. Er bewegte sich nicht. Er stand einfach nur da, als würde er auf jemanden warten.
Er sah so einsam aus.
»Geht schon vor«, sagte Clementine. »Da drüben ist Mason. Ich werde ihn holen.«
»Bist du sicher?«, fragte Joy, die ihren Arm umklammert hielt und versuchte, die Blutung zu stoppen. Im Schein des Feuers sah sie ganz blass aus.
»Ja.« Clementine drehte sich um und ging zurück ins Camp.
ARIES
Die Hetzer drängten ins Casino. Es waren mindestens fünf und alle sahen ziemlich wütend aus. Hinter den ersten Monstern erkannte sie den weiblichen Hetzer aus Grahams Haus, die Frau, die ohne jeden Grund angefangen hatte zu weinen. Sie musste sich wieder vollständig erholt haben, denn in der Hand hielt sie eine Machete, von der Blut tropfte.
Hinter Aries begann jemand laut zu schluchzen. Ein anderer, ein älterer Mann mit dünnem weiÃem Flaum am Kinn, fiel auf die Knie und begann zu beten. Aries konnte ihnen ansehen, dass sie jede Hoffnung verloren hatten.
Es war so ungerecht.
Niemand hatte es verdient, so behandelt zu werden.
Aries überlegte nicht. Sie hob das Gewehr, zielte in Richtung der Hetzer und drückte ab.
Der Rückstoà der Waffe schleuderte sie nach hinten. Kugeln peitschten durch den Raum und in die Decke, als sie unsanft auf den Rücken fiel. Ein stechender Schmerz zuckte durch ihr SteiÃbein. Einer der Hetzer fiel zu Boden, die anderen
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