R4ge Inside

nickte.
    Â»Gut zu wissen. Wir müssen uns besser organisieren«, fuhr der Mann fort. »Sie reißen gerade ein Loch in den Südzaun. Versuch, so viele Leute wie möglich dort hinzuschicken. Sie können uns nicht töten, wenn wir uns alle wehren.«
    Â»Mach ich«, versprach Mason. »Und danke.«
    Der Mann musterte Mason aufmerksam, bevor er ihm zunickte und in die entgegengesetzte Richtung davonlief.
    Das Kindergartenzelt brannte lichterloh. Mason wurde von der immensen Hitze aufgehalten, mit der sich das Feuer durch die Zeltwände fraß. Er fühlte sich, als hätte er einen Schlag auf die Brust bekommen. Nach Luft ringend versuchte er, näher heranzukommen. Doch die Hitze war zu stark.
    Wenn noch jemand im Zelt war, lebte er mit Sicherheit nicht mehr.
    Â»Es geht ihnen gut!«, rief eine Frau neben ihm. Sie hielt eine Packung Windeln unter dem Arm. »Wir konnten alle rausholen. Sie sind drüben im Casino.« Im gleichen Moment wurde die Frau von mehreren Schüssen getroffen. Mit einem dumpfen Schlag kam sie auf dem Boden auf. Ihr Körper erschlaffte, die Packung Pampers rutschte ihr vom Arm.
    Mason stand wie erstarrt da. Es war ein Albtraum. Immer mehr Leute gingen zu Boden, während die Hetzer Rache übten. Es war wie im Kino: Er saß in der ersten Reihe und konnte alles sehen, aber nichts tun. Seine Beine gehorchten ihm nicht mehr. Er wollte sich bewegen, wollte wenigstens in Deckung gehen, doch er konnte nicht. In seinen Ohren pochte es, sämtliche Geräusche waren nur noch undeutlich zu hören. Als wäre er unter Wasser. Jemand fiel ihm vor die Füße, wieder eine Frau, und starrte ihn mit leerem Blick an. Sie trug einen Nasenring. Das glänzende Silber fesselte seine Aufmerksamkeit. Er konnte einfach nicht wegsehen.
    Ein Hetzer stürmte von hinten auf ihn zu, packte ihn an den Haaren und riss ihn zurück. Sein Rücken explodierte, sein Blick verschwamm. Er drehte sich trotz der rasenden Schmerzen um und schaffte es, den Hetzer mit der Faust zu treffen, sodass dieser ihn loslassen musste. Dann schlug er noch einmal zu.
    Zwei Männer kamen ihm zu Hilfe. Einer von ihnen war Chaplin. Sie zwangen den Hetzer in die Knie und traten dann so lange mit den Füßen auf ihn ein, bis er sich nicht mehr bewegte.
    Â»Das kleine Mädchen ist in Sicherheit«, sagte Chaplin. »Sie haben den Zaun niedergerissen. Ein paar von den anderen bringen die Leute raus. Du musst uns helfen, damit wir alle rausbekommen.«
    Mason nickte und ignorierte die stramm sitzende Fußfessel. Darüber würde er sich später Gedanken machen.
    Rennen konnte er nicht, aber wenigstens konnte er wieder gehen. Langsam bewegte er sich durch die Menge, die sich immer mehr ausdünnte. Rauch stieg ihm in die Augen; sie tränten so sehr, dass er sie immer wieder reiben musste, um überhaupt noch etwas erkennen zu können.
    Dann sah er sie.
    Mit einem Gewehr in der Hand. Sie hielt es nicht richtig, eher wie einen Baseballschläger. Fast musste er lachen. Die kastanienbraunen Haare fielen ihr in die Augen. Sie strich sich eine der Strähnen hinters Ohr, während sie hinter einem Zelt Deckung suchte.
    Seine Beine begannen, sich in ihre Richtung zu bewegen.
    Â»Aries!«
    Sie kam zu ihm und schlang die Arme um ihn. Die verletzten Nerven in seinem Rücken schrien auf, doch das spielte alles keine Rolle. Er hielt sie fest, atmete den Duft ihres Haars ein, spürte ihre weiche Haut.
    Â»Du hast keine Ahnung, wie froh ich bin, dich zu sehen«, sagte sie.
    In ihren Augen war etwas Neues. Dunkelheit. Er wusste sofort, dass etwas Schlimmes passiert war.
    Wut.
    Auf sich selbst?
    Auf ihn?
    Â»Wir müssen von hier weg.« Er packte sie am Arm und zog sie vom Feuer weg. »Komm.«
    Â»Die anderen!«, rief Aries. »Sie müssen hier irgendwo sein. Ich kann sie nicht finden. Hast du Grahams Tochter gesehen? Sie haben alle getötet, aber wir dachten, sie ist vielleicht hier.«
    Â»Ist sie auch. Sie ist bei den anderen. Sie haben den Zaun auf der Südseite niedergerissen. Ich habe gehört, dass sie die Kinder dort hinbringen und rausschaffen.«
    Â»Gut.«
    Sie flüchteten an den Rand des Camps, wo die Kämpfe nicht ganz so heftig waren. Der Zaun hatte jetzt überall große klaffende Löcher, durch die Leute krochen und dann in alle Richtungen davonliefen. Mason sah einen Mann, der nur Boxershorts trug, über die Leiche eines