R4ge Inside
mittendrin, in der Nähe ihrer Kommode, und hielt eine Haarbürste in der Hand. Poster an der Wand, ein Laptop auf dem Schreibtisch, ein groÃes Bett mit Kissen und Kuscheltieren. Hier hätte sie jetzt leben sollen. Nicht in dem Haus, in dem sie zurzeit mit ein paar anderen ums Ãberleben kämpfte. Sie hatte etwas Besseres verdient als die beschissenen Karten, die ihr das Schicksal ausgeteilt hatte.
Er musste an die Nacht denken, in der er mitten in seinem Haus gestanden hatte. An den Moment, bevor er es angezündet und niedergebrannt hatte.
»Alles okay?« Er wusste nicht, was er sonst sagen sollte.
Sie drehte sich nicht um, als er näher kam. Nun konnte er sehen, dass ihre Hände zitterten. Sie drückte den Rücken durch und ging zum Schrank. »Ich dachte, ich könnte ein paar Sachen mitnehmen«, sagte sie. »Du weiÃt schon. Make-up kann ein Mädchen schlieÃlich immer gebrauchen, stimmtâs? Es wäre schön, mal wieder gut auszusehen. Und ich bin sicher, dass ein paar von den Klamotten Clementine und Joy passen. Eve auch, obwohl sie ein bisschen kleiner ist als wir. Zu schade, dass ich keine kleine Schwester hatte. Vielleicht finden wir eine Möglichkeit, in die Geschäfte auf der Robson zu kommen. Ich bin sicher, dass sie gern mit uns einkaufen würde.«
»Du brauchst dir das nicht anzutun«, sagte er.
Aries zog eine Sporttasche aus dem Schrank, öffnete sie und kippte den Inhalt auf den Boden. Ein Paar alte Schuhe. Eine Jogginghose. Eine Flasche mit Flüssigseife, ein kleines Reisehandtuch. Sie fing an, Kleidungsstücke von den Bügeln zu reiÃen. Einige davon landeten auf dem Boden, andere in der Tasche. Es schien kein System dahinterzustecken.
»Aries.«
Sie ignorierte ihn. Ging zu der Kommode und zog die komplette Schublade heraus, bis sie auf den Boden knallte. Ging auf die Knie und fing an, den Inhalt zu durchwühlen.
»Aries. Lass das.«
Der Absatz eines Stiefels verhedderte sich in einem Top mit Spaghettiträgern. Sie zerrte so heftig daran, dass es in zwei Teile zerriss.
Mason kniete sich neben sie und packte sie am Arm. »Hör auf.«
»Nein!« Sie wich vor ihm zurück und prallte mit dem Rücken an einen Bettpfosten. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter und tropften auf den Teppich. Aries drehte das zerrissene Top in den Händen hin und her, bevor sie es auf den Boden warf.
Mason setzte sich neben sie auf den Boden und lehnte sich gegen die blaugrüne Bettdecke.
»Meine Eltern sind tot, oder?« Es war keine Frage.
»Ich weià es nicht.«
»Die Hetzer müssen hier gewesen sein. Sie sind reingekommen und haben aufgeräumt.«
»Vielleicht.«
»Wo, glaubst du, bringen sie die Leichen hin?«
»Ich weià es nicht. Vielleicht verbrennen sie sie. Oder sie begraben sie, aber das dürfte wohl zu lange dauern.«
»Ja, wahrscheinlich.«
Sie warteten schweigend. SchlieÃlich stand Aries auf und öffnete das Fenster. Frische Luft strömte herein, doch sie reichte nicht aus, um den Verwesungsgeruch aus der Nase zu bekommen. Im Gegenteil, die Luft machte den fauligen Gestank nur noch schlimmer.
Aries ging zu der Sporttasche, die in der Mitte des Raums stand. Sie trat mit dem Fuà danach. Dann hob sie die Haarbürste auf und setzte sich wieder neben Mason. Sie zupfte ein paar Haare aus den Borsten heraus.
»Ich kann das nicht«, sagte sie. »Alle denken, ich wäre stark, aber das bin ich nicht. Sie wollen mich als ihre Anführerin, aber wo soll ich sie hinführen? Was soll ich denn machen? Sie werden alle sterben. Meinetwegen.«
Mason sagte nichts. Er konnte nicht. SchlieÃlich dachte er die ganze Zeit über das Gleiche.
»Es tut mir leid«, sagte sie.
»Was?«
»Dass ich so ausgeflippt bin. Wahrscheinlich war alles zu viel. Es stimmt, was du gesagt hast. Ich hätte nicht herkommen sollen. Ich hätte wissen müssen, dass es mich völlig durcheinanderbringt. Was vorbei ist, ist vorbei. Die groÃe Frage ist: Was machen wir jetzt?«
»Ich schätze mal, überleben.«
»Ja, vermutlich hast du recht.« Sie stand auf und hielt ihm die Hand hin. »Wir sollten machen, dass wir von hier wegkommen. Wir sind schon zu lange im Haus. Wahrscheinlich hocken sie bereits in den Büschen und warten auf uns.«
Nachdem er aufgestanden war, schlang sie die Arme um ihn und hielt ihn fest. Er spürte, wie
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