R4ge Inside
rechnete damit, Schüsse zu hören. Kugeln, die sich in sein Fleisch bohrten, während er versuchte, in die Nacht zu flüchten. Solche Fantasien bekam er immer dann, wenn sie keine Deckung hatten. Auf der Granville Bridge gab es keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Wenn die Hetzer angriffen, würde ihnen nichts anderes übrig bleiben, als zu springen.
Natürlich wusste Mason, dass er das nicht tun würde. Er würde kämpfen. Selbst wenn es aussichtslos war. Er würde dafür sorgen, dass er so viele dieser Monster wie möglich mit in den Tod nahm. Chickadee würde das nicht zurückbringen. Der Gedanke daran brachte ihn trotzdem zum Lächeln.
Nichts passierte. Sie erreichten das andere Ende der Granville Bridge ohne gröÃere Schwierigkeiten und schlichen sich in die dunkleren Teile von Yaletown.
Es war nicht einfach. Die meisten StraÃen waren bei den Erdbeben zerstört worden und mehrere umgestürzte Gebäude machten es ihnen unmöglich, sich auf einer geraden Linie zu bewegen.
Der Gestank des Mülls war grauenhaft. In dieser Gegend hatte es viele Restaurants gegeben, und es roch, als hätte jedes einzelne von ihnen Tonnen vergammelter Lebensmittel gelagert. Mason sah Ratten in den Ecken herumhuschen, die nach dem suchten, was Ratten eben so suchen.
»Von den Viechern halten sich sogar die Katzen fern«, sagte er, als eine besonders groà geratene weiÃe Ratte mit etwas Totem zwischen den Kiefern vor ihnen über die StraÃe trippelte. Sie starrte sie kurz mit ihren rosafarbenen Knopfaugen an, bevor sie in einem Müllhaufen verschwand.
»Katzen sind zu klug dafür«, sagte Daniel. »Sie halten sich an Mäuse und Vögel. Die meisten von ihnen dürften inzwischen verwildert sein. Zumindest die, die es geschafft haben, aus ihren Gefängnissen bei den Menschen zu entkommen. Für sie ist das bestimmt der Katzenhimmel: keine Menschen. Mäuse im Ãberfluss. Und Wanzen. Ich hab mal in einer Wohnung drüben am Broadway gelebt, in der es von diesen kleinen Biestern nur so gewimmelt hat. Bevor ich mich morgens anzog, musste ich immer meine Klamotten ausschütteln. Hast du gewusst, dass man Wanzen einfrieren kann und sie nach dem Auftauen wieder lebendig werden?«
Mason hatte noch nie eine Wanze gesehen, nickte aber trotzdem.
»Komm mit«, meinte Daniel, während er gegen einen Haufen Ziegelsteine trat, die vermutlich die Ãberreste eines schicken Klamottenladens waren. »In der Richtung kommen wir nicht weiter. Wir sollten zum Pacific Boulevard zurückgehen. Dort sind wir ungeschützter und vermutlich stehen dort auch ein paar Wachen, aber ich schätze, wir haben keine andere Wahl.«
Auf dem Pacific Boulevard kamen sie schneller voran. Hier waren viele Gebäude stehen geblieben â stumme Wolkenkratzer, die das Mondlicht aussperrten. Bei den Erdbeben waren die meisten Fenster zu Bruch gegangen, doch auf der StraÃe lagen keine Glassplitter. Die Hetzer hatten offenbar schon begonnen, hier aufzuräumen. Dann hatten es die armen Seelen, die zur Plaza kommen sollten, einfacher. Daniel und Mason nutzten das natürlich auch aus.
Die StraÃe war hier viel breiter und es dauerte nicht lange, bis sie die patrouillierenden Hetzer entdeckten. Die Jungen kauerten sich hinter einige Autos und beobachteten die Ungeheuer.
»Ah ja. Ein paar Wachen«, sagte Mason.
Daniel grinste. »Ich seh nur zwei.«
»Du hast vergessen, die Waffen zu erwähnen.«
Daniel zuckte mit den Schultern. »Hör schon auf, dich immer auf das Negative zu konzentrieren, du Streuner. Das gibt Falten auf der Stirn. Was sind das eigentlich für Waffen? Es ist verdammt dunkel hier. Maschinenpistolen?«
Mason starrte in die Dunkelheit, wo dreiÃig Meter vor ihnen ein Hetzer die StraÃe überquerte, kehrtmachte und wieder zurück zur Plaza ging. In den Händen hielt er einen langen dunklen Schatten mit den Umrissen einer Automatikwaffe.
»Wo zum Teufel haben sie die denn her?«, flüsterte Mason. Bis jetzt schienen die Hetzer, die sie angegriffen hatten, nicht gerade die Hellsten gewesen zu sein. Vor zwei Tagen hatten sie welche getötet, die nicht mal eine Gurke hätten richtig halten können, geschweige denn ein Gewehr. Die Hetzer hatten sich definitiv verändert. Sie organisierten sich immer besser.
Das machte die Sache nicht gerade einfacher.
»Sie haben vermutlich die
Weitere Kostenlose Bücher