R4ge Inside
Beinahe wäre ihm Clementines Hand entglitten. Ein älterer Mann riss sie an ihren blonden Locken nach hinten und versuchte, an ihr vorbeizukommen. Michael, der den stechenden Schmerz in seinem Ohr ignorierte, hob den Arm und versuchte, die Hände des Mannes aus Clementines Haaren zu zerren. Es gelang ihm, sie zu befreien. Der Mann drehte sich verwirrt im Kreis herum, mit mehreren Strähnen von Clementines Haaren zwischen den Fingern.
»Du warst das!«, zischte eine Stimme in Michaels Ohr.
Eine Faust traf seinen Schädel. Seine Knie wurden weich wie Pudding. Plötzlich lag er auf dem Boden und starrte die Deckenbeleuchtung an. Clementine kniete sich neben ihn, um ihm zu helfen. Doch Ryder packte sie und stieà sie zur Seite, um dann nach unten zu greifen und Michael die Hand auf die Kehle zu drücken. Er hob den Fuà und rammte Michael den Absatz seines Schuhs in den Magen.
»Du warst das«, wiederholte Ryder. »Du hast sie hergeführt.«
»Wir haben nichts getan«, keuchte Michael mit erstickter Stimme, als sich der Druck von Ryders Hand verstärkte.
»Lass ihn in Ruhe, Mann.« Raj war wieder da. »Sieh ihn dir doch an. Keine schwarzen Adern. Er ist einer von uns.«
»Er ist einer von ihnen«, fuhr Ryder fort. »Es ist ihm gelungen, mich zu täuschen. Seine Augen sind normal, aber er ist einer von ihnen. Vielleicht arbeitet er ja für sie.« Ryder sammelte seinen Speichel und spuckte ihn als dicken Klumpen in Michaels Gesicht. »Verräter.«
Das Licht im Raum wurde an den Rändern dunkler. Alles verlangsamte sich. Michael konnte gerade noch erkennen, wie Clementine auf Ryders Rücken sprang und mit den Fäusten auf ihn einschlug. Von ihrem Hinterkopf ging ein flackerndes Leuchten aus, das ihre blonden Haare aufleuchten lieÃ.
Sie war wunderschön. Warum war ihm das noch nie aufgefallen?
Im selben Moment fiel ihm allerdings auch auf, dass Raj seine Rumflasche umgedreht hatte und der Inhalt sich auf den Boden ergoss.
Gleich wird jemand ausrutschen, dachte Michael.
Dann holte Raj aus und schlug Ryder die Flasche seitlich an den Kopf.
Plötzlich bekam Michael wieder Luft. Er sog sie in langen keuchenden Atemzügen in seine Lunge. Dann musste er husten, was ihn wieder Sterne sehen lieÃ. Ryder sackte auf die Beine und Clementine ergriff schnell seinen Arm, um ihn von Michael runterzuzerren. Der Prediger war bewusstlos, aus der Schnittwunde an seiner Schläfe sickerte Blut.
»Ich hab euch ja gesagt, dass der Typ ein bisschen unterbelichtet ist«, meinte Raj. Er bückte sich, packte Michael am Arm und half ihm beim Aufstehen. Clementine schlang von der anderen Seite ihre Arme um seine Taille und versuchte, ihn zu stützen.
»Ich bin okay«, murmelte Michael schlieÃlich. Seine Kehle brannte wie Feuer, als er das sagte. Er hatte fürchterliche Schmerzen. Das Ganze war so schnell gegangen. Es war ein Wunder, dass ihm dieser Spinner nicht die Luftröhre zerquetscht hatte.
»Ich bin okay, ehrlich«, wiederholte er, aber Clementine wollte ihn einfach nicht loslassen.
»Wir müssen hier weg«, sagte sie. »Schaffst du das?«
Michael nickte.
Raj betrachtete den bewusstlosen Ryder auf dem Boden. Erneut hallten Schüsse durch die Gänge. Die meisten Zuschauer hatten es inzwischen aus dem Ausstellungsraum herausgeschafft. Ihre Schreie wurden leiser, während sie zu den Ausgängen des Museums rannten.
»Ihr seid doch normal, ja?«, fragte Raj. »Ich habe meinen Rum doch nicht umsonst für diesen Kerl verschwendet, oder? Heilige ScheiÃe. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich ihn niedergeschlagen habe.«
Michael machte einen Schritt auf Raj zu. Fast hätten seine Knie unter ihm nachgegeben. »Ja, wir sind normal. Wir haben nichts damit zu tun. Wie denn auch?«
»Ich sagâs ja nicht gern, aber ich glaube, es ist doch irgendwie deine Schuld«, meinte Raj. »Und meine auch. Das kann kein Zufall gewesen sein. Sie müssen uns von der Bibliothek gefolgt sein.«
»Meinst du?«
Raj nickte. »Ich übernehme die volle Verantwortung. Ich hätte es besser wissen müssen. Allerdings weià ich nicht so genau, was ich jetzt machen soll.«
»Du kannst mit uns kommen«, schlug Clementine vor. »Und alle anderen, die es schaffen, auch. Wir haben ein sicheres Haus.«
»Dazu müssen wir erst mal lebend hier rauskommen«, sagte Raj. »Ich
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