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R4ge Inside

R4ge Inside

Titel: R4ge Inside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeyn Roberts
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war Stille gleichbedeutend mit Ruhe und Frieden gewesen. Jetzt war Stille tödlich. Sie hatte ein ungutes Gefühl, das ihr Kleinigkeiten bewusst werden ließ – ihre schnelle Atmung oder die Tatsache, dass die Vögel nicht mehr zwitscherten.
    Â»Sollen wir hintenrum gehen?«, fragte Raj. Seine Stimme hallte merkwürdig in der Geräuschlosigkeit. Sie waren nur noch ein paar Meter von ihrem Ziel entfernt. Clementine konnte nicht erkennen, ob sie von jemandem beobachtet wurden. Wenn Brandi und ihre Gruppe im Haus waren, wussten sie mit Sicherheit, dass Clementine und Raj draußen waren. Als sie das letzte Mal mit Aries hier gewesen war, hatten sie noch nicht einmal den Fuß auf die Treppe zur Veranda gesetzt, als die Tür aufgegangen war. Daher kam es ihr jetzt zu verstohlen vor, auf die Rückseite des Hauses zu schleichen, vor allem, weil sie willkommen waren. Alle in Brandis Gruppe wussten, wer sie waren.
    Â»Nein«, meinte sie. »Wir nehmen den Vordereingang. Auf der Straße ist niemand. Ich glaube, es ist sicher.«
    Niemand öffnete die Tür, als sie und Raj die Treppe zur Veranda hochgingen. Jetzt wusste sie nicht mehr weiter. Was sollte sie tun? Klopfen? Hallo, möchten Sie den Pfadfinderinnen ein paar Kekse abkaufen? Sie warf einen Blick auf Raj, doch der sah so ratlos aus, wie sie sich fühlte.
    Behutsam klopfte sie an die Tür. Es klang furchtbar laut. Sie trat einen Schritt zurück, drehte sich um und starrte auf die Straße. Nichts Ungewöhnliches. Nur Regen, Regen und noch mehr Regen. Im Haus nebenan klimperte ein Windspiel. Es klang so traurig wie der Schrei eines Eistauchers.
    Â»Kennst du dieses unheimliche Gefühl, das man immer bekommt, wenn gleich irgendwas fürchterlich danebengeht?«, fragte Raj. »So als würden tausend Schlangen in deinem Magen herumtraben?«
    Â»Schlangen traben nicht.«
    Â»Dann eben schlängeln, kriechen, galoppieren, mir egal, wie du es nennst. Das Gefühl hab ich jetzt jedenfalls.«
    Sie nickte. »Ich auch.«
    Sie standen immer noch vor der Tür. Ein mit einem Vorhang verhängter Glasausschnitt starrte sie an. Es war unmöglich festzustellen, ob drinnen jemand oder etwas auf sie wartete.
    Â»Wir sollten nachsehen«, sagte Clementine schließlich. Ihre nassen Finger klammerten sich um den Baseballschläger. Regen tropfte vom Holz und sammelte sich auf der Fußmatte vor ihnen.
    Â»Ja, sollten wir.«
    Keiner der beiden bewegte sich.
    Â»Selbst wenn die Hetzer hier gewesen sind, ist vielleicht noch jemand am Leben.«
    Â»Ja.«
    Sie rührten sich nicht vom Fleck.
    Clementine streckte die Hand aus und griff nach dem Türknauf. Langsam drehte sie ihn herum, wobei sie darauf achtete, so wenig Lärm wie möglich zu machen.
    Es war nicht abgeschlossen. Behutsam drückte sie gegen die Tür, die mit einem Knarren aufschwang. Es war so laut, dass sie zusammenzuckte.
    Sofort schlug ihr der Geruch von Blut entgegen.
    Das ließ Schlimmes ahnen.
    Raj fing an zu würgen und wich zurück. Er schaffte es gerade noch, das Ende der Veranda zu erreichen, wo er sich über die Büsche erbrach. Clementine hielt die Luft an und weigerte sich, den Geruch in Nase und Mund zu lassen.
    Sie stand an der Tür und lauschte angestrengt nach Geräuschen oder dem Fehlen von selbigen aus dem abgedunkelten Haus. Doch das Einzige, was sie hörte, war Raj, der ein paarmal ausspuckte, um das Erbrochene aus seiner Kehle zu bekommen.
    Â»Tut mir leid«, flüsterte er, als er wieder an der Tür stand. »Viel besser. Mein Magen ist nicht sehr stabil. Gerüche. Sie geben mir den Rest. Ziehen mir die Beine weg. Aber jetzt habe ich nichts mehr im Magen, es müsste also gehen.«
    Â»Du redest zu viel, wenn du nervös bist«, flüsterte sie zurück.
    Â»Das auch.«
    Clementine machte den Mund auf und holte ein paarmal Luft, in kleinen raschen Atemzügen. »Okay«, sagte sie, als sie den Schläger hob. »Wir gehen rein.«
    Sie traten durch die Tür.
    Ein durchdringender Geruch nach Kupfer und Fäkalien stieg ihr in die Nase. Clementine schnappte nach Luft. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie ihr Hemd über den Mund zog. Raj hinter ihr musste schon wieder würgen.
    Â»Alles okay mit dir?« Sie wollte ihn nicht ansehen. Elend sucht Elend. Sie hatte Angst, dass sie nach einem Blick auf sein Gesicht auch zu den Büschen rennen musste, um

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