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R4ge Inside

R4ge Inside

Titel: R4ge Inside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeyn Roberts
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ihren Mageninhalt loszuwerden.
    Â»Ich werd’s überleben«, erwiderte Raj. Seine Stimme klang dumpf, als würde er sich ebenfalls Stoff vor den Mund halten. »Ich glaube, das Schlimmste ist vorbei.«
    Die erste Leiche lag auf der Treppe. Clementine kannte die Person nicht, es war ein älterer Mann; sein Arm ragte in einem merkwürdigen Winkel durch das Geländer. Unter seinem Kopf war eine Blutlache, seine Augen starrten ein Schwarz-Weiß-Foto mit Muscheln an. Clementine beugte sich über ihn, um sich zu vergewissern. Mitten auf seiner Stirn war ein großes klaffendes Loch. Der Ausdruck auf seinem Gesicht schien eher Verwirrung als Schrecken zu sein. Er war vielleicht der Erste gewesen, der gestorben war. Sie mussten ihn überrascht haben, als er die Treppe herunterkam.
    Lieber Heath, werde ich auch so sterben? Ein Haufen kaltes Fleisch, der in einem leer stehenden Haus verrottet?
    Nein! Sie würde jetzt nicht in Selbstmitleid versinken. Sie richtete sich auf. Der Mann vor ihr war tot, aber sie lebte noch. Und vielleicht gab es im Haus ja andere, die noch am Leben waren. Alle und alles zu bedauern würde ihr jetzt nicht weiterhelfen. Es machte vielleicht alles nur noch schlimmer. Sie hatte schon so lange durchgehalten, ohne sich vorzustellen, wie ihr Tod aussehen würde. Und sie wollte nicht ausgerechnet jetzt damit anfangen.
    Irgendwo im Haus ertönte ein lautes Krachen, als würde jemand gegen eine Wand geworfen. Als Clementine zurückwich, prallte sie gegen Raj. Er fing sie auf, ließ dabei aber seinen Baseballschläger fallen.
    Sie hätten nicht herkommen sollen. In dem Moment, in dem sie die Tür aufgemacht hatten, hätte ihnen klar werden müssen, dass hier nur der Tod auf sie wartete.
    Mist! Mist! Mist!
    Raj bückte sich, um seine Waffe aufzuheben. »Lass uns von hier verschwinden«, flüsterte er. »Wenn wir jetzt gehen, schaffen wir es vielleicht lebend zurück.«
    Â»Nein.«
    JA!
    Â»Das können wir nicht machen«, flüsterte sie zurück. Die Geräusche kamen aus der Küche. Es hörte sich an, als würde jemand in sämtlichen Töpfen und Pfannen nach einem sauberen Löffel suchen. »Es sind noch andere hier. Wir müssen uns vergewissern. Wenn noch jemand lebt …«
    Sie schaffte es nicht, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken.
    Â»Okay«, sagte Raj, während er ihr einen kleinen Schubs gab. »Machen wir’s.«
    Der Geruch ließ nach, als sie sich weiter in das Haus vorwagten. Vielleicht lag es auch nur daran, dass sie sich daran gewöhnten. Staubkörnchen wirbelten durch das düstere Licht. Die Luft fühlte sich wie Nebel an, gefangen von den Decken, mit denen die Fenster verhängt waren.
    Vor dem Wohnzimmer entdeckten sie noch mehr Leichen. Eine Frau. Brandi war es nicht. Clementine erkannte sie sofort. Es war eine der älteren Frauen, gut aussehend, Hippietyp, die die Haare zu Zöpfen geflochten hatte und immer einen Patchworkrock trug. Sie war auch auf einer Farm aufgewachsen. Vor ein paar Wochen hatten sie und Clementine sich darüber unterhalten.
    Jetzt war sie tot.
    Im Esszimmer lagen noch zwei Tote. Beides Männer. An die Wände und auf den Tisch war Blut gespritzt. Sie hatten sich heftig gewehrt. Einem von ihnen fehlte eine Hand. Clementine ertappte sich dabei, wie sie nach der Hand suchte. Sie fand sie unter einem der Stühle. Als ihr der Gedanke durch den Kopf schoss, dass sie ja versuchen könnte, die Hand wieder mit dem Arm zu verbinden, wäre sie fast hysterisch geworden.
    Sie merkte, wie Raj auf sie zukam, scheuchte ihn aber weg. »Nein, verschwinde«, stammelte sie. Er gehorchte. Sie ließ sich auf die Knie fallen, schloss die Augen und schaukelte vor und zurück, während sie ihrem rasselnden Atem zuhörte, der ihre Lungen mit Luft versorgte.
    Â»Clementine.«
    Die Stimme ihrer Mutter. Ganz deutlich. Sie war in ihrem Kopf. Ihre Mutter, die immer hübsche Sommerkleider mit Blumenmuster trug und all das tat, was Kleinstadtmütter eben so tun. Der Geruch nach Brot und frisch gebackenen Keksen in der Küche, wenn sie völlig ausgehungert aus der Schule nach Hause kam. Ihre Haare hatten immer nach Erdbeeren geduftet. Obwohl Clementine genau das gleiche Shampoo benutzte, hatten ihre blonden Locken nie so gut gerochen oder so frisch ausgesehen wie die Haare ihrer Mutter.
    Â»Clem. Du musst von hier weg. Steh auf.«
    Das

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