R4ge Inside
mich«, sagte Aries. Tränen flossen ihr übers Gesicht.
Clementine blieb das Herz stehen. Nein, Aries konnte doch nicht einfach aufgeben! Nicht nach allem, was sie durchgemacht hatte. Das würde Clementine nicht zulassen. Sie rannte los und riss die Elektroschockpistole hoch, die sie von Katarina bekommen hatte.
Sie stieà den weiblichen Hetzer gegen die Wand und drückte dem Weihnachtsmann das kleine Gerät an den Hals, während sie gleichzeitig auf den Knopf drückte.
Ein heftiger Ruck ging durch den Mann, sein Körper begann zu zucken. Sie hörte nichts. Es herrschte erdrückende Stille, während er seinen Totentanz aufführte. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihr in die Nase. Dann entglitt das Gewehr den Händen des Hetzers und Clementine nahm den Taser weg. Sein Körper sank in sich zusammen, dann krachte er im Fallen mit dem Kopf auf den Tisch. Sicherheitshalber setzte sie ihm das Gerät noch einmal an den Hals.
»Heilige ScheiÃe«, sagte Raj hinter ihr. Er bückte sich, hob das Maschinengewehr auf und richtete es auf den weiblichen Hetzer, der in der Ecke kauerte. »Ich wusste ja, dass Ryder ein paar von den Technikjungs beauftragt hatte, bei den Dingern die Spannung zu erhöhen, aber das hatte ich nicht erwartet.«
»Aries.« Clementine warf sich neben ihre Freundin auf den Boden. »Es tut mir so leid. Ich bin so eine Idiotin. Ich nehme alles zurück, was ich gesagt habe. Du hattest recht. Ich war stur und dumm. Ich war frustriert. Ich wollte doch nicht, dass so was passiert.«
»Nathan«, murmelte Aries. Sie starrte immer noch auf den reglosen Körper neben sich. »Ich kann nicht. Ich wollte nicht ⦠Es ging alles so schnell.«
Raj kniete sich hin, um Nathan zu untersuchen. Ohne den verbliebenen Hetzer aus den Augen zu lassen, rollte er den Körper vorsichtig herum und tastete nach einem Puls. Vielleicht war Nathan ja nicht tot. Vielleicht war er nur bewusstlos. In Clementine stieg Hoffnung auf. Doch die war nur von kurzer Dauer: Raj schüttelte den Kopf und sah sie kurz mutlos an.
»Wie soll ich das nur Eve erklären?«, fragte Aries mit monotoner Stimme. »Ich habe ihn getötet.«
»Es gibt nichts zu erklären«, erwiderte Clementine. »Wir sagen ihr einfach die Wahrheit. Eve wird es verstehen. Du hattest nichts damit zu tun. Du hast ihn nicht getötet.«
»Ich hab ihn hergebracht«, stammelte sie.
»Nur weil ich so arrogant war und nicht sehen wollte, dass du recht hattest. Wenn jemand Schuld an seinem Tod hat, dann ich.« Clementine versuchte, ihre Freundin zu umarmen, doch Aries schob sie weg. Die drei saÃen auf dem Boden, umgeben vom Geruch nach Tod und Blut, das Haus still und leer.
»Wie konnte ich das nur zulassen?«, fragte Aries schlieÃlich. »Ich habe doch so hart gearbeitet. Alle sollten sicher sein, das war alles, was ich wollte. Ich habe versagt.«
»Du hast nicht versagt«, sagte Clementine. »Ohne dich und deine Wahnsinnsfähigkeiten wären wir verloren. Siehst du denn nicht, wie wichtig du bist?«
»Ich habe ihn trotzdem getötet.«
»Genau genommen«, warf Raj ein, »haben die Hetzer ihn getötet. Nicht wir. Wir sind einfach nur hier. Wir haben einfach überlebt.« Er hob die Maschinenpistole einige Zentimeter höher, als die Hetzerin ihm eine Kusshand zuwarf. Clementine brauchte ihre ganze Willenskraft, damit sie nicht zu der Frau ging und ihr eine scheuerte.
»Das ist die gröÃte ScheiÃe, die ich je gehört habe«, fuhr Aries sie an. Die lodernde Wut in ihren Augen verbrannte ihr Selbstmitleid. »Ich bin eine komplette Niete. Sag nie wieder, dass es nicht meine Schuld war. Es stimmt, Clem. Ich musste es mal hören. Ich habe wirklich Glück gehabt. Ich habe alles getan, um allem aus dem Weg zu gehen. Ich bin ein Feigling, mehr nicht. Und was passiert, wenn ich versuche, das auszubügeln? Jemand wird meinetwegen umgebracht. Nathan ist tot. Was nichts Neues ist. In meiner Gruppe sind schon einige gestorben. Als wir uns damals im Theater versteckt haben, konnte ich nicht alle retten. Aber ich hätte etwas tun sollen. Ich muss besser werden. Nathan war ein guter Mensch. Er hat das nicht verdient.«
Aries stand auf und stellte sich vor die nächste Wand. Dort hingen über die gesamte Fläche verteilt Familienfotos in hübschen Rahmen. Bilder von Grahams Familie in verschiedenen
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