R4ge Inside
Situationen. Bei einem Ausflug zum Strand. Um einen Weihnachtsbaum. Beim Besuch des Musicals Die Schöne und das Biest .
Aries ballte die Finger zur Faust und schlug mit aller Kraft gegen die Wand.
Clementine schnappte nach Luft, als das erste Bild fiel und mit einem dumpfen Knall den Tisch darunter traf.
Aries schlug wieder gegen die Wand. Und wieder. In einem gleichmäÃigen Rhythmus traf ihre Faust auf den Putz. WeiÃer Staub rieselte auf ihre Finger. Blut verschmierte ihre Haut und die weiÃen Wände.
Raj wollte sie aufhalten, doch Clementine packte ihn am Arm. Aries musste den Schmerz aus sich herausbekommen. Wenn das die einzige Möglichkeit dazu war, wollte sie sie nicht daran hindern.
Die Faustschläge gingen über eine Minute lang weiter. Als Aries schlieÃlich aufhörte, war ihre Hand bereits angeschwollen. Sie sah aus wie Masons Hand, nachdem die Hetzer ihm die Finger gebrochen hatten, damals in Gastown.
»Und was machen wir jetzt mit der da?«, fragte Aries, als sie ihre Aufmerksamkeit auf die Gefangene richtete.
Die Hetzerin grinste nicht mehr. Sie schaukelte vor und zurück, mit weit aufgerissenen, verwirrten Augen, und redete mit sich selbst. »Nein«, stammelte sie. »Das ist nicht wahr. Nicht wahr. Ich wollte es nicht tun.«
»Was nicht tun?«, fragte Aries.
Doch die Frau hörte sie nicht. »So kalt«, flüsterte sie. »Geschlafen. Ich hab geschlafen.«
»Sie ist verrückt«, stellte Raj fest.
Plötzlich sprang die Frau auf und machte einen Satz nach vorn, wobei sie gegen Raj stieÃ. Er lieà das Gewehr fallen. Clementine lief herbei, um es aufzuheben. Die Frau schlang die Arme um Aries und zog sie in einer unbeholfenen Umarmung an sich, dann stürzte sie aus dem Raum, bevor einer von ihnen reagieren konnte.
Raj war der Erste, der etwas sagte. »Was zum Teufel war das denn?«
»Sie hat geweint«, sagte Aries. »Es wirkte fast so, als wäre sie ⦠normal. Für eine Sekunde.«
»Oder sie hat eine brillante Möglichkeit gefunden zu entkommen, ohne dass eine von euch sie erschieÃt«, meinte Raj. »Sollen wir ihr nachlaufen?«
»Lass sie gehen«, sagte Aries. »Ich glaube nicht, dass sie zurückkommen wird.«
Clementine ging zu Aries, legte die Arme um sie und hielt sie fest. »Ich bin so ein Dummkopf«, flüsterte sie. »Kannst du mir verzeihen?«
»Nein«, antwortete Aries. »Das kann ich nicht. Und mir werde ich auch nicht verzeihen. Aber wir können weitermachen.«
Clementine nickte.
»Das Wichtigste zuerst«, sagte Aries. »Wir müssen die anderen finden. Und Grahams Tochter. Sie ist nicht hier. Die Monster haben sie mitgenommen. Ich werde alles tun, um sie zurückzubringen. Das bin ich Graham schuldig. Und Nathan.«
»Das ist ganz einfach«, verkündete Clementine. »Wir wissen jetzt, wo Mason ist. Und ich wette, die Kleine ist bei ihm.«
Aries riss die Augen auf. »Du weiÃt, wo Mason ist? Woher?«
Clementine deutete auf den toten Hetzer am Boden. »Er hat es uns gesagt. Als er das Gewehr auf dich gerichtet hat. Er hat deinen Namen wiedererkannt.«
»Und?« Sie runzelte die Stirn.
»Dann sagte er, dass er dich nicht töten, sondern mitnehmen und zu deinen Freunden bringen wolle«, fuhr Clementine fort. »Das kann nur eines bedeuten. Mason ist in dem Camp an der Plaza of Nations. Vielleicht hat er ihnen deinen Namen gesagt. Oder sie haben ihn sonst irgendwie rausgekriegt. Wenn wir ihn retten, finden wirâs raus. Du weiÃt, was als Nächstes kommt.«
Raj lächelte. »Ein Gefängnisausbruch?«
Clementine hob ihre Elektroschockpistole. »Wie mein Vater immer zu sagen pflegte: verdammt richtig!«
Sie nahmen Nathans Leiche mit.
»Wenn es sein muss, grabe ich das Loch mit eigenen Händen«, sagte Aries. »Ich will ihn im Garten bei den Wildblumen begraben.«
»Ich helfe dir«, bot Clementine an. »In der Garage finden wir sicher ein paar Schaufeln. Falls nicht, besorge ich uns welche aus dem nächsten Baumarkt.«
»Wir helfen alle«, kam von Raj. Er musste nicht einmal gefragt werden. Er hob Nathans Leiche auf und trug sie mehrere Häuserblocks weit bis zu ihrem Haus.
Aries und Clementine wollten nicht, dass Eve sie sah, bevor sie mit ihr geredet hatten. Zum Glück war Eve nicht in der Küche, als sie sich durch die Hintertür hineinschlichen.
Joy
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