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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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funktioniert. Das heißt, wenn man es nicht als Komplikation ansieht, dass es uns überhaupt gibt.« Ich lächelte schief. »Aber wir wissen nicht, was passiert, wenn ein Rabe aus unserem Schwarm sich mit einem Rabenweibchen einlässt. Wenn unsere Gene sich mit denen der echten Raben vermischen. Es ist ein Tabu.«  
    »Glaubst du, sie würden irgendwie mutieren, oder wie darf ich das verstehen?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Alles ist möglich.«
    »Aber das Weibchen? Wird sie nicht - ich meine, oh Gott, die Arme.«
    »Vergiss nicht, dass es sich um ein Tier handelt!«, wandte Nikolaus ein. »Das soll jetzt nicht gefühllos klingen, aber es ist ja nicht so, wie bei uns Menschen. Ich meine, ein Vogelweibchen unterwirft sich zwangsläufig dem - äh - stärkeren Geschlecht.«
    Katharina warf ihm einen Blick voller Todesverachtung zu. »Das ist echt mies«, sagte sie.
    »Nikolaus hat recht«, eilte ich ihm zur Hilfe. »Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass Sergius gegen die Regeln verstoßen hat. Das ist kein Kavaliersdelikt, es könnte weitreichende Konsequenzen haben, die wir noch gar nicht abschätzen können. Ich kann nur hoffen, dass es zu früh war. Wir haben erst Ende Dezember. Sicher, es gibt auch Paare, die extrem früh brüten, vielleicht schon im Januar. Aber wenn wir Glück haben, dann war sie noch gar nicht paarungsbereit.«
    »Ich glaube, mir wird schlecht«, sagte Katharina und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Es ist auch echt zum Kotzen!«, bestätigte Jaro.
    Was war nur in Sergius gefahren? Machte er sich etwa gar keine Gedanken um unseren Schwarm? Hatte er sich so wenig im Griff? Und dann bemächtigte sich ein anderer Gedanke meiner.
    Was ist, wenn ihm das nicht genügt?
    Was, wenn er immer noch nicht zufrieden war? Wenn er es genossen hat, diese Macht auszuüben? Wenn er dasselbe Machtgefühl wieder spüren, vielleicht sogar noch steigern wollte? Mir wurde schwarz vor Augen, wenn ich daran dachte, wie nah er Isabeau war.  
    »Was ist mit Milo?«
    »Er hat das Weibchen weggeschickt. Sie muss sich schnellstmöglich einen neuen Partner suchen, der sie und ihr Revier verteidigen kann. Wir müssen sie beobachten, hat er gesagt. Und Sergius - nun, Milo hat ihn ordentlich vertrimmt, aber was nützt das schon? Er hat ihm gedroht, dass er ihm die Augen aushackt, wenn er sich nur mehr die kleinste Kleinigkeit leistet. Aber er wollte ihn nicht zum Teufel jagen.«
    »Besser man hat ihn da, wo man ihn beobachten kann«, stimmte ich zu.
    Nikolaus nickte. »Arwed hätte Sergius bestimmt kaltgestellt.«
    »Niki!«, entfuhr es mir. »Du vergisst, dass auch Sergius ein Mensch ist!«
    »Er ist ein Schwein!«
    »Wo du gerade Schwein sagst«, meldete sich Jaro schüchtern zu Wort. »Kann ich vielleicht was zu essen haben? Der Weg hierher war echt anstrengend. Bin die ganze Zeit auf Vollpower geflogen.«
    »Ach Gott, ja«, sagte Katharina. »Tut mir leid, daran habe ich gar nicht gedacht.« Sie musterte Jaros schmächtige Gestalt.
    »Magst du vielleicht Pfannkuchen? Ich wollte gerade welche für die Kinder machen.«
    Jaro knirschte mit den Zähnen. »Das wäre toll.«
    Ich konnte förmlich seine Gedanken hören: Da kam er als Bote hier angestürzt, um eine wichtige Nachricht zu überbringen und Katharina wollte ihn an den Kindertisch setzen. Ich grinste, hielt mich aber wohlweißlich zurück, obwohl Jaro mir einen hilflosen Blick zuwarf, als Katharina ihn mit sich zog.
    »Was willst du tun?«, fragte Niki. »Du kannst jetzt nicht hier weg!«
    »Nein, natürlich nicht. Ich traue Milo durchaus zu, dass er Sergius in Schach halten kann. Aber mir wäre es natürlich lieber, wenn ich noch heute zurückkönnte.«
    »Denk nicht mal dran! Wir müssen gleich zur Probe. Dein Auftritt geht vor. Wir müssen euren Feind herauslocken, schon vergessen?«
    Ich hatte es nicht vergessen, aber ich sorgte mich um Isabeau. Sie ging immer alleine auf ihre Tour. Was passieren würde, sollte Sergius ihr über den Weg laufen, wollte ich mir lieber nicht ausmalen.
    »Ich weiß, an wen du jetzt denkst«, sagte Niki. »Aber da darfst du dich nicht reinsteigern. Sie kann schon selbst auf sich aufpassen, glaub mir.«
    »Aber sie ist auf so etwas nicht vorbereitet. Sie ist viel zu offenherzig.«
    »Das macht dir ganz schön zu schaffen.«
    Wie sehr konnte ich ihm unmöglich sagen. Niki öffnete den Mund, als wollte er etwas erwidern, besann sich dann aber anders. Da kam Katharina schon wieder mit Jaro zurück. Er trug eine abgewetzte

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