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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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stärker, und ich wischte mir das feuchte Haar aus der Stirn. Ich versuchte unseren Standpunkt genauer zu lokalisieren und war mir absolut sicher, dass der Brand auch die Fichte von Alexejs Schwarm vernichtet haben musste. Hoffentlich hatten sich alle Tiere rechtzeitig in Sicherheit bringen können!
    Aber was hieß schon Tiere? Ich spürte, wie die Angst mich überschwemmte.
    Alexej und Jaro sind noch in Prag! , versuchte ich mich zu beruhigen. Ihnen kann nichts passiert sein! Aber ich dachte auch an die anderen Raben. Nicht auszudenken, was ihnen vielleicht zugestoßen sein könnte.  
    »Na dann, fröhliche Weihnachten!«, sagte Marek.
    Ich drängte mich zu ihm. »Glaubst du, dass es ein Blitzeinschlag war?«
    »Zu fünf Prozent vielleicht.«
    »Nur fünf Prozent? Und die anderen fünfundneunzig?«, fragte Timo überrascht.
    »Brandstiftung.«

Freiheitserbe
     
     
     
    D ie Nacht hatte ich in einem kleinen, schmucklosen Zimmer verbracht. Die Wände zeigten eine altmodische Blümchentapete, die an mehreren Stellen eingerissen war. Die Holzdecke war dunkel getäfelt und am Fenster hingen grobgemusterte Vorhänge.
    Ich war nicht anspruchsvoll, aber doch froh, dass die alte Burg schon so weit restauriert war, dass es ein Badezimmer gab.
    Ich stellte mich unter die Dusche und ließ das heiße Wasser an mir herunterlaufen. Ich zog meine Sachen vom Vortag wieder an, ließ aber Weste, Krawatte und das Jackett liegen, bevor ich mich auf die Suche nach etwas Essbarem machte.
    Der General befand sich mit Šimon in der kleinen provisorischen Küche. Meine Großmutter runzelte die Stirn, als ich eintrat, und deutete missmutig auf einen Stuhl neben sich. Šimon begrüßte mich höflich und fragte, ob er mir einen Kaffee einschenken dürfte. › Pan Kniže ‹, sagte er zu mir, und ich hob irritiert die Augenbrauen an.
    Ob der General von ihm verlangt hatte, dass er mich mit diesem Titel ansprach? Das gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Ich kann mir denken, was gerade in deinem Kopf vorgeht«, sagte der General und tupfte sich den Mundwinkel mit einer Serviette ab.
    »Tatsächlich?«
    »Allerdings. Und ich kann dir sagen, dass es durchaus angebracht ist, wenn es dir auch nicht zu behagen scheint.«
    Ich wollte mich nicht schon am frühen Morgen auf einen Disput mit einer kampferprobten alten Dame einlassen und zuckte mit den Schultern. Meine Haare waren noch nass und ich spürte, wie Wassertropfen meine Kehle hinabliefen. Meine Großmutter schien es im selben Moment zu bemerken, ebenso wie mein offenstehendes Hemd, und sie schnalzte missbilligend mit der Zunge.
    »Schickt es sich, so am Tisch zu erscheinen?«, fragte sie herausfordernd.
    »Selbstverständlich nicht. Ebenso wenig, wie es sich für eine Dame schickt, mit ihrem Mund Geräusche zu produzieren, die die Aufmerksamkeit auf ihren Körper lenken«, gab ich zurück.
    Der General brauchte nicht lange, um diesen Hieb zu parieren. »Ich bin über achtzig! Für mich gelten solche Regeln nicht mehr. Ich habe Narrenfreiheit wie ein Kleinkind.«
    Das musste ich ihr wohl oder übel zubilligen. Sie beobachtete, wie ich mein Frühstück zu mir nahm.
    »Jedenfalls bin ich erfreut zu sehen, dass deine Manieren ansonsten nicht anstößig sind. Du scheinst sie in deiner wilden Zeit nicht verlernt zu haben.«
    »Was daran liegen muss, dass du sie mir als Kind zum Übermaß eingeflößt hast.«
    »Höre ich da einen Vorwurf heraus?«
    »Mit einem Lebensalter von über achtzig Jahren, kann es schon einmal vorkommen, dass man Zwischentöne missdeutet«, erwiderte ich.
    Sie nahm ihren Kaffeelöffel und schlug mir damit auf den Handrücken. Ich zuckte mit keiner Wimper und führte meine Tasse zum Mund.
    »Und was für ein Programm hast du für mich vorgesehen?« Sie hatte mit dieser Frage gerechnet, denn sie überlegte nicht eine Sekunde, bevor sie mir antwortete.
    »Šimon wird dich herumführen und dich mit allem vertraut machen. Mir ist das auf meine alten Tage zu anstrengend.«
    Sie bemerkte mein Stirnrunzeln.
    »Es ist tatsächlich so«, bestätigte sie. »Und wenn du alles gesehen hast, dann lass dich in die knihovna führen. Ich möchte etwas mit dir besprechen.«
    Ich nickte und leerte meine Tasse. »Wann passt es Ihnen am besten, Herr Šimon?«
    »Er richtet sich selbstverständlich nach dir«, antwortete der General an seiner statt, und ihr Ausdruck ließ mich jeden weiteren Kommentar hinunterschlucken.
    »Dann würde ich gerne sofort beginnen, wenn es Ihre Pläne nicht

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