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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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Weinanbau?«
    »Industrie«, verbesserte sie mich. »Früher war er bei der Zeitung. Hatte ein eigenes Blatt gegründet, später kam ein Fernsehsender hinzu. Aber das hat er alles verkauft und sein Geld in die Stahlindustrie investiert. Russische Stahlindustrie«, fügte sie bedeutungsschwer hinzu.
    »Er scheint damit ziemlich erfolgreich zu sein.«
    »Sehr erfolgreich.«
    »Opa ist reich!«, gab Marina ihre Meinung kund.
    »Darüber spricht man nicht!«, wies ihre Mutter sie zurecht.
    »Warum denn nicht? Ist doch toll, wenn Opa reich ist. Er hat Geld wie Heu!«, wiederholte sie stolz.
    »Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester und mach die Augen zu! Und die Ohren besser auch«, murmelte sie leise vor sich hin. Eine Weile schwiegen wir beide. Katharina öffnete mehrmals den Mund, seufzte und schloss ihn dann wieder, ohne etwas gesagt zu haben.
    »Beschäftigt dich etwas?«
    »Ja.« Sie lachte nervös. »Aber etwas ganz anderes. Was ist eigentlich mit dem Rabenweibchen passiert? Hat sie jemand gesehen? Ich meine, ist die Sache gut ausgegangen?«  
    »Sie brütet«, sagte ich düster.
    »Ach du Scheiße!«, entfuhr es ihr, und sie warf erneut einen Blick nach hinten, um zu sehen, ob keines der Kinder ihren Ausbruch mitbekommen hatte. Glücklicherweise war das nicht der Fall. Ich sah im Rückspiegel, wie Marina verträumt in der Nase bohrte. Karola schlief in ihrem Kindersitz.
    »Sie hat noch keinen neuen Partner gefunden. Milo und Jaro kümmern sich um sie und versorgen sie mit Nahrung.«
    »Wäre das nicht eigentlich die Aufgabe des ... Vaters?«
    »Allerdings.«
    »Ich dachte, es wäre noch zu früh? Hattest du nicht gesagt, dass sie wahrscheinlich noch gar nicht paarungsbereit war?«
    »Wie es der Zufall wollte, war sie es. Der Zufall oder das Schicksal, wer weiß das schon.«
    »Das ist ja wirklich furchtbar. Was glaubst du, was mit dem Nachwuchs passieren wird?«
    »Das ist ein Glücksspiel.« Ich atmete tief ein. »Und wo genau fahren wir hin?«
    »Um genau zu sein: Schloss Mělník«, erwiderte sie. Sie machte ein unglückliches Gesicht, und deshalb fragte ich nicht weiter nach.
    Es dauerte noch eine Weile, bis ich das Schloss inmitten der Weinberge sehen konnte. Katharina parkte auf dem Besucherparkplatz.
    Das Anwesen war vollständig renoviert und sehr gepflegt. Das Schloss selbst war im Stil der Renaissance erbaut worden, mit sandfarbenem Putz und leuchtend rotem Dach.
    »Sie schlafen beide«, sagte ich zu Katharina mit Blick auf die Rückbank.
    »Dann lassen wir sie schlafen. Ich zeige dir, wo du Nikolaus finden kannst und warte dann im Auto auf dich. Die zwei werden ja wohl nicht gerade in diesen fünf Minuten aufwachen. Hoffentlich«, fügte sie noch hinzu.
    Wir schlossen leise die Autotüren und gingen zum Eingangstor. Irritiert registrierte ich das Wappen, das über dem Tor in den Stein gemeißelt war. In zwei Feldern glänzte ein schwarzer Rabe mit goldener Leiste über der Brust. Es war das Stammwappen von Arweds Familie.
    »Warst du schon einmal hier?«
    »Nikis Vater hat uns erst letzte Woche zur Weinprobe hierher eingeladen. Wir haben uns das ganze Schloss angesehen. Die Speisesäle, die Salons, die Kapelle. Das war an dem Abend, als du babysitten musstest.«
    Wir betraten die Halle und Katharina sprach mit einer jungen Frau, die ein Tablett mit kostbarem Service spazieren führte.
    »Herr Sajenko ist mit seinem Vater im Weinkeller.«
    Dass man Nikolaus hier so gut kannte, wunderte mich sehr.
    »Gibt es etwas, dass du mir vielleicht sagen solltest, bevor wir hinuntergehen?«, fragte ich Katharina und deutete auf die schwere Steintreppe.
    Sie blieb stehen. »Eigentlich bin ich der Meinung, dass er dir das lieber selber sagen sollte. Ich bin nicht sicher, was du davon halten wirst.«
    »Du siehst mich im Augenblick mehr als verwirrt«, erklärte ich. »Wie kommt es -«
    »Er hat es gekauft!«, brach es aus ihr heraus. »Nikis Vater - Wassilij - er hat Mělník gekauft. Die Tinte auf den Verträgen ist noch nicht ganz trocken. Letzte Woche hat er uns deshalb hierher eingeladen, um die frohe Botschaft zu verkünden.«
    »Das heißt, Nikolaus weiß es seit ein paar Tagen?«
    »Ja.«
    Wir gingen die massive Treppe hinunter, und ich überlegte fieberhaft, was das alles bedeuten könnte. Ob Arwed von dem Verkauf des ehemaligen Familienbesitzes wusste? Er hatte es jedenfalls nicht erwähnt.
    »Wie weit geht es denn noch hinunter?«
    »Es gibt drei Kellergeschosse. Ich überlege, ob ich mich nicht drücken

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